Der Obere Bürglaß beginnt am Theaterplatz und mündet in den Steinweg. An der Entstehung des Namens scheiden sich die Geister
Für „Bürglaß“ gibt es drei ernsthafte Deutungen – alle hängen mit der Veste/„Burg“ und der Topographie zusammen. Dialektal (Ostfränkisch/Itzgründisch) ist dabei die heute amtliche Schreibform mit „ü“ und die Verkürzung der zweiten Worthälfte gut erklärbar.
Burggelass („burgsichere Ansiedlung“)
Die Stadt Coburg verweist ausdrücklich darauf, dass Bürglaß auf Burggelass zurückgehe, also eine durch die Burg geschützte, frühe Siedlungsstelle (wörtlich „Gelass/Ort bei der Burg“). Aus Burg-Gelass wurde lautnah Bürg-laß (im Dialekt gern mit [ü]) – das passt zur frühen Besiedlung am Burgfuß. „Gelass“ (ältere Schreibung Gelaß) ist ein altes Wort für Raum/Unterkunft; als Bestimmungswort in Orts- und Flurnamen ist die Verkürzung ohne „Ge-“ typisch.
Burgleite („Hang am Burgberg“)
In der amtlichen Baudenkmäler-Liste wird als Möglichkeit mhd. burc-lîte (= Burg-Leite, süddeutsch für Abhang/Hang) genannt. Topographisch passt das sehr gut: Oberer/Unterer Bürglaß liegen genau am Anstieg zur Veste. „Leite“ ist im Oberdeutschen ein verbreitetes Wort- und Namenbildungselement für steile Hänge.
„Durchlass“-Deutung (volksetymologisch)
Weil es in Coburg das Bürglaßtor (Stadttor, abgebrochen 1971) und die Bürglaßbrücke gab/ gibt, liegt eine Lesart „Burg-Durchlass“ nahe (-laß ↔ Durchlaß/Durchlass). Belegt ist diese Ableitung jedoch nicht – sie erklärt eher die spätere Tor-/Brückenbenennung als den Straßennamen selbst.
Dialektentwicklung – warum „Bürg-laß“?
Burg → Bürg: Ostfränkisch zeigt häufig gerundete Vorderzungenvokale; eine lokale „Bürg“-Aussprache ist in Orts- und Siedlungsnamen verbreitet und spiegelt sich in der Schreibweise. (Allg. Überblick zu fränkischen Dialekten: HLB.) Historisches Lexikon Bayerns
Gelass → -laß: Das alte Gelass/Gelaß (Duden) verliert in Zusammensetzungen leicht das Präfix Ge-; die Kurzform -laß ist in Eigennamen stabil. Die heutige „ß“-Schreibung ist bei historischen Namen üblich. Duden
Fazit
Am besten belegt ist die **Burggelass-**Erklärung der Stadt Coburg (burgnaher, geschützter Siedlungsplatz). Burgleite ist topographisch zwingend plausibel und als mhd. Wortbildung unproblematisch; sie gilt daher ebenfalls als mögliche Herkunft. Die „Durchlass“-Lesart erklärt vor allem Tor/Brücke, nicht zwingend den Straßennamen.