Einer der wichtigsten Plätze Coburgs ist, verkehrstechnisch gesehen, der Theaterplatz, auf dem im Jahre 2008 der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) der Stadt eingeweiht wurde. Was vielleicht viele gar nicht wissen ist die Tatsache, dass dieser Platz nicht historisch gewachsen ist, sondern erst vor ca. 200 Jahren entstanden ist. Ursprünglich verlief hier die innere Stadtmauer entlang. Sie führte vom Spitaltor über den heutigen Theaterplatz Richtung Schlossplatz und Schloss Ehrenburg. Der Verlauf dieser Befestigungsanlage ist noch an der Baulinie der am Theaterplatz befindlichen Häuser zu erkennen, welche nicht gerade sondern „gebogen“ ist. Dieser Teil der Stadtmauer nannte man seinerzeit die „Rumpelmauer“. Inwiefern die Bezeichnung von Gerümpel herrührt, lässt sich hier nicht sagen. An der Mauer entlang führte ein schmales Gässchen, dessen letzter Rest heute die „Kleine Mauer“ beim Obst- und Gemüsegeschäft Wollandt bildet. Auf der anderen Seite der Mauer lag der Stadtgraben, der von Quellen im Pilgramsroth gespeist wurde. Auf Seiten des Bürglaßgartens, der mit einer hohen Gartenmauer umschlossen war, befand sich eine Straße, die über die Georgengasse zu erreichen war. Sie führte bis zum Oberen Bürglaß hin. Nachdem die Stadtmauer als Befestigungsanlage während des 18. Jahrhunderts ausgedient hatte, wurde sie schließlich im Jahre 1815 im Bereich des Theaterplatzes abgebrochen und der Stadtgraben zugeschüttet. Durch diese Maßnahmen entstanden nicht nur neue Häuser, wie zum Beispiel die Stadtvilla Theaterplatz Nr. 10/11 (an deren Stelle befindet sich heute eine Filiale der VR-Bank), sondern auch ein repräsentativer Platz, der noch keinen Namen trug. Zur Verschönerung wurde in der Platzmitte eine Grünanlage angelegt. Die Anlegung des Schlossplatzes ab den 1820er Jahren sollte dann schließlich auch Auswirkungen auf die Ausgestaltung des Theaterplatzes haben. Problematisch dabei waren die zahlreichen Handwerkerhäuser am Platz, die immer noch ein „Hinterhof-Flair“ besaßen. Man löste dieses Problem damit, dass die betreffenden Fassaden durch eine intensive Baumbepflanzung verdeckt wurden. Die Reste dieser Bepflanzung findet sich noch heute als Abgrenzung des Schlossplatzes zur Grafengasse. Andere Gebäudekomplexe wie zum Beispiel die Stahlhütte, eine Schießstätte welche von Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg errichtet wurde, fielen dem Abbruch zum Opfer. Anstelle der Stahlhütte entstand das Landestheater, welches auch zum Namenspatron des Platzes avancierte. Bis 1910 wurden schließlich auch die alten Handwerkerhäuser saniert und so umgebaut, dass sie vorzeigbar waren. Als Beispiel hierfür kann das Gebäude Theaterplatz Nr. 4a (Gaststätte Künstlerklause) erwähnt werden, dass in seiner heutigen Form im Jahre 1871 entstanden ist. Von der Altbebauung existieren noch die Häuser Theaterplatz Nr. 5 (Cafe & Bäckerei Feiler), Nr. 6 (ehemals Gaststätte „Schnellzug“ bzw. „Unicum“) und Nr. 7 (Konditorei Schubart). Eine Aufwertung erfuhr der Theaterplatz 1911, als zu Ehren des Prinzen Friedrich Josias von Sachsen-Coburg und Saalfeld, in der bereits erwähnten Grünanlage, ein Denkmal eingeweiht wurde. Es ist vielleicht noch interessant zu wissen, dass der Theaterplatz ursprünglich zum großen Teil in herzoglichem Besitz war. So verbot die Schlosshauptmannschaft beispielsweise den Kindern auf dem Theaterplatz zu spielen oder gar lärmend über den Platz zu ziehen. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich der Theaterplatz teilweise zu einer vornehmen Wohngegend entwickelt. Weinstuben, Modewaren- und Delikatessen-geschäfte säumten hier den Weg. Zwischendurch schimmerte aber auch immer wieder das handwerkliche Coburg mit Schusterbetrieben und Bierwirtschaften durch. Das hinderte den amerikanischen Konsul aber nicht daran, für einige Jahre am Theaterplatz (im Hause Nr. 10) zu residieren. Viele Jahre blieb der Theaterplatz von verkehrsveränderten Maßnahmen verschont. Erst 1968 fand durch die Erweiterung des Bürglaßgartens auf die Grünanlage mit dem Josias-Denkmal eine tiefgreifende Veränderung auf dem Platz statt. Damals verschwand eine von zwei Fahrstraßen, die jeweils beide an dem Josias-Denkmal vorbeiführten. Ein anderer Teil des Theaterplatzes wurde zu einem Parkplatz umgestaltet. Bauliche Veränderungen blieben aber auch weiterhin nicht aus. 1986 wurden die Häuser Theaterplatz Nr. 2 und 3 zugunsten von Neubauten abgerissen; Das Haus Nr. 4 (Reisebüro Gevers) war schon zuvor neu errichtet worden. Große Veränderungen brachte aber die Anlegung des Zentralen Omnibusbahnhofes zwischen 2006 und 2008. Trotz eines Bürgerbegehrens, welches die Anlegung des ZOB auf dem Theaterplatz ablehnte, wurde dort als Ersatz für den Markt, ein solcher Busbahnhof angelegt. Der 1968 entstandene Bürglaßgarten verschwand wieder und kehrte in seinen alten Umfang zurück. Das Josias-Denkmal wurde versetzt und die Häuser um den Theaterplatz herum von Grund auf saniert. Es bleibt abzuwarten für die Zukunft, wie sich dieser Platz noch weiter verändern wird. Spannend dürfte die Entwicklung des Theaterplatzes auch weiterhin bleiben.
Bildquellen: Bild 1: Der Theaterplatz mit Grünanlage und Prinz-Josias-Denkmal um 1914 (Sammlung Christian Boseckert) Bild 2: Der erweiterte Bürglaßgarten von 1968 (Foto: Christian Boseckert, 2006) Bild 3: Der neue Zentrale Omnibusbahnhof von 2008 (Foto: Christian Boseckert, 2008) Bild 4: Der Theaterplatz heute (Foto: Christian Boseckert, