Der Adamiberg (Beitrag vom 29.05.2009)

#1 von Christian , 29.05.2009 08:46

1727
Erstmalige Erwähnung eines Gartengrundstücks auf dem Gelände der beiden Gartenhäuser auf dem Adamiberg. Besitzerin ist die Tuchmacherswitwe Catharina Ketschenbach aus Coburg.

1741
Der Kaufmann Johann Andreas Adami erwirbt das Grundstück für 360 fl. Kauff- und 3 Specisthaler Gönnegeld. Er ist der Namenspate des Adamiberges, der vorher Kleiner Judenberg genannt wurde.

1775
Adamis Schwiegersohn, der Hoftrompeter Georg Gotthold Waldsachs eröffnet auf dem Grundstück den ersten Biergarten Coburgs.

1778
Georg Gotthold Waldsachs lässt in seinem Biergarten ein Gartenhäuschen, das spätere Jean-Paul-Häuschen, errichten.

1803 bis 1804
Der deutsche Schriftsteller Jean Paul schreibt hier seinen wohl bedeutendsten Roman „Flegeljahre“. Der Biergarten ist zu dieser Zeit noch bis ungefähr 1839 vorhanden.

1844
Albert Friedrich Schnür, Geheimer Oberfinanzrat, erwirbt das Gartengrundstück am Adamiberg von der Knopfmachermeisterswitwe Catharina Barbara Dietz.

1862
Der Geh. Oberfinanzrat Schnür erhält vom Herzogl. Sächs. Staatsministerium in Coburg die Zustimmung zum Bau eines Pavillons auf dem Adamiberg. Mit der Bauausführung betraut Schnür den Coburger Architekten Paul Gehrlicher. Es entsteht das heutige Ernst-Albertiner-Haus.

1866
Der Kreisgerichtsdirektor Georg Ottilius Schnür wird nach dem Tod seines Bruder Albert Friedrich neuer Eigentümer des Grundstücks. In dieser Zeit wird dessen Gartenhaus in der Bevölkerung „Schnür´s Pavillon“ genannt. Der Name verdeutlicht einen gewissen Bildungsanspruch des Coburger Großbürgertums, das hier einen gesellschaftlichen Mittelpunkt erhalten sollte.

1877
Protokolle des Kreisgerichtsdirektors Schnür beschreiben die Inneneinrichtung der beiden Gartenhäuser auf dem Adamiberg.
Ernst-Albertiner-Haus:
„Der Pavillon ist lediglich für gesellschaftliche Zwecke bestimmt; derselbe besteht aus einem großen Salon mit 6 großen Doppel-Logen-Fenstern und 2 kleineren Räumen, die jedoch nicht groß genug sind um darin wohnen zu können resp. dass ein Haushalt darin geführt werden kann, dagegen geht demselben ein Abort, ein Holzstall und eine Waschgelegenheit ab. Bezüglich der Heizvorschriften bemerke ich, dass der Pavillon im Saal einen weißen Porzellanofen enthält, der bloß zur Dekoration bestimmt ist.“
Jean-Paul-Häuschen:
"Das Jean-Paul-Haus in meinem Garten am Adamiberg ist nicht bewohnbar, weil keine Küche, kein Keller, kein Abtritt, kein Holzstall und keine Waschgelegenheit vorhanden ist um einen Haushalt darinnen zu führen. Berzüglich der Heizung bemerke ich, dass das Jean-Paul-Häuschen ein Zimmer mit einem Ofen hat. Aus eben diesem Grunde ist das Gebäude für mich nicht verkäuflich. Der Verkauf würde viel leichter zu realisieren sein, wenn dasselbe in der dermaligen Beschaffenheit bewohnbar wäre."

1889
Der Coburger Theatermaler Professor Friedrich Lütkemeyer erwirbt beide Gartenhäuser von den Erben des Kreisgerichtsdirektors Schnür. Er nennt den Schnür´schen Pavillon sein „Tusculum“(Anmerk.: Tusculum war im Altertum und Mittelalter eine Stadt in Latium, südöstlich von Rom an den Albaner Bergen, in der Nähe des heutigen Frascati gelegen.) Im Untergeschoss, dem sogenannten „Sala terrena“ stellt Lütkemeyer drei allegorische Steinfiguren auf: den „Morgen“, „Mittag“ und „Abend“. Alle drei Figuren sind heute im Coburger Kunstverein am Hofgarten ausgestellt.

1912
Professor Lütkemeyer stirbt im Alter von 70 Jahren. Das Gartenhaus bleibt noch bis 1916 im Besitz seiner Familie.

1916
Die Niederfüllbacher Stiftung erkauft das Grundstück von der Erbengemeinschaft Lütkemeyer.

1917
Die Stadt Coburg erwirbt das Grundstück, nebst den beiden Gartenhäusern. Sie ist bis heute der Eigentümer des Areals. Die Gartenhäuser werden u.a. an den Betreiber der Coburger Schlachthofgaststätten, dem Metzgermeister Bernhard Pfab vermietet. Zeitgleich erfolgt der Umbau zu Wohnhäusern.

Nach 1945
Mehrere Flüchtlingsfamilien aus Schlesien und dem Sudetenland kommen in den Gartenhäusern unter. Während der "Schnürs Pavillon" bis 1974 von zwei Coburger Familien bewohnt wird, zieht in das Jean-Paul-Häuschen eine Pfadfindergruppe ein.

1975
Die Technische Vereinigung Coburgia zu Coburg mietet den "Schnürs Pavillon" von der Stadt und baut es im Inneren um. Noch im gleichen Jahr kann das erste „Coburgenhaus“ der Vereinigung seiner Bestimmung übergeben werden. Damit konnte die T.V. Coburgia als erste Corporation in Coburg auch ein eigenes Haus vorweisen.

2004
Die Schülerverbindung Ernesto-Albertina zu Coburg wird neuer Mieter des Pavillons, nachdem die T.V. Coburgia ihr neues Coburgenhaus in der Adamistraße bezogen hatten. Erneut findet eine umfassende Renovierung des Hauses statt. Gleichzeitig findet eine Umbenennung des Gebäudes in Ernst-Albertiner-Haus statt.

Bilder:

2. Das Jean-Paul-Häuschen (Fotosammlung Christian Boseckert)


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 Jean-Paul-Haus.jpg 
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