LS-Anlage Amtsgericht

#1 von bobo_1 , 12.05.2005 22:35

Fast jeder Coburger dürfte den Bunker hinter dem Amtsgericht kennen. Diesbezüglich habe ich schon mal was mit Plan im Schatzsucherforum geschrieben. Demnächst erfolgt auch eine Begehung mit Genehmigung vom Amtsgerichtsleiter, wenn es klappt. Leider findet sich nicht´s in den Unterlagen, wann aus der Kelleranlage eine LS-Anlage wurde.

Kann jemand was genaueres dazu sagen?


MfG BOBO


 
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RE:LS-Anlage Amtsgericht

#2 von bobo_1 , 03.06.2005 20:02

Dieser Luftschutzbunker war für die Bevölkerung bei Luftalarm gedacht. Zuerst dachte ich, das darin die Akten der Justizbehörden bombensicher verlagert werden sollten. Dies kann aber als Ausgeschlossen gelten, da:

In Antwort auf:
Überdie Geschichte der Coburger Justizbehörden in der Weimarer Zeit und der NS-Zeit ist nahezu nichts bekannt. Grund hierfür ist insbesondere der durch Phosphorbomben verursachte Brand des Landgerichtsgebäudes am 10.04.1945, bei dem sämtliche Akten der Justizbehörden verbrannten und das Landgerichtsgebäude nahezu vollständig zerstört wurde.
Quelle: http://www.justiz-coburg.de/geschich.html


Dank geht dabei an Gerd, welcher mir den Plan zur Verfügung gestellt hatte.

Demzufolge war er für den alleinigen Luftschutz der Bevölkerung gedacht. Interessant ist dabei aber wiederum die Tatsache, das es der einzigste Luftschutzbau in Coburg war, welcher mit einer o.g. Tür versehen war/ist. Bis dato fand ich keine Anzeigen einer solchen Konstruktion bei anderen LS-Bauten in Coburg. Auch ist in den Akten des Stadtarchives nichts über den Bau des Bunkers in Erfahrung zu bringen. Bevorzugt wurden in Coburg für den Luftschutz der Bevölkerung die zahlreichen Felsenkeller benutzt.

In anderen Publikationen, welche auf den LS-Bau in Coburg eingehen, ist diese LS-Anlage nicht aufgeführt.

Momentan konnte ich auch nicht heraus finden, wer der Verwalter, sprich den Schlüssel für die Anlage hat. Das dort noch große Schätze auf das Entdecken warten kann man ausschließen. Eine Befahrung des Bunkers wäre aber trotzdem mal ganz interessant.

Der Eingang zu der Anlage findet sich auf der Hinterseite des Amtsgerichts Coburg in Richtung "obere Anlage". Im Eingangsbereich wurde eine Gasschleuse installiert. Im ersten Raum gibt es dann einen Abzweig in einen anderen Raum, welcher dann nach hinten einen Notausgang besitzt. Die Belüftung ist heute noch am Weg zu erkennen. Wo genau der Ausstieg vom Notausgang befindet, kann ich nicht sagen. Der Notausgang verläuft in Richtung Alexandrinum. Könnte also sein, das der Ausgang im Keller der Schule zu suchen ist, was ich aber persönlich nicht glaube. Ehr könnte der Ausgang unter einer Fliese im Garten der Schule befinden.
Wäre demnach schon einmal das erste Testgebiet direkt vor meiner Haustür für das VLF-/LF-Ortungsgerätes.

Geht man nach dem Eingang direkt gerade aus, kommt man in weitere drei, bzw. vier Räume. Die Anlage war für 100 Mann vorgesehen. Was aber anhand der Größe der Fläche wunderlich ist, denkt man an andere Anlagen in Großstädten. Am Schluß findet sich ein Art Auffangbecken. Welchen Zweck dieses hatte, kann ich mir momentan noch nicht erklären. Ganz am Schluß folgt dann noch ein weiterer Notausstieg, welcher im Anwesen Marienstraße 2 zu finden wäre. Im Keller oder im Garten ist dann auch wieder die Frage.

