Bei einem Ausflug zu den, hoch ueber dem Tal der Roeden gelegenen, Bergdoerfern Hoehn, Bruex, Ruettmannsdorf und Weimersdorf, findet der Besucher eine der schoensten Kirchen des Coburger Landes. Die sogenannte "Bergkirche" befindet sich etwas ausserhalb des Dorfes Hoehn und dient den vier Gemeinden zusammen.
Das Jahr 2009 markiert einen besondern Tag in der Geschichte dieses Gebaeudes, denn vor genau 100 Jahren, am 25. Juli, 1909, wurde der Grundstein gelegt. Ein Stein fuer diesen Zweck wurde aus dem ehemaligen Benediktinerkloster Moenchroeden entnommen und nach Hoehn gebracht.
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Es hatte lange gedauert bis der Wunsch der Menschen in den Bergdoerfern, eine eigene Kirche zu haben, in Erfuellung ging. Zu der damaligen Zeit musste sich die Bevoelkerung zu allen jeweiligen kirchlichen Veranstaltungen bis nach Neustadt begeben. Dies war fuer die Kinder, anfallende Beerdigungen und ganz besonders im Winter recht schwierig.
Im Jahr 1906 legten die vier Doerfer endlich ihren ersten gemeinsamen Friedhof an und drei Jahre spaeter beschlossen dann die Schultheissen das die Grunsteinlegung zu einer eigenen Kirche am 25. Juli, 1909 stattfinden solle.
Anwesend zu dieser feierlichen Gelegenheit waren Seine Koenigliche Hoheit Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg-Gotha, Oberpfarrer Johnsen aus Neustadt, die beiden Stifter der Bausumme - Hofrat Renee aus Berlin und Konsul Broch aus Stettin - sowie mehrere hohe Staatsbeamte. Herzog Carl Eduard fuehrte die ersten Hammerschlaege aus, Oberpfarrer Johnsen hielt die Weiherede und auch der Herzog sprach zu seinem Volk.
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Nach einer Zeichnung des bekannten Kirchenbaumeisters Leibnitz aus Berlin gingen die Bauarbeiten nun zuegig voran. Bereits am 13. August, 1910, konnte das Richtfest gefeiert werden.
Maurermeister Bossecker aus Neustadt und Zimmermeister Schubert aus Wildenheid fuehrten die Bauarbeiten aus. Der Zimmermeister A.C. Maar aus Moenchroeden lieferte das gesamte Gestuehl, Altaraufbau, Kanzel und Taufstein.
Im Turm wurden drei Glocken mit den Toenen "as" - "c" - und "es" angebracht und vier Buntfenster, von denen zwei den Herzog und seine Gemahlin Herzogin Victoria Adelheid zeigen, sorgten fuer stimmungsvolles Licht. Auch ein Harmonium war Teil der Austattung, da man leider wegen der geringen Groesse der Kirche, auf eine Orgel verzichten musste. Die Altarrueckwand wurde von einem Oelgemaelde der Coburger Kuenstlerin Fraeulein de Curvy geziert und zeigt Jesus im Gebet in Gethsemane. Das Gewoelbe ueber dem Chorraum stellte den dunkelblauen, mit Sternen uebersaeten Himmel dar.
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Die Einweihung der neuen Kirche fand am 30. Oktober, 1910 in einem feierlichen Gottesdienst statt.
Lesen wir was der Chronist damals dazu geschrieben hat:
"Zur Einweihung erschien um 11 Uhr das Herzogspaar mit Gefolge, begruesst von Staatsminister von Richter, Gotha, und Geheimen Staatsrat Schmidt, Coburg. Vor der Kirche waren versammelt die Spitzen der Behoerden und andere Regierungsbeamte, Vertreter des Landtags, das Kirchenamt Neustadt, die Gemeindevertretungen der 4 Doerfer und, trotz des Regens, viele andere Leute. Von der Strasse bis zur Kirche bildeten 5 Paare in alter Tracht Spalier, zwei Maedchen ueberreichten dem Herzogspaar Straeusse aus Chrysantemen und Waldblumen. Geheimer Staatsrat Schmidt hielt am Eingang zur Kirche eine Ansprache, in welcher er darauf hinwies, dass auf Wunsch des Herzogs unter Mithilfe verschiedener Stifter dies Gotteshaus gebaut worden sei, damit den Bewohnern der Besuch der Gottesdienste erleichtert wuerde. Der Erbauer, Regierungs-und Baurat Philbert uebergab schliesslich den Kirchenschluessel dem Herzog, dieser dem Superintendenten und Kirchenrat Halter, der die Weiherede hielt. Der zustaendige Pfarrer Dr. Berbig aus Neustadt predigte sodann."
An die offizielle Weihe schloss sich dann gleich die erste Taufe in der neuen Kirche an, bei der Herzogin Viktoria Adelheid die Patenschaft des Kindes uebernahm und ihm ihre beiden Vornamen gab.
Ausklang der Einweihungsfeier war ein Kirchweihessen.
An den Besuch von Herzog Carl Eduard und Herzogin Viktoria Adelheid erinnert eine Gedenktafel. Die Bergkirche ist die einzige, waehrend der Regierungszeit von Carl Eduard erbaute, Kirche im Coburger Land.
