Letzte Woche war ich bei der Stolpersteinverlegung, und ich muss sagen, es war eine unglaublich berührend. Die Namen der Opfer durch Schüler laut ausgesprochen zu hören, ihre Geschichten zu hören und ihnen auf diese Weise ein Stück ihrer Würde zurückzugeben, hat mich tief bewegt. Es war ein Moment des Gedenkens und der Stille.
Doch leider hat eine Sache diesen ansonsten so würdevollen Anlass für mich überschattet. Es gab eine Frau, die sich ständig in den Mittelpunkt drängen musste. Sie sprach laut und verhielt sich, als sei sie die Organisatorin des Ganzen – obwohl das offensichtlich nicht der Fall war. Sie gab Anweisungen, posierte auffällig für Pressefotos und zog immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich selbst.
Für mich war das in diesem Kontext einfach unpassend. Es sollte an diesem Tag nicht um persönliche Selbstdarstellung gehen, sondern um die Menschen, die ihr Leben verloren haben – Menschen, die entrechtet, verfolgt und ermordet wurden. Ihr Leid und ihre Erinnerung standen im Mittelpunkt, und genau das sollte nicht durch solches Verhalten verwässert werden. Ich finde, bei einer Veranstaltung wie dieser ist es wichtig, sich zurückzunehmen und dem Anlass mit der gebotenen Ernsthaftigkeit zu begegnen. Es geht nicht darum, wer am lautesten ist oder wer die meiste Aufmerksamkeit bekommt, sondern darum, die Opfer zu ehren und gemeinsam ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen.
Trotz dieses störenden Moments bin ich dankbar, dabei gewesen zu sein. Denn solche Momente des Gedenkens sind wichtiger denn je – gerade in einer Zeit, in der es darum geht, die Lehren der Vergangenheit wach zu halten und deutlich zu machen, dass Faschismus und Menschenverachtung in unserer Gesellschaft keinen Platz haben dürfen.