Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Was damals getextet und gedichtet wurde, unglaublich. Ich habe auch den Coburger Radlermarsch gefunden:
Zitat Gezäumt ist unser Ross im Nu, Schon steckt der Fuß im Bügel;
Wir sitzen auf, wir reiten zu, Als hätt` das Pferdchen Flügel-
Hei, wie es flugs von dannen schiesst, Leichtfüssig weit und weiter;
Am Wege steht die Maid und grüsst Die flinken Stahlrad Reiter.
Uns aber treibt`s wie Sturmwind fort, Nicht hält uns zartes Lieben,
Nur du, viel edler Radfahr-Sport, Bist uns ins Herz geschrieben!
Es töne laut zu jeder Stund` Dein Lob in unsern Liedern;
Hurrah, du Coburger Radfahr-Bund Ein Hoch des Radfahr-Brüdern!
(Coburgica XVII 79 7/1992)
Und dazu ein Beitrag in der Coburger Zeitung vom 07.07.1899
Zitat Coburg, 6. Juli. Radlermarsch. Für die zahlreichen Radler und Radlerinnen in unserer Stadt dürfte es von Interesse sein zu erfahren, daß soeben ein neuer Radlermarsch von Otto Werner erschienen ist, den die Riemann’sche Hofbuchhandlung am Markt in ihrem Schaufenster ausgestellt hat. Der schneidige Marsch, Repertoirstück unserer Militärkapelle, gelangt u. A. auch bei dem großen Kellerfest zur Aufführung, welches am 17. d. Mts. in München anläßlich des 16. Bundestages des Deutschen Radfahrerbundes stattfindet. Schon der eigenartige Titel, ein hervorragendes Kunstwerk der Röder’schen Offizin in Leipzig, dürfte die Aufmerksamkeit der Passanten in Anspruch nehmen; derselbe wird in den nächsten Tagen auch als Radler – Ansichtspostkarte erscheinen und gewiß zu den schönsten gehören, was bisher auf dem Gebiet der Ansichtspostkarte geleistet worden ist. Dem musikliebenden Publikum sei der Marsch bestens empfohlen.
Ich finde es sehr schade, dass dieser, ich nenne es mal "Lokalpatriotismus" im Laufe der Jahre verloren gegangen ist. Das ist zumindest mein Empfinden. Man kommt halt aus Coburg. Manche wissen vielleicht noch, dass Coburg von hoher Bedeutung im europäischen Adel ist/war, vor allem durch Albert & Co. Aber warum und weshalb wir DIE "Residenzler" sind, weiß kaum einer. Und so fühlen tun sich nur die aller wenigsten.
Musik spielte durch ihre Funktion als Träger historischer und kultureller Erzählungen eine entscheidende Rolle bei der Ausbildung der Coburger Identität. Während des Heimatfestes setzte man zahlreiche musikalische Vorführungen als zentrales Element ein, um die regionale Verbundenheit und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Die Aufführungen von Volksliedern und regionalen Musikstücken halfen zudem, die kulturellen Wurzeln zu verstehen und eine gemeinsame Identität zu formen. Der Komponist Karl Türk war maßgeblich daran beteiligt, das musikalische Erbe des Coburger Landes zu bewahren und weiterzugeben. Dies geschah durch Vertonungen von Mundartgedichten wie im Fall seines Werks „Hoch Coburg!“. Aber auch Türks „Coburger Schulliederbuch“ von 1914 trug mit einer Sammlung regionaler Musikstücke und Volkslieder zur Förderung des Heimatgedankens bei. Zusammenfassend war Musik, insbesondere in Form von Dialekt- und und Volksliedern, unerlässlich für die Identitätsbildung im Coburger Land.
Bildende Kunst Die bildende Kunst spielte bei der Ausbildung der Coburger Identität eine große Rolle. Man setzte sie beim Heimatfest ein, um die regionale Identität zu stärken und die Erinnerung an die Veranstaltung zu bewahren. Verantwortlich dafür waren die Coburger Kunstmaler Otto Wiegk und Heinrich Höllein. Wiegk schuf dabei ein symbolträchtiges Bild, das die Veste Coburg zum zentralen Bildmotiv machte. Nach dessen Tod übernahm Heinrich Höllein die künstlerische Gestaltung. Seine Festplakate und Broschüren prägten fortan das Heimatfest.
Neben lokalen Künstlern band man auswärtige Maler wie Willy Knabe und Martin Frost (beide Berlin) in das Projekt ein. Obwohl ihr Bezug zur Veste weniger stark ausgeprägt war, trugen sie durch ihre Werke zur bildlichen Dokumentation und damit zur Identitätsbildung bei.
Insgesamt war es die Aufgabe der bildenden Kunst, die Coburger Identität visuell zu prägen und dauerhaft in der Erinnerung der Bevölkerung zu verankern.
Zitat von Christian im Beitrag #3 ........ So brachte die Coburger Buchhandlung Schubert einen Bildband heraus, der 60 Fotografien vom Festumzug und anderen Veranstaltungen im Rahmen des Heimatfestes beinhaltete. Auch Einzelblätter waren daraus erhältlich. ..... ........
Nach dem Anschluss Coburgs an Bayern im Jahr 1920 durchlebten die Bewohner Vestestadt eine seelische Krise. Geprägt durch den Verlust der politischen Bedeutung und den Wandel von der Residenz- zu einer kleinen bayerischen Landstadt suchten viele von Ihnen nach eine neue Identität. Das erkannten auch die Politiker. Man nutzte daher 1924 die Einweihung der renovierten Veste Coburg dazu, ein großes Heimatfest zu veranstalten. Dieses sollte das entstandene Vakuum auf unterschiedliche mediale Weise auffüllen. Der Fabrikant und frühere Coburger Landtagspräsident Max Oscar Arnold übernahm die Organisation der Feierlichkeiten. Er war auch 1909 der Initiator der Veste-Sanierung gewesen. Fachliche Unterstützung fand er vor allem bei Stadtinspektor Alfred Sauerteig, der die inhaltliche Ausgestaltung des Heimatfestes übernahm. Gemeinsam mit weiteren Experten und Mitgliedern des Heimatvereins Coburg gestalteten sie das Fest bewusst als Inszenierung einer neuen Coburger Identität.
Trachten spielten als optische Darstellung der eigenen Identität bei diesem Heimatfest auch eine große Rolle. Die Bilder zeigen eine Zusammenkunft von Trachtengruppen im Veilchental des Hofgartens, anlässlich des Heimatfestes.