Artikelsbriefe
Unter dem Landeshauptmann M.von Wallenrod war 1565 der des Lesens und Schreibens "vom lieben Gott nicht begabte" Hans Werner Befehlshaber der Veste, dem 1567 Hauptmann Hans Rost folgte.Über ihn beschweren sich alsbald der Zeugwart,der Büchsenmeister und die Landsknechte der Veste,weil er zu hohe Anforderungen im Wachdienste an sie stellte und sie bei der Auszapfung des Weines-beim Maß um 3 Pfennige-überteuerte.
Rost "beschränkte "ihres Vollsaufens halber" den Stadturlaub der Landsknechte,worauf sie ihm "die Rohre in die Seiten hielten".1568 trat Jobst von Witzleben an seine Stelle,der auf Grund eines 1569 aus Weimar datierten Artikelsbriefes die Landsknechte feierlich neu vereidigte und in eine strenge Zucht nahm.
Es wurde vorgeschlagen,die bei geringer Besoldung aufgenommenen "leichtfertigen" Wächter durch fromme und "unverdächtige" mit besserer Löhnung zu ersetzen.Es befanden sich zu dieser Zeit 10 Landsknechte,12 Wächter,je ein Hausvogt,Küchenschreiber,Büchsenmeister,ferner Torwächter und Türmer (mit Trompeten) im Dienst.
Dann traten 1569 die neuen Artikel in Kraft:
Alle Knechte müssen auf vier Jahre verpflichtet werden.Wenn nicht zur rechten Zeit gleich ihre 40 Gulden ausbezahlt würden,sollten sie ihren Dienst gebührend weiter versehen und Geduld haben.Kein Knecht darf ohne Erlaubnis des Hauptmannes von der Festung in die Stadt oder sonsthin-bei Leibesstrafe. Ans Leben sollte es den Knechten gehen bei: Verräterei,Meuterei,Schlägerei oder Bruch des Burgfriedsens!
Zur Übung im Kriegsbrauch verlegte von Witzleben 1570 über 40 Coburger Bürger auf die Veste,was den Rat der Stadt zu einer beschwerde beim Landesherrn veranlaßte.Johann Wilhelm befahl,die Bürger wieder abzuschaffen und zu beurlauben.
Inzwischen wuchsen die unmündigen Söhne Johann Friedrichs des Mittleren heran.Sie wurden durch Reichstagsbeschluss in die väterlichen Besitzrechte eingesetzt.Wohl oder übel teilte Herzog Johann Wilhelm von Weimar 1572 mit den beiden so,das sie mit Gotha auch Coburg erhielten.Sie wurden bis 1586 der Vormundschaft der Kurfürsten von Sachsen,Brandenburg und der Pfalz unterstellt.Der Kurfürst August von Sachsen benutzte die Gelegenheit und bemächtigte sich "käuflich" eines erheblichen Teiles des Geschütz und Munitionsbestandes der Veste - eine herbe,nie mehr zu ersetzende Einbuße am Waffenpark,die der verschwenderischste der Vormünder gelassen einsteckte,ehe er wenige jahre später Schwiegervater des einen der jungen Prinzen wurde!
1581 wurden laut Inventar nach Leipzig geschafft:
1 große,1 mittlere Steinbüchse,4 halbe Kartaunen,3 große und 4 kleine Quartierschlangen,7 Innsbrucker und 3 halbe Schlangen,2Steinbüchsen "Schildkröten",4 Keilstücke,4 Straubüchsen,1 großer Feuermörser,ferner Kammerstücklein,11 Mörser,8 Schrotfässer,Kugeln und anderes Zubehör.
Es waren insgesamt 60 Geschütze welche die Veste auf Nimmerwiedersehen verlor!
1586 kamen endlich dei beiden jungen Prinzen zur gemeinschaftlichen Regierung,von denen der ältere 1596 die Coburgischen Lande mit einigen Thüringischen Ämtern allein übernahm:
Herzog Johann Casimir, einer der bedeutendsten Regenten,die das Herzogtum je besessen hat.(so Walther Föhl!)
Leider machte J.C. die Veste zu einer peinlichen Familientragödie,weil er glaubte ,einen Beweis für die eheliche Untreue seiner von ihm stark vernachlässigten Gemahlin Anna in der Hand zu haben,die er sich als kursächsische Prinzessin vom Dresdener Hof geholt hatte.Er ließ sich von ihr scheiden und sperrte sie ins Kloster Sonnefeld ein, später dann an seinen sichersten Platz: ab 1603 auf der Veste.F.f.