Der Stifter aus München, der ungenannt bleiben möchte, hat den Kunstsammlungen der Veste Coburg wieder ein hochwertiges Glasobjekt geschenkt. Es handelt sich um ein fast lebensgroßes Porträtrelief aus Pâte de verre von Georges Despret (1862-1952), dem belgischen Glasfabrikanten und Wiederentdecker des altrömischen und venezianischen Mosaikglases. Jedes Sammlerherz schlägt höher, wenn es den Namen „Despret“ hört, und mit dieser Arbeit ist er nun auch erstmalig in den Kunstsammlungen vertreten. Das in drei unterschiedlichen Versionen existierende Relief zeigt die Pariser Tänzerin und Kurtisane Cléo de Mérode (1875-1966), die in der Zeit um 1900 als „schönste Frau der Welt“ gegolten hat. Ihr Markenzeichen ist das steinbesetzte Stirnband gewesen, das sich wie bei dem Relief duftig um das offene, das Gesicht vollständig umrahmende Haar schlingt. Der Blick der Dargestellten erscheint lasziv trotz der niedergeschlagenen Augen, die aufreizend roten Lippen hat sie schmollend verzogen.
Gerüchte der Zeit besagten, das die Schöne auch die Geliebte des belgischen Königs Leopold II. gewesen ist. Dem trägt die Präsentation im Cranach-Zimmer des Fürstenbaus pikanterweise Rechnung, denn in der Vitrine nebenan sind Stücke einer vielteiligen Glasserie ausgestellt, die dem Monarchen 1885 zu seinem 50. Geburtstag und anlässlich des 25jährigen Regierungsjubiläums von seinen Kindern geschenkt wurde.