Das heutige Thema des Aufsatzes führt uns in die Bahnhofstraße. Dort, an der Ecke zur Seifartshofstraße, befindet sich mit dem Cafe Filou eines der schönsten Lokalitäten Coburgs. Auch das Haus mit seinem neuklassizistischen Stil und der davor liegende Biergarten tragen viel zu diesem Flair bei. Umso interessanter ist es die Geschichte des Hauses genauer unter die Lupe zu nehmen. Noch um 1850 standen an dieser Stelle vier kleine Wohnhäuser, in denen Tagelöhner oder Handwerksknechte (Vorläufer der heutigen Gesellen) lebten. Diese Gebäude gehörten zur Seifartshofstraße, die damals schon als Feldweg existierte. Nur der Anfang dieser Weges war seinerzeit bebaut. Ansonsten säumten Äcker und Wiesen, welche von Coburger Bauern bewirtschaftet wurden, den Weg. Das gleiche gilt für die Bahnhofstraße, die man 1861 als neue Zufahrt zum Bahnhof anlegte. Durch den Bau dieser Straße wurden die dort angrenzenden Felder zum Bauland. Einer der ersten, der dort ein Stück Land erwarb, war der Baumeister August-Friedrich Franke. Er erhielt das Kopfgrundstück zwischen der neuen Bahnhof- und der Seifartshofstraße, dort wo heute eben das Haus Bahnhofstraße 11 steht. Der gebürtige Saalfelder war in jener Zeit häufig als Baumeister in Coburg beschäftigt. So stammen aus seinen Entwürfen die u.a. Häuser Albertsplatz 6, Löwenstraße 13 sowie mehrere Anwesen in der Bahnhof- und Lossaustraße. Für sich selbst und seine Familie errichtete er im Jahre 1867 das Wohnhaus Bahnhofstraße 11. Franke war somit Architekt und Bauherr in einer Person. Ursprünglich befand sich in dem Gebäude kein Geschäft. Dies änderte sich erst später. August-Friedrich Francke indes verlebte hier im Kreise seiner Familie seine schönsten Jahre. Er starb 1885 im Alter von 61 Jahren. Das Grundstück ging im Erbgang an seine Ehefrau Luise und nach deren Tod im Jahre 1909 an die gemeinsamen Kinder. Diese verkauften 1912 das Haus an den Konditormeister Albert Herold. Damit war der Grundstein für die gastronomische Nutzung des Hauses gelegt. Herold baute das Erdgeschoss komplett um, errichtete an der Seite zur Seifartshofstraße einen neuen Backofen in Form eines Turmes und eröffnete neben einer Bäckerei auch ein Cafe. Der Vorgarten wurde zeitgleich zu einem Cafegarten umfunktioniert. 1924 erfolgte ein Sortimentwechsel hin zu einer Konditorei. Albert Herold betrieb die Konditorei samt Cafe bis zu seinem Tod im Jahre 1945. Seine Witwe Kunigunde verpachtete daraufhin das Lokal. Erster Pächter war eine Familie Reinhardt. 1953 übernahm der Bäckermeister Max Treuner das Cafe und erhielt für dieses die volle Schanklizenz. Das bedeutete, dass dort auch Bier ausgeschenkt werden durfte. Unter dem Namen „Cafe Herold“ betrieb das Treuner das Geschäft noch bis in die 1970er Jahre hinein weiter. Danach wurde das Cafe aufgegeben und das Lokal zu einer Speisegaststätte umgebaut. Vornehmlich gab es hier ein jugoslawisches und italienisches Spezialitätenrestaurant. 1983 fand sich hier die Pizzeria „Rimini“, die dann später in „Athena“ umbenannt wurde. Es ist zu bemerken, dass die Pächter dieser Gaststätten häufig wechselten. Dies änderte sich erst zu Anfang der 1990er Jahre. Nach einem erneuten Umbau eröffnete dort das Cafe Filou, dass sich zu einem beliebten Studenten- und Jugendtreff mauserte. Auch ältere Coburger genießen es dort im Schatten des Biergartens zu sitzen und zu kleinen Speisen etwas zu trinken.
Bildquellen: (Alle Fotos Christian Boseckert, 2010)
Christian
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Bahnhofstraße 11-1.jpg
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Bahnhofstraße 11-3.jpg
Hallo Christian, das war sehr interessant, besonders weil mein Vater ein Schulfreund von Max Treuner war und wir dort jedes Wochenende hin sind, (die Eltern tranken Bier und ich und meine Schwester Cola)und ich hatte auch schon ewig was über die Vergangenheit des Cafes gesucht. Jutta