Komischerweise ist auf dem Plan im hinteren Bereich/Gang des Notausganges eine Belüftung außerhalb des Stollenverlaufes eingezeichnet. Wohin geht diese Belüftung`und wozu dient diese Belüftung. Eine Befahrung der Anlage könnte so manche Frage klären.

Die damligen Gesamtbaukosten beliefen sich auf ca. 3400,- RM.

Da diese Kelleranlage auch als "Sturmskeller" bezeichnet wurde, ist anzunehmen, neben ihrem Standort Callenberger Straße/Neuses noch andere Liegenschaften hatte. In der Ketschengasse gab es eine "Sturmsgaststätte" und unmittelbar hinter der Anlage finden sich heute noch die "Sturmstreppen" welche in Richtung "Ernest" führen. Auch hatte hier die Sturms ihren sogenannten "Sturmsgarten". Der genaue Standort des Gartens war leider aber bis dato nicht in Erfahrung zu bringen. Komisch ist auch, warum er auch als "Großmannkeller" benannt ist. Sollte auch die Metzgerei Großmann diesen einmal benutzt haben.

Am Schindberg war von 1920-ca.35 ein gern besuchtes Ausflugsziel. Dort wurde gerne die eine oder andere Maß zu viel getrunken. Beliefert wurde diese Gastwirtschaft auch von der Sturm unten aus dem Kürengrund. Der Augenzeuge M. Bergmann (mir persönlich bekannt und auch im Reuth-Buch erwähnt) kann sich heute noch daran erinnern, wenn man vom Bismarkturm Richtung Schindberg gelaufen ist, das am Fuße des Hügels und noch vor der Wirtschaft drei Stahltüren sich befanden, welche vermutlich beim Bau der "Sonneberger Straße" weichen mußten oder schon kurz nach dem Krieg, als der Schindberg gerodet und mit einer Raupe von der Ernstfarm platt gemacht wurde, verschwanden. Zu diesen Kelleranlagen können auch die in Reuth´s Buch auf dem Schindberg zitierten Rohre als Belüftung stehen. M. Bergmann hatte Bitz/Reuth gegenüber leider die falsche Poition der Rohre genannt. Erst später konnte er sich wieder erinnern, das die besagten Rohre doch ca. 100-200 Meter weiter an anderer Stelle befanden. Sollte es dabei die Belüftung der Keller gewesen sein.

Leider fand sich im Archiv bis jetzt nur dieser Plan über den LS-Bau am Amstgericht. Aber ich werde der Sache auf jeden Fall weiter im Auge behalten. Könnte mir vorstellen, durch Akten über ehemaligen Liegenschaften der Brauerei Sturms auf weitere Hinweise zu Kelleranlagen zu stoßen, welche vielleicht heute noch Geheimnisse im Schindberg bergen könnten.


Hier die Lüftung für die Kelleranlage


Hier der Eingang mit der gasdrucksicheren Türe
MfG BOBO


 
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RE:LS-Anlage Amtsgericht

#3 von gerd , 03.06.2005 20:31

Hallo Bobo, schau Dir doch einmal das Bild mit der Bunkertüre genau an.Zunächst die 4 Türangeln deuten m.E. auf eine frühere 2 Flügelige Türe hin.An den beiden Sandstein Stöcken links und rechts sind die Kanten abgeflacht und am Schlussstein oben kann man ebenfalls noch eine Abflachung erkennen.Hier in dieser Umgrenzung könnte eine Spitzbogige Türe drinnen gewesen sein.Und letztendlich,wenn man die Sandsteine über der Türe und links und rechts ansieht,könnte man einen Bogen erkennen.Auf jeden Fall ist die Backstein Ummauerung und die LS Türe erst eingebaut worden als der Keller für evtl. Luftangriffe hergerichtet wurde.
Als mir dieser Plan im Archiv sichtbar wurde,konnte ich auch nachlesen,das hier ein Zugang von der Schule aus geschaffen wurde, um den Kindern einen schnellen gefahrlosen Zugang zu den Keller zu ermöglichen.-Ob das allerdings noch existiert??


