Ein architektonisch auffallendes Gebäude in der Ketschengasse ist das Haus Nr. 27, besser bekannt als „Cafe Prinz Albert“. Eine sehr interessante Geschichte kann dieses Gebäude uns heute erzählen. Ursprünglich stand hier das städtische Narrenhaus. Es wurde 1531 beim Inneren Ketschentor, das zwischen dem Haus Ketschengasse 25 (heute Modegeschäft Reiter) und dem Flachbau des Orthopädiegeschäfts Brünner lag, errichtet. Im Narrenhaus waren seinerzeit Menschen mit diversen Geisteskrankheiten untergebracht. Sie durften sich jedoch frei bewegen, waren aber durch eine spezielle Narrenkleidung schon weitem zu erkennen. Bei begangenen Straftaten konnten Narren dafür nicht belangt werden. Sie genossen, wie das Sprichwort schon sagt, Narrenfreiheit. 1719 verkaufte die Stadt das Gebäude an den Bäckermeister Michael Lautensack, der dort ein neues Wohnhaus mit zwei Stockwerken und zwei Stuben errichtete. In den folgenden Jahren wechselten oft die Hauseigentümer bis 1823 der Müllermeister Johann Carl Wittig das Anwesen durch Tausch erwarb. Wittig eröffnete in dem Gebäude eine Konditorei, welche die lange Tradition des Hauses bis hin zum Cafe Prinz Albert begründete. Im Jahre 1863 gelangte das Grundstück in den Besitz des Konditormeisters Julius Ruprecht, der das alte Haus abreißen ließ. An seiner Stelle entstand das heutige Gebäude Ketschengasse 27 mit zweistöckigem Erker, im englischen Stil gehalten. Der Name des Baumeisters ist bis heute jedoch unbekannt. Unter Ruprechts Nachfolger Gustav Heinrich, der ab 1870 hier eine Konditorei betrieb, entwickelte sich das Unternehmen zum Hoflieferanten. Auch ein Cafe wurde jetzt der Konditorei angeschlossen. Schon bald entwickelte sich das Kaffeehaus zu einem beliebten Treffpunkt für Damenkränzchen und Gesellschaften. Im Jahre 1905 kam das Aus für Konditorei und Cafe. Der Mützenmacher und Kürschnermeister Robert Bergmann erwarb seinerzeit das Gebäude und richtete im Erdgeschoss sein Ladengeschäft ein, wo er u.a. auch Schülermützen verkaufte. Da störte ein Cafe nur. In den darauf folgenden Jahren wechselten jedoch die dort ansässigen Geschäfte häufiger. In den 1930er Jahren befand sich hier eine BACKDIE-Filiale, ein Lebensmittelgeschäft vergleichbar mit heutigen Supermarkt-Ketten. Ab 1937 befand sich im 1. Obergeschoss des Hauses das Büro der Kohlenhandlung Alfred Bauer (Nachfolger Henkel). Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Gebäude als Modehaus. Bekannte Firmen wie Kaspar (heute auf dem Markt) Reuther (später in der Spitalgasse) und Matzer & Worsch (heute auf der Mauer) hatten hier ihren Sitz bzw. eine Filiale. Zu dieser Zeit entstanden auch die großen Schaufenster, die eigentlich für ein neugotisches Gebäude völlig ungewöhnlich sind. In den 1970er Jahren befand sich das Brautstudio Reiter in den Geschäftsräumen des Hauses. Die Wiederaufnahme der alten Konditorei-Tradition erfolgte erst wieder im Jahre 1983. Ein Nachfahre der Kohlenhändler-Familie Henkel, die das Grundstück seinerzeit besaßen, erlernte in der bekannten Konditorei Schubart sein Handwerk und machte sich schließlich 1983 selbstständig. Dabei wurde das Haus komplett umgebaut und im 1. Obergeschoss ein Etagencafe eingerichtet, während im Parterre wieder eine Konditorei eingerichtet wurde. Das Cafe erfreute sich einer großen Beliebtheit in der Coburger Bevölkerung. So entwickelte sich das Kaffeehaus zu einer beliebten Einkehrstätte für Bürger und Besucher, in der Kaffee, Kuchen oder sogar kleine Gerichte zum Verweilen einluden Im Frühjahr 1999 übernahm die Familie Schubart das Lokal und betreibt es bis in unsere Gegenwart hinein. Die letzte Fassadensanierung liegt inzwischen zehn Jahre zurück. Das Cafe Prinz Albert erfreut sich heute noch über guten Zuspruch bei den Coburgern. Es bleibt zu hoffen, dass die Umgestaltungsmaßnahmen in der Ketschengasse und am Albertsplatz dem keinen Abbruch leisten.
Bildquellen:
Bild 1: Das Haus Ketschengasse 27 in der Gegenwart (Foto: Christian Boseckert, 2009)