Frau Waltraud Gulder verlässt den TCC. Fast zeitgleich monieren die Altstadtfreunde Coburg: "Beunruhigend wären auch die Touristenzahlen, die ebenfalls in den letzten Jahren (sic!) rückläufig wären."
Es stellt sich die Frage, wie man wieder mehr Touristen nach Coburg locken kann.
Da ich seit 32 Jahren in dieser Branche arbeite, bilde ich mir ein, mir ein Urteil erlauben zu können:
Vor etwa 10 Jahre, als ich wieder mal in Coburg und u.a. mit meinem damals halbwüchsigen Sohn (damals auf dem "Rittertrip") auf der Veste war, habe ich richtig gemerkt, wie steril das alles dargeboten wird. Die Glaskästen, die an der Auffahrt zur Veste für die Kunstsammlungen werben, passen da hin wie die Faust aufs Auge. Vermittelt wird dem Veste-Besucher so gut wie nichts. Geschichte muss auch ein wenig "inszeniert" werden. Ähnliches gilt für die Innenstadt.
Ich habe damals einen Brief an OB Kastner geschrieben. Er hat mir sogar geantwortet - und mich an die Landesstiftung verwiesen, weil die ja für die Veste zuständig ist (wer es nicht wissen sollte: Der jeweilige OB von Coburg sitzt kraft Amtes im Stiftungsvorstand).
Mit "Kollege-kommt-gleich"-Mentalität beweist man allenfalls Servicewüste Deutschland, aber keine innovative Tourismusentwicklung. Coburg bietet Geschichte zum Anfassen pur wie nur wenige deutsche Städte, aber schläft einen Dornröschenschlaf. Statt sich um das nahe liegende und relativ leicht umsetzbare zu kümmern, streitet man sich um das unsinnige Kongresshotel.
Aber bei kommunalen Tourismusinstitutionen ist es fast immer so: Jeder verreist, also weiß jeder (Stadt- oder Gemeinderat), wie Tourismusmanagement funktioniert. Anstatt es Leuten zu überlassen, die das gelernt haben.
Coburg braucht einen Manager, der zu dieser Stadtgeschichte steht. Dazu gehoert der Adel, das Dritte Reich und ein Bratwurststand am Albertsplatz. ----------------------------------------------------------------- Auch Martin Luther waere ein Anziehungspunkt. In einer amerikanischen Reisezeitschrift ist eine Tour "An Enlightening Journey Through Germany's Luther Country" beschrieben. Ausfuehrlich berichtet wird ueber Eisenach und die Wartburg, sowie Wittenberg, Eisleben, Weimar und Erfurt. In dem drei Seiten langen Bericht habe ich vergebens nach dem Wort "Coburg" gesucht.
Die Coburger Geschichte wird nicht genügend und nicht professionell genug angeboten. Es gibt ein Dorf in der Nähe von Trier, in dem damit geworben wird das dort Vorfahren (sic!) von Beethoven gelebt haben - und bei uns?
Als Herr Kahle in den Ruhestand ging, hat seine Nachfolgerin unser letztes, de facto fertig gestelltes Projekt, ohne Begründung einstellen lassen. Zu diesem Zeitpunkt war aber schon ein bestimmter Betrag dafür investiert worden - nutzlos ausgegeben also. Wir habens ja.
Waltraud Gulder im Februar 2012 über die Aufgaben des TCC: Touristen betreuen, Unterkünfte vermitteln, auf Messen und in Medien werben, Prospekte und Internetauftritt auf dem neuesten Stand halten, Goldene Buch der Stadt, Weihnachtsmarkt, Samba-Fest, HUK-Coburg-Open-Air-Sommer, Vogelschießen und Schloßplatzfest.
Vom Vermitteln der Geschichte Coburgs stand da (CT 30.03.2012) nichts zu lesen! Wer aber macht das dann? Die Antwort ist offensichtlich.
Zitat CT: "2010 wurden noch 65.000 Euro für all das ausgegeben. Insgesamt hat die Stadt Coburg 1,16 Millionen Euro an den Torismusbetrieb Tourismus Coburg (TC) überwiesen, damit dieser seine Aufgaben erfüllen kann. Zwar hat der TC auch noch einige eigene Einnahmen, aber die decken nur 12 Prozent seiner Kosten."
Die Differenz dieser Beträge kann ich als Kaufmann - auch unter Berücksichtigung der Personalkosten - nicht nachvollziehen.
Da es sich um einen kommunalen Eigenbetrieb handelt, müsste der Wirtschaftsplan zumindest über ein Stadtratsmitglied verfügbar sein. Nach meiner Kenntnis wurden diese in öffentlicher Sitzung behandelt und beschlossen.
Ansonsten ist das, speziell bei den Festen, alles eine Frage der Kalkulation. Die Eigenfinanzierungsquote von kommunalen Tourismusorganisationen ist meistens recht gering, vor allem bei einem solchen Aufgabenspektrum.