Eines von drei erhaltenen Coburger Stadttoren ist das Spitaltor, welches das innere Stadtzentrum nach Norden hin abgrenzte. Es war damit zugleich das Tor zur Steinwegvorstadt, die sich bis an die Heiligkreuzkirche erstreckte. Wie das Judentor gehörte auch das Spitaltor zum inneren Stadtmauerring. Die erste Erwähnung des Turmes erfolgte im Coburger Stadtbuch von 1393. Schon damals hieß es „Spitaltor“, benannt nach dem in der Nähe liegenden St. Georgen-Spital, dass bereits im Jahre 1317 gegründet wurde. Über das Alter des Tores kann man indes nur Vermutungen anstellen. Aufgrund der Verwendung von romanischen Buckelquadern kann von einer Entstehungszeit im 13. oder 14. Jahrhundert ausgegangen werden. Sein Umfang beträgt 7,50 x 7,20 Meter mit einer Mauerstärke von 1,60 Metern. Die heutige Turmhöhe beträgt 21,5 Meter. Ursprünglich dürfte das Tor ein Spitzdach und Erker besessen haben. Aber schon 1626 kann man auf dem sogenannten „Isselburg-Stich“ erkennen, dass das Spitaltor einen Fachwerkaufbau mit einem Satteldach besaß. Diese Darstellung zeigte auch der Maler Emil Maurer auf der hier veröffentlichten Zeichnung. Dieses Aussehen besaß das Spitaltor bis 1685. In der Nacht des 13. Juli des gleichen Jahres brach in der Turmstube des Tores ein Feuer aus, bei dem die gesamte Türmerfamilie (fünf Personen) ums Leben kam. Die Turmglocke stürzte glühend herab und blieb vor dem Hause Steinweg Nr. 2 (heute Bettengeschäft Gebers) liegen. Der Fachwerkaufbau wurde mit Kanonen oder Feldschlangen aus der Stahlhütte (heute steht dort das Landestheater) abgeschossen, da man nicht in der Lage war, das Feuer zu löschen. Diese Versuche brachten aber nichts. Der sechsgeschossige Turm brannte vollständig aus und auch das Uhrwerk wurde total zerstört. Umgehend begann aber der Wiederaufbau des Spitaltores im barocken Stil. In dieser Zeit entstand der achteckige Turmaufsatz, ein sogenanntes Oktogon, an dem zwei Zifferblätter für die Uhren angebracht wurde. 1688 installierte man die neue Turmglocke, welche aus der Gießerei am Glockenberg stammte. Die endgültige Fertigstellung des Turmes erfolgte im Jahre 1691.
Das Spitaltor selbst besaß seinerzeit kein Vortor wie das Judentor, sondern einen überdachten Wehrgang Richtung Steinweg, der die Straße überquerte. Der Wehrgang war mit dem Häusern Steinweg Nr. 2 und 1 (1934 zugunsten des neuen Gräfsblocks abgerissen) verbunden mit bildete damit einen kleinen Zwinger. Vor dem Spitaltor, auf der Steinwegseite befand sich auch der Stadtgraben, der vom Stetzenbach gespeist wurde. Die Quelle dieses Stezenbaches findet sich heute noch im Pilgramsroth. Der Aufgang zum Turm erfolgte von altersher über die Stadtmauer. Nachdem diese nach und nach im Bereich des Spitaltores abgetragen wurde, konnte man über das Turmwächterhaus in das Stadttor gelangen. Dieses Turmwächterhaus existiert heute noch und ist an der sogenannten „Kleinen Mauer“ gelegen. Es beherbergt heute das Obst- und Gemüsegeschäft Wollandt. Vom ersten Stock dieses Hauses gelangt man in den Turm hinein.
Heute besitzt das Spitaltor neben seinem eigentlichen Durchgang noch zwei Fußgängerdurchlässe, und einen zweiten Durchgang für den Straßenverkehr. Im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Gräfsblocks wurde dies 1937 angelegt. In den folgenden Jahren erfuhr das Spitaltor immer wieder Sanierungen, so dass es immer noch strahlend auf die Einkaufsstraßen „Spitalgasse“ und „Steinweg“ herunter schauen kann.
Bildquellen:
Bild 1: Das Spitaltor bis 1685 nach Emil Maurer, vom Steinweg gesehen. (Sammlung Christian Boseckert)
Bild 2: Das Spitaltor um 1900 (Sammlung Christian Boseckert)
Bild 3: Das Spitaltor heute (Foto Christian Boseckert, 2009)