Coburger KZ´s

#1 von bobo_1 , 01.09.2004 00:58

Hat vielleicht jemand nähere Einzelheiten zu u. g. KZ´s?

In Antwort auf:
Drobisch schrieb 1993 über Coburg:

Art des Lager: Frühes Konzentrationslager

Eröffnung: 20.03.1933

Die Gefangenen waren in einer Herberge und in einer Polizeikaserne untergebracht. Die Bewachung erfolgte durch SA, SS und Polizei.
Aufgrund unzureichender Information ist der Standort des Lagers nicht genau zu lokalisieren.

Quelle: Klaus Drobisch - System der NS-Konzentrationslager 1933-1939, Berlin 1993.


In Antwort auf:
In einem Verzeichnis des Internationalen Suchdienstes für ehemalige Standorte von KZ´s:

Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald bei Neustadt b. Co.

Eröffnung: 07.09.1944

Schließung: 06.04.1945 ("Evakuierung")

Geschlecht: Frauen

Einsatz der Häftlinge bei: KALAG (Kabel- und Leitungswerke AG), Neustadt bei Coburg

Quelle: Internationaler Suchdienst (Hg.): Verzeichnis der Haftstätten unter dem Reichsführer SS (1933-1945). Konzentrationslager und deren Außenkommandos sowie andere Haftstätten unter dem Reichsführer SS in Deutschland und deutsch besetzten Gebieten, unveröffentlichtes Manuskript, Archiv Arolsen, Arolsen 1979.


Mich würde interessieren

Zu Coburg:

- handelt es sich bei den Angaben um zwei Lager und welche Herberge kann gemeint sein (doch nicht die am Pelzhügel)?

- wann wurden das/die Lager in Coburg geschlossen und wo waren die Häftlinge eingesetzt?

- Was geschah mit den Häftlingen?

Zu Neustadt

- Wo befand sich das Lager genau in Neustadt?

Zu Beiden

- Wo sind dazu die Gedenkstätten?
MfG

BOBO
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RE:Coburger KZ´s

#2 von gerd , 02.09.2004 12:51

Hallo Bobo,bei besagter Polizeikaserne bin ich überfragt!
Bei der Herberge dürfte es sich um die sogenannte "Alte Herberge " in der Rosengasse handeln.Das Haus war das Rückgebäude vom Rathaus und hatte die Nummer 2 und 3.Am 23.8.1937 begann der Abbruch des Hauses,um für den Neubau/Umbau des Rathauses,sowie der Sparkasse Platz zu schaffen.Bei Sandner auf Seite 146 unten ist ein Bild von dem alten Gebäude zu sehen.
Der dort gezeigte Torbogen ist ja heute noch fast so vorhanden.Früher, als wir noch die Stadtpolizei in Coburg hatten,war dort die Hauptwache untergebracht.(Auch die Arrestzellen)-Weiter bestand ,ähnlich wie heute, ein Durchgang zur Ketschengasse!Im gepflasterten Hof des Rathauses war die Gaststätte "Zum Zollhof" beheimatet.
In dieser "Alten Herberge" waren nachweislich die ersten "unbequemen" Volksgenossen inhaftiert,ebenso waren die ersten Jüdischen Bürger dort den Misshandlungen der "Braunen" ausgesetzt.
Nach dem 2.WK mußte sich der ehemalige Bürgermeister Schwede einem Gericht stellen und dabei kamen auch die "Machenschaften" von damals (33) zum Vorschein!
Hierbei wurden auch bekannte Coburger verurteilt,die damals feste mit auf die wehrlosen Opfer eigetroschen haben.(Sind namentlich bekannt-aber schon verstorben)
mfg gerd


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RE:Coburger KZ´s

#3 von gerd , 02.09.2004 14:05

Will Dir weitere Erklärungen geben,schreibe das aber erst einmal auf und füge es dann hier ein!
mfg gerd


