Die Bezeichnung Bahnhofsplatz war zwar seit 1875 geläufig, wurde aber erst 1995 offiziell eingeführt. Dafür war bei einigen Häusern der Bahnhofstraße eine Adressänderung notwendig. Der Bahnhofsplatz liegt zwischen der Lossaustraße und der Bahnhofstraße und wird vor allem durch das große HUK-Verwaltungsgebäude dominiert.
An dieser Stelle befand sich früher, bis 1965, das Hotel Excelsior (Lossaustraße 7), das Palais Ratibor (Bahnhofstraße 46) und das Doppelwohnhaus Bahnhofstraße 42-44. Die Historie dieser Gebäude befinden sich unter den früheren Adressen.
Der herzogliche Bauinspektor Jacob Lindner kaufte 1867 das Grundstück an der Bahnhofsstraße zwecks Bebauung mit einer neugotisch gestalteten Villa. Im Jahr 1872 erwarb Friedrich Carl Graf von und zu Ortenburg, der auf Schloss Tambach wohnte, das Grundstück mit Wohnhaus und Nebengebäude und nutzte es als Stadtresidenz. Nach dem Verkauf an den schlesischen Hotelier Wilhelm Grosser im Dezember 1904 folgte 1905 der weitgehende Neubau zu einem repräsentativen Hotel mit 33 Fremdenzimmern nach Plänen von Paul Schaarschmidt. Wohl als Erinnerung an den Vorbesitzer nannte Grosser das Hotel Reichsgraf. In den Jahren 1910 und 1911 ließ Grosser das Gebäude durch das Aufstocken mit zwei Geschossen auf dem seitlichen Saalbau und Anbau einer überdachten Veranda erweitern.
Im September 1919 kaufte die Gothaer Waggonfabrik das Anwesen und verlegte ihre Direktion von Gotha nach Coburg. Sie ließ den Haupteingang an die linke Hausecke verlegen und den alten Zugang sowie die Terrasse als Anbau schließen. Nach der Vereinigung des Freistaats Coburg mit dem Freistaat Bayern im Sommer 1920 kehrte die Direktion der Waggonfabrik nach Gotha zurück. Sie veräußerte Anfang 1921 das Gebäude wieder an Grosser, der das Hotel neu eröffnete. Im Jahr 1927 entstanden an der Bahnhofsstraße ein Garagenanbau und eine eigene Hoteltankstelle, die bis 1951 betrieben wurde. Zwischen 1939 und 1945 erfolgte die Verwendung des Hotels als Reservelazarett und Umsiedlungslager.
Nach der Zerstörung des Landgerichtsgebäudes in der Ketschendorfer Straße im April 1945 wurde der ehemalige Speisesaal der Hotels bis 1954 für die Schwurgerichtsverhandlungen genutzt. Anschließend hatte das Hauptzollamt seinen Sitz in dem Gebäude bis 1969. Nachdem dem Tod von Grosser im Jahr 1955 verkauften seine Erben das Anwesen. Im Erdgeschoss war ab 1960 eine Bar und ab 1977 eine Diskothek untergebracht. Von 1989 bis 1991 erfolgte ein durchgreifender Umbau für mehrere Arztpraxen und eine Apotheke.
Das villenartige Doppelwohnhaus im neuklassizistischen Stil wurde 1865 für den Taubstummenlehrer Ottmar Junck und den Finanzrat Georg Pertsch[1] erbaut. Einen zweiachsigen Mittelrisalit mit Zwerchhausgiebel und Giebeldreieck, flankiert auf beiden Seiten von zwei Fensterachsen, besitzt die Straßenfassade des zweigeschossigen Gebäudes. An beiden Seiten, die ebenfalls zweiachsige Risalite aufweisen, befinden sich Podesttreppen zu den Hauseingängen.
Bei den letzten Umbauten 1989/91 beim Hotel Reichsgraf verschwanden ja auch die aufwändigen Giebeldekorationen. Gibt es vielleicht ein Bild/Postkarte auf der diese noch zu sehen sind?
Das Eckhaus an der späteren Kanalstraße, einem damaligen Flutgraben der Lauter, ließ sich 1873 der Kaufmann Fritz Hertha als Mietshaus in neuklassizistischem Stil errichten. Das Wohnhaus wurde 1897 um ein rückwärtiges, eingeschossiges Lagerhaus, 1906 um einen Verandaanbau und 1909 um einen Gartenpavillon erweitert. 1909 folgte eine Aufstockung und 1958 eine Vergrößerung des Lagerhauses. Das villenartige, dreigeschossige Gebäude besitzt einen behauenen Quadersockel auf dem eine verputzte Fassade, geschossweise gegliedert durch Gesimse, steht. Den oberen Abschluss bildet ein aufwändig dekoriertes Kranzgesims mit ornamentaler Behandlung des Architravs und der Konsolen. In den beiden Obergeschossen der Hauptfassade fassen Gebälke die beiden mittleren Fenster zu Zweiergruppen zusammen.
Danke für die Karte. Weiß man eigentlich genau, wann diese Giebeldekorationen verschwunden sind? Ich hab noch ein Postkarte gefunden, die von Ende der 1970iger stammt, da sind diese Dekorationen auch nicht mehr zu sehen.