Ein vermissten Schicksal

#1 von gerd , 16.08.2009 21:06


Ich möchte meinen Beitrag hier einem Theo Maar aus Mönchröden widmen.
Maar,-der Familienname findet sich ja häufig in Rödental/Mönchröden,stammte aus dem ehemaligen Sägewerk/Holzbau Maar am "Schafhäuser Hügel".Das Sägewerk ist schon lange verschwunden und auf dem weitläufigen Gelände befindet sich heute die Firma Wöhner.Allerdings steht das Wohnhaus des Sägewerk´s noch als ein schönes weißes Fachwerkgebäude auf dem Anwesen.Ein letztes Relikt aus vergangener Zeit.....
Warum nun gerade der Name Theo Maar?...
.Er steht in engem Zusammenhang mit unserem Forums Mitglied faraway-Angelika Brooks,die ja bekannterweise in Montana USA lebt.-Theo Maar war der Vater von faraway-Angelika.Sie wohnte ja zunächst in Mönchröden und dann später in Coburg,bis sie nach den USA ging.
Erst jetzt wurden mir Einzelheiten über den Theo Maar bekannt,welche ich nun hier wieder geben möchte.
Theo Maar wurde 1920 in Mönchröden geboren und ging da in die Volksschule.Er wechselte dann auf das Gymnasium Casimirianum in Coburg das er bis zur mittleren Reife besuchte.Er absolvierte eine Lehre als Zimmerer,sicher um das Sägewerk einmal zu übernehmen.Ein Unfall ließ das aber nicht realisieren und er ging wieder auf das Gymnasium,das er mit dem Abitur verließ.
Theo war ein Kind der Zeit und fand schon recht früh zum damaligen Jungvolk,bzw.zur HJ.






Das war Theo Maar aus Mönchröden.Zu dem Zeitpunkt,als diese Aufnahme entstand,war er Fahnenjunker und Felddwebel der Luftwaffe.Wenn er,wie in den Unterlagen ersichtlich,der WESTA 51 (Wetterstaffel 51?) angehörte,bleibt ungeklärt warum er dann an einem Einsatz gegen England im KG 54 teilnahm,von dessen Flug er letztendlich nicht zurück gekehrt ist....Vermisst seit dem 15./16. Mai 1944.Aber..
durch neue Erkenntnisse ist mittlerweile geklärt,warum Maar an dem Angriff teilgenommen hat.
Im Jahr 1944 hatte die Luftwaffe schon solche gravierenden Personal Verluste,das auch auf Flieger zurückgegriffen wurde,die keinem Kampfgeschwader oder Jägern angehörten.Weitere Beförderungen und Auszeichnungen wurden den Leuten in Aussicht gestellt und somit meldete sich Theo Maar,mittlerweile Diplom Meteorloge,freiwillig für den Einsatz.Verständlich oder nicht!?..Das mag aus heutiger Sicht dahingestellt bleiben!
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RE: Ein vermissten Schicksal

#2 von faraway , 16.08.2009 21:50

Danke, Gerd!

Liebe Gruesse,
Angelika

 
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RE: Ein vermissten Schicksal

#3 von gerd , 16.08.2009 22:09


Vom April 1939 bis zum Juli 1939 leistete Theo seinen Dienst beim RAD ab und wurde schon am 20.Juli 1939 zur Luftwaffe eingezogen.Nach der Grundausbildung wurde Theo zu einem Luftgaukommando abkommandiert und hier einer Wettererkundungsstaffel überstellt.(WESTA-die Wetterstaffel 51 flog z.B. von Nordnorwegen aus Wetterbeobachtungsflüge über das Nordpolgebiet!) Ab dem Jahr 1940 wurde Theo Maar an die Uni Berlin geschickt und nahm hier ein Studium als Wettermeteorloge auf.-Mittlerweile war Theo Maar zum Feldwebel der Luftwaffe ernannt worden und war auch Portepee Träger,was sich durch Fotos aus der Zeit erkennen läßt.
Diesen Werdegang bis hier konnte ich einem Lebenslauf entnehmen,den Theo Maar im Jahr 1942 nieder schrieb!
Für die Jahre 1942 bis 1944 liegen mir allerdings bis jetzt keine Erkenntnisse vor.
Erst mit dem Jahr 1944 kann wieder berichtet werden.
Er flog im Mai 1944 in der 7.Staffel des KG 54 einen Einsatz gegen England.Maar flog zu dem Zeitpunkt in einer JU 88 A-4 sie hatte die Bezeichnung B 3 + A R getragen .(Zur Erklärung:...Zwischen B3 und AR ist ein + Plus Zeichen zu sehen.Das bedeutet aber nicht ein + oder "und", sondern es soll das damalige "Balkenkreuz" darstellen,das an jedem Fahrzeug/ Flugzeug oder Schiff der damaligen Streitkräfte angebracht war!...Dieses Zeichen läßt sich mit den Möglichkeiten der Tastatur hier nicht anders darstellen!)
In der Nacht vom 15. auf den 16. Mai 1944 flog das Geschwader mit mehreren Maschinen einen Angriff auf die Südenglische Hafenstadt Portsmouth und warf hier Minen vor der Hafeneinfahrt ab.Die Maschinen gerieten hier in Flakfeuer(umstritten, der Abschuss des Bombers könnte auch durch einen Englischen Nachtjäger erfolgt sein) und die Maschine von Theo Maar,der als Bordschütze im Flugzeug sass wurde abgeschossen.Mit Sicherheit ist sie in den Fluten des Engl. Kanal untergegangen!
Im Jahr 1990 erschien im Schild Verlag eine Chronik, die sich mit der Geschichte vom KG 54 befasst.Hier wird auch auf die besagte Maschine von Theo Maar eingegangen und es wird berichtet das seit diesem Nachtangriff Theo Maar als vermisst gilt......Pilot Uffz.Bruno Lehrmann,Beobachter und Bombenschütze Gefr. Helmut Stolte,Funker Ogfr. Werner Ploeger,MG Schütze in der Bodenwanne FW.Theo Maar.
Für die Hinterbliebenen, hier besonders für die junge Frau von Theo Maar und die kleine Tochter (faraway) begann nun eine über Jahre sich hinziehende
Oddysee zwischen Bangen und Hoffen, ehe dann die Todeserklärung erfolgen konnte.
Unter den Gefallenen Mönchrödenern war Theo Maar lange Zeit am Denkmal nicht zu finden.Erst dem massiven Zutun eines Heimatforschers aus Mönchröden ist es zu verdanken, das nun der Name Theo Maar auch hier zu lesen ist.Siehe hierzu meine nachträglich eingestellten Bilder.
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RE: Ein vermissten Schicksal