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RE:Coburger KZ´s

#4 von gerd , 02.09.2004 17:48

Hallo Bobo, im Buch von Hubert Fromm "Die coburger Juden" wird von der Alten Herberge berichtet,auch von dem Gerichtsverfahren um das Jahr 1951 gegen den ehemaligen Bürgermeister Schwede.Meine Erinnerung an das Haus dort in der Rosengasse waren also richtig.
Bei dieser Gelegenheit noch an ein länger zurückliegendes Thema,wo Du Fragen getellt hattest.
Bei dem Namen "Jungdeutscher Orden" handelte es sich in den 20er Jahren um eine Vereinigung in Deutschland,die sehr Nationalistisch eingestellt war.
In Coburg gaben sie eine Schriftreihe heraus mit den Namen "Coburger Warte".
Hier wurde ganz offen zu Taten gegen alle Leute aufgerufen die die Außen,sowie Innenpolitischen Vereinbarungen für gut hießen.Das war in den Augen des J.O. der Versaier Vertrag und innenpolitisch die Ausmerzung allen
Fremdrassigen.Hier wurde ganz offen gegen die Juden gehetzt.
Der Gründer des J.O. in Coburg war der in Neustadt geb. Pfarrer(!!)
Helmuth Johnsen. Der J.O. wurde 1920 in Kassel gegründet und suchte sein Vorbild in Deutschen Ritterorden bzw.in den Balleien der Deutschorden Ritter des Ostens.(Du hast sicher schon von der Feste Marienburg in Ostpreußen gehört,das war die Ordensburg dieses Ordens schlechthin)
Zu den Nazis ergaben sich vor allem Unterschiede in politischer Hinsicht sowie in sittlicher Haltung.Dagen bestand damals Doppelmitgliedschaft zum damaligen "Schutz und Trutzbund"
Johnson war in den 20er Jahren der populärste Politiker im Coburger Raum.
Lebensweg-Gymnasium-Studium Theologie ,begeisterter Frontsoldat,aktiv im Freikorp danach Pfarrer in Gauerstadt.Wo der Orden auftritt,sofort Reibereien mit sozialdemokratisch orientierten Arbeitern.Deutliches Sprachrohr für das was die rechten Kreise gerne hören .
Der J.O. stellt sogar ein Regiment auf und übernimmt im Coburger Raum notpolizeiliche Maßnamen!
Es war also in der unruhigen Zeit nach dem 1.WK als die Freikorps und solche Gruppen von sich Reden machten.

Ich sehe diese Leute als Wegbereiter des Nationalsozialismus in Deutschland.
Johnson ist dann bis 1928 in München Abgeordneter im "Völkischen Block" der aber langsam auseinander fällt.Die Nachfolge übernehmen die Nazis.J.überwirft sich mit dem Coburger NSDAP Chef Schwede und geht zu den Nazis auf Distanz.J.geht wieder in seine Gemende Gauerstadt, verlässt den Ort allerdings schon 1929, mit dem Ziel Lübeck.(Hier Dompfarramt).Er wird später Landesbischof von Braunschweig und stirbt 1947 in Kriegsgefangenschaft in Jugoslawien.


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RE:Coburger KZ´s

#5 von gerd , 02.09.2004 18:18

Bei Hubert fromm in "Die coburger Juden "heißt es auf Seite 61:...In der Zeit vom 9.März bis zum 24.April 1933 werden 150 Personen festgenommen,darunter 39 Juden.Insgesamt werden 83 Personen in der "Alten Herberge",einen sich ans Rathaus anschließenden Gebäude, mißhandelt.
(Private Erinnerung zu diesem Thema: Meine Großeltern wohnten damals bei der bekannten Bäckerei Feiler in der Rosengasse.Ich kann mich erinnern, wenn von Damals dort in der "Herberge" erzählt wurde,und die Großeltern waren ja unmittelbare Nachbarn, hat die Oma sofort das Wort ergriffen und recht resolut ein anderes Thema verlangt.Und das, nachdem das alles schon 20 bis 25 Jahre vorbei war!-Man sieht, das was dort in den 30er Jahren passiert ist
war Stadtgespräch aber keiner hatte den Mut dagegen etwas zu unternehmen.
Es ist natürlich für uns Heutige ein Leichtes,den ersten "Stein" zu werfen!!
Ich frage mich: wie hätten wir gehandelt??
mfg gerd


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RE:Coburger KZ´s

#6 von gerd , 02.09.2004 18:25

Bobo, eine Gedenkstätte ist meiner Meinung nach nicht vorhanden,als sich der "Erste Rappel" der neuen Machthaber gelegt hatte wurden ja viele der Häftlinge wieder entlassen,allerdigs Mundtot gemacht,es ist aber denkbar das Manche nach Dachau verbracht wurden!Man müßte hier wie immer in den Archiven forschen.Vielleicht findet sich aber auch irgendwo ein Link darüber?
mfg gerd


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RE:Coburger KZ´s

#7 von Rolf ( Gast ) , 02.09.2004 19:31

@ Gerd

Du hast doch die Bücher dazu, schreib das in die Zeitleiste. Das interessiert doch sicher viele Menschen.


Rolf

   

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