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Die hier sichtbaren beiden Kirchenfenster zeigen die noch jungen Portraits von Herzog Carl Eduard und Victoria Adelheid.Der Taufstein ist in dieser Kirche einmal nicht aus Stein,sondern handelt es sich hier um eine gekonnte Handwerksarbeit aus Holz,welche der damalige Zimmermeister A.C. Maar aus Mönchröden gefertigt hat.Ebenso soll das Kirchengestühl(Bänke)aus seiner Werkstatt geliefert worden sein. Unmittelbar vor dem Altar ,ist eine Gedenkplatte im Boden zu sehen(s.Foto).Es könnte sich hier um den Grundstein handeln,der ja vom Kloster Mönchröden nach hier verbracht wurde.Siehe auch hierzu das Foto wo Herzog Carl Eduard an diesem Grundstein steht.
In den folgenden 100 Jahre ueberstand das Kirchengebaeude mehrere Aenderungen.
Wahrend des 1. Weltkriegs mussten 1915 die beiden kleineren Glocken zum Einschmelzen abgegeben werden. Sie wurden im Jahre 1929 durch neue ersetzt, aber auch diese fielen im Jahr 1942 einem neuen Krieg zum Opfer. Nur die grosse, elf Zentner schwere Glocke mit der Inschrift: "Gegossen unter der Regierung Seiner Koeniglichen Hoheit des Herzogs Carl Eduard und Ihrer Koeniglichen Hoheit der Herzogin Viktoria Adelheid von Sachsen-Coburg-Gotha", ueberlebte die Kriegszeiten. Eine neue Gebets- und Ruferglocke, mit der Inschrift: "O Land, Land, Land, hoere des Herrn Wort!" wurde 1960 von einem Coburger Buerger gestiftet.
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1956 wurde das erste Harmonium durch ein anderes Instrument ersetzt und 1967 kaufte die Kirchengemeinde eine, durch Spenden finanzierte, gebrauchte Walcker Orgel, welche 1980 erneut und erweitert wurde.
Durch verschiedene Erneuerungen in den Jahren 1959/60 wurde erhelbich mehr Licht in das Gotteshaus gebracht. Die zwei kleinen Fenster im Chorraum wurden durch ein Glassteinfenster ersetzt was direkten Lichteinfall in den Altarraum ermoeglichte. Das dunkelblaue, mit Sternen uebersaete, Chorgewoelbe wurde weiss gestrichen und das Altarbild entfernt. Die Baenke bekamen elektrische Heizung eingebaut und die Namen der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Buerger wurden auf der Gedenktafel fuer die Gefallenen eingetragen. Der Glockenturm erhielt einen neuen Schieferbeschlag und die gesamte Aussenfassade wurde weiss gestrichen.
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Am 30. Oktober, 1960, fuenfzig Jahre nach der Einweihung, konnten die renovierte Kirche und das vervollstaendigte Gelaeut, im Beisein von Herzogin Viktoria Adelheid, mit einem Festgottesdienst wieder geweiht werden.
Im Jahr 1982 folgte eine umfassende Erneuerung der Aussenfassade mit Dachsanierung und dem Beschlag des Glockenturms mit dunkelblauem Schiefer.
Die alte mechanische Turmuhr, welche nach achtzig Jahren zunehmend versagte, wurde 1990 mit einer vollelektrischen Funkquartzuhr ersetzt.
Besucher der Bergdoerfer finden heute eine schmucke, den Gemeinden dienende Kirche die auf eine bewegte, 100 jaehrige Vergangenheit und eine hoffentlich recht lange Zukunft schauen kann. Ohne Frage wird das 100 jaehrige Jubilaeum der Einweihung am 30. Oktober, 2010, von den Bewohnern der vier Bergdoerfer gebuehrend gefeiert werden.
Erinnern wir uns nun noch einmal der von dem Herzogspaar in die Altarbibel geschriebenen Widmung:
"Fuer die Bergkirche in Hoehn stiften wir am heutigen Tage ihrer feierlichen Weihe in landesfuerstlicher, herzlicher Anteilnahme dieses heilige Buch als Altarbibel. Moege der Allmaechtige das neugebaute, schoene Gotteshaus allezeit gnaedig beschirmen! Moegen in ihm die evangelischen Bewohner unserer vier Bergdoerfer sich zahlreich versammeln und aus dem Worte Gottes reichlichen Segen empfangen zu einem Leben in Glauben und im Frieden nach Jesu Christo unserem Herrn. Coburg, 30. Oktober 1910
Viktoria Adelheid. Carl Eduard.
Quellen:
Geschichte der Stadt Neustadt bei Coburg im 20. Jahrhundert, 2. Band von Helmut Scheurich 90 Jahre Bergkirche - eine kleine Chronik von Pfarrer Guenther Bartolmess Staatsarchiv Coburg Der ehemalige herzogliche Wildpark in Moenchroeden von Dieter Lieb und Wolfgang Schunk Fotos neuen Datums: Gerd Bieler
Besonderen Dank moechte ich Frau Gertraude Ueblacker aussprechen. Ohne ihr Zutun waere es mir unmoeglich gewesen die, fuer diesen Bericht noetigen, Unterlagen zu bekommen.
Angelika
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