#4 von gerd , 22.08.2009 08:40


Ich will meinen Bericht hier einige Zahlen anfügen,die dem einen oder anderen Leser zum Nachdenken anregen sollen.
Aus einer Liste,die mir vorliegt,geht folgendes hervor:
Von 4 deutschen Bombern,mit einer gesammten Besatzung von 16 Fliegern (pro Maschine 4 Flieger)sind um den Mai 1944 12(!!) Flieger als vermisst gemeldet und 4 gelten als Gefallen(!!)Die Soldaten waren alle in einem Alter von 20 bis 24 Jahren!Auffällig ist,das hier nur Dienstgrade aufgeführt sind.D.h. als Flugzeugführer nur Unteroffiziere, Obergefreite als Funker oder Bombenschütze und Gefreite!Von 4 Maschinen nur ein(!) Feldwebel!!...
Das beweißt doch,was die Luftwaffe zu dem Zeitpunkt schon für Verluste an Offizieren und Unterführern hatte.
Welch ein Wahnsinn,der doch zeigt,das wir den Krieg schon damals verloren hatten.Was verbirgt sich hinter den nüchternen Wort "Vermisst"??
In der Chronik zum Kampfgeschwader 54 ist auf Seite 329 nachzulesen:

Datum Einheit Einsatzort Verlustort

16.5.44 7./54 Portsmouth Unbekannt

FF Uffz. Bruno Lehrmann vermißt

BO Gefr. Helmut Stolte vermißt

BF Ogfr. Werner Plöger vermißt

BS FW. Theo Maar vermißt



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RE: Ein vermissten Schicksal

#5 von faraway , 22.08.2009 22:02

Gerd,

zunaechst moecht ich sagen, das Du diesen Bericht ganz prima gemacht hast.

Ja, man sollte immer wieder darueber reden u. es vor allem den jungen Menschen vor Augen halten, was fuer eine Tragoedie das war. Wie sollen die Menschen sonst daraus lernen! Bis jetzt werden leider Gottes immer wieder die selben Fehler gemacht, eingenommen Irak.

Nochmals meinen Dank fuer Deine Muehen.

Lieben Gruss,
Angelika

 
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RE: Ein vermissten Schicksal

#6 von Jürgen , 24.08.2009 11:39


Tja, Angelika,
wenn es nur so leicht wäre! Man könnte jetzt sagen "Idioten sterben niemals aus!" - aber das würde an der Sache vorbei gehen. Ich glaube - nein ich bin überzeugt - dass kriegerische Auseinandersetzungen nicht auf die Dummheit und Vermessenheit anderer zurückzuführen sind, sondern nur auf kommerzielle Gründe. Besenkt man welche horrenden Summen für Waffen, Geräte, Munition usw. ausgegeben werden und die hier vorhsndenen Gewinnspannen betrachtet, dürfte es einem wie Schuppen von den Augen fallen. Diesen Personenkreis werden wir und wird auch später keiner irgendwie in den Griff bekommen.
Dieses Problem ist schon lange bekannt - ich glaube es war Bismarck der sagte: Der Krieg ist der Vater aller Dinge!


LG
Jürgen

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RE: Ein vermissten Schicksal

#7 von faraway , 24.08.2009 22:58

Juergen,

leider hast Du ganz recht mit dem was Du sagst. Das ist ja eben das Schlimme daran.

Gruss, Angelika

 
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RE: Ein vermissten Schicksal

#8 von gerd , 12.09.2009 13:44

Anbei 2 Fotos,das rechte von besagtem Bomber,wo Theo Maar mitgeflogen ist.Es war eine Junkers Ju 88 A4 . Besatzung 4 Mann .Mit 1410 PS Leistung.


Angefügte Bilder:
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RE: Ein vermissten Schicksal

#9 von gerd , 12.09.2009 13:45

Das Foto von dem Kriegerdenkmal habe ich in Mönchröden aufgenommen.Als letzter Name ist der von Theo Maar eingemeisselt worden.
Für viele Leute, welche die Namen auf solchen Gedenktafeln lesen, mögen diese ohne Beziehung sein.
Ich meine, das ich mit meinen Beitrag ein klein wenig dazu beigetragen habe, zumindest für einen Namen dort etwas Erinnerung wach zu halten.Danken möchte ich faraway, denn ohne ihre Hilfe und Unterlagen wäre mein Bericht mit weit mehr Recherchen verbunden gewesen !
gerd


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Coburger Geschichtsblätter 2009, 1. Teil
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