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RE:LS-Anlage Amtsgericht

#4 von bobo_1 , 03.06.2005 21:25

In Antwort auf:
Ob das allerdings noch existiert??

Wird unser Meßgerät und eine Begehung in Verbindung mit dem Amtsgericht klären :)


MfG BOBO


 
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RE:LS-Anlage Amtsgericht

#5 von Christian , 03.06.2005 21:33

Beim durchstöbern meiner Unterlagen bin ich noch auf was interessantes gestossen. Dieser Kellereingang steht ebenfalls unter Denkmalschutz und wurde genau zur gleichen Zeit gebaut, wie der Kellereingang ein paar Meter weiter.
Die dürften dann gleich ausgesehen, was die Theorie von Gerd mit dem Bogen untermauert.

Die Frage ist, wenn im Jahre 1835 zweimal ein Kellereingang mit der gleichen Außenansicht angelegt worden ist, dann müsste es sich um den gleichen Besitzer gehandelt haben.
Eine Theorie wäre, dass der südlichere Kellerausgang der Notausstieg bei evtl. Verschütteterungen gewesen wäre. Eine Bombe mitten in der Alexandrinenstraße hätte dem LS-Keller den Rest gegeben.


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RE:LS-Anlage Amtsgericht

#6 von bobo_1 , 03.06.2005 21:36

Sieht man sich aber den Plan an und kennt die Stelle vom Rohr, dann erkennt man auf dem Plan, das es zwischen den Eingängen keine Verbindung gibt.

Interessant ist, warum der eine Eingang modifiziert wurde, der andere aber nicht.
MfG BOBO


 
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#7 von Christian , 03.06.2005 21:48

Hier noch eine Erklärung zur Großmann/Sturm

Metzgereien hatten früher keine Kühlräume. Die meisten holten sich immer vom Schlachthof oder den Eisteichen Eis und schütteten es in den Keller rein. Bis an die Decke. Grund: der Keller war im Sommer auch am kühlsten. So konnte das Fleisch länger halten und nicht verderben.
Reichere Metzgereien wie Großmann hatten schon damals so eine hohe Produktion, dass ihre Keller dazu nicht ausreichten. Sie kauften oder bauten zusätzlich Keller in Hügeln und Bergen, um so ihre Waren zu kühlen.

Zu Sturm.
Die Sturmsbrauerei wurde 1833 im Hause Ketschengasse 15 (Heute Modehaus FRIND) gegründet. Davon zeugt noch der Sturmsbrunnen der vor dem Hause stellt. Es ist gut möglich dass es sich hier Bierkeller der Sturmsbrauei handelt. Später zog die Brauerei in die Callenberger Straße. In der Ketschengasse bliebt die Gaststätte "Sturmstanten."


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#8 von Christian , 03.06.2005 21:50

Und die Erklärung mit der Sturmstreppe ist auch leicht. Früher gab es sog. Kellerbiergarten. Da wurde das Bier aus Keller ausgeschenkt und man hatte dazu eine Wiese wo man Bänke und Stühle hinstellte. Der Bierbrauer Sturm hatte im Bereich der Marienstraße einen solchen Biergarten und damit so einen Keller.


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#9 von bobo_1 , 03.06.2005 22:04

Stimmt, in der Marienstraße kommt ja auch bekanntlich der Notausgang heraus.

MfG BOBO


 
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#10 von Christian , 03.06.2005 22:15

Bei Interesse kannst du ja mal meinen Artikel im DAMALS-Bereich durchlesen "Aus der Geschichte der Gaststätte Mönchs-Karl und des Mönchskellers.

Dort schreibe ich auch von diesen Kellerbiergärten, die es zu Hauf in Coburg gab


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