Diese Villa ist wohl eine der interessantesten Gebäude in Coburg überhaupt!
Eine der markantesten Villen Coburgs ist das Haus Hohe Straße 30. Im Jahr 1874 entwarf der Architekt Julius Martinet inmitten eines parkähnlichen Geländes ein Wohnhaus im Stil einer klassisch-römischen Villa. Auftraggeber war der Kaufmann Adolf Schirmer. Dieser verkaufte es 1888 an den Arzt Max Gottschau. In den folgenden Jahren wurde die Villa immer weiter um- und ausgebaut, bis sie 1911 ihr heutiges Aussehen erhielt. In dieser Zeit entstand eine große Sonnenterrasse mit Blick auf das Itztal und das markante Eingangstor an der Hohen Straße. Anfang 1919 erwarb der jüdische Prediger Hermann Hirsch das Anwesen. Er unterhielt dort ein Pensionat für auswärtige jüdische Schüler, die zum Unterricht auf das Casimirianum oder der Oberrealschule Ernestinum gingen. Nachdem immer mehr jüdische Kinder aus den öffentlichen Schulen herausgedrängt wurden, wandelte Hirsch das Pensionat bis 1935 zu einer Volksschule. Die Einrichtung existierte bis zur Reichspogromnacht 1938. Die Einrichtung wurde damals zerstört, das Lehrpersonal verhaftet und die Kinder nach Hause geschickt. In der Folge wurde Hermann Hirsch enteignet und die Villa in die Hände des Deutschen Reiches. Zwischen 1938 und 1942 war hier das Wasserstraßen-Vorarbeitenamt für den geplanten Main-Werra-Kanal, der an Coburg vorbeiführen sollte, untergebracht. Nach dem 2. Weltkrieg erhielt die Familie Hirsch, welche 1939 nach Palästina flüchten konnte, das Haus wieder zurück, verkaufte es aber kurz danach. In den letzten Jahren wurde die Villa vorbildlich saniert.