Häuser der Ketschenvorstadt Teil 2 (Beitrag vom 21.02.2010)

#1 von Christian , 19.02.2010 15:45



Das Haus Ketschengasse 32 (Foto Christian Boseckert, 2007)

Ein weiteres interessantes Gebäude in der Ketschengasse, ist das Haus Nr. 32. Noch heute strahlt seine barocke Fassade weit in die Straße hinein und ragt damit aus dem Häusermeer heraus. Seine erste Erwähnung hatte das Gebäude im Jahre 1497, als ein Erhard Barthelmeß als Eigentümer des Grundstücks genannt wird. Er empfing hier ein Lehen der Herren von Einberg, deren Stammsitz unweit der St. Marienkirche in Rödental (Stadtteil Einberg) lag. Wann jedoch das jetzige Haus errichtet wurde, lässt sich nicht sagen. Die moderne Bauforschung datiert die Entstehungszeit des Gebäudes auf das 17. Jahrhundert. Damals gehörte das Anwesen zwei Hutmacherfamilien. Beide können hier als Bauherren in Betracht kommen. Über die Handwerksbetriebe, die einst wohl hier ihren Sitz hatten, lässt sich nicht viel sagen 1784 erwarb der Nagelschmied Johann Matthes Weber das Grundstück und richtete wahrscheinlich dort auch eine Schmiede ein. Diese Schmiede muss bis 1853 bestanden haben. In diesem Jahr kam das Anwesen in den Besitz der Enkeltochter Webers, Elise Margaretha Eichhorn, über. Sie war mit einem Hofmusiker verheiratet und hatte zwei Söhne, die als Wunderkinder galten. Der Ältere der beiden Brüder, Ernst Eichhorn, trat bereits im Alter von sechs Jahren als Violinist vor Publikum auf. Seinen ersten Musikunterricht erhielt er seinerzeit von seinem Vater. Im Alter von acht Jahren unternahm er mit seinem Bruder Eduard Eichhorn Konzertreisen nach Leipzig, Berlin, Magdeburg, München, Wien, Stuttgart und St. Petersburg. Überall zollte das Publikum Respekt und Anerkennung für die Leistungen der beiden Brüder. Kein Wunder, dass Ernst Eichhorn schon frühzeitig eine Anstellung bei der Coburger Hofkapelle erhielt. Im Jahre 1838 war Eichhorn Mitbegründer des Musikvereins. Doch bereits im Alter von 22 Jahren starb der begabte Musiker. Eduard Eichhorn überlebte seinen Bruder um 53 Jahre und erhielt wie einst sein Bruder eine Stelle als Kammermusikus am Coburger Landestheater. 1858 erbte er auch das elterliche Haus in der Ketschengasse. Dieses blieb bis in die 1950er Jahre hinein, im Besitz der Familie Eichhorn. Das Ladengeschäft, welches sich im Erdgeschoss des Gebäudes befindet, hatte die Familie stets verpachtet. Ein Lebensmittelgeschäft, ein Obst- und Gemüsegeschäft und zuletzt ein Sanitätsgeschäft waren in dem Hause ansässig.



Das Haus Ketschengasse 30 (Foto: Christian Boseckert, 2007)

Eher in der Architektur zurückhaltend ist das Nachbarhaus Ketschengasse 30, welches erstmals 1529 erwähnt wurde. Das frühere Ratslehen beherbergte für mehrere Jahrzehnte die Gaststätte Fleischmann. Diese Lokalität wurde 1888 durch den Restaurateur Johann Knorr gegründet und entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einer beliebten Einkehrstätte am Rande des Säumarkts. Das Gebäude gehörte seit 1842 dem Kaufmann Heinrich Damnitz, der es in seiner heutigen Form im Jahre 1850 umbauen ließ. Es folgte 1857 die Familie Niezel als Hauseigentümer nach. In ihrer Zeit wurde die Ketschengasse Nr. 30 zu einem Wirtshaus. Es kann jedoch vermutet werden, dass dies nicht die erste Schankstätte in diesem Gebäude war. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts findet sich unter den Hausbesitzern des hiesigen Grundstücks ein Weinschenk namens Johann Adam Solcher, der durchaus in dem Gebäude eine Weinstube hätte betreiben können.
Die Bezeichnung „Fleischmann“ indes stammt aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als der Gastronom Christian Fleischmann Haus und Gastwirtschaft käuflich erwarb. Die Fleischmann´schen Erben führten nach dem Zweiten Weltkrieg die Gaststätte bis Mitte der 1980er Jahre weiter. Danach erfolgte die Verpachtung und Umbenennung des Lokals in „Grill Schorsch“.

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Häuser der Ketschenvorstadt Teil 1 (Beitrag vom 30.01.2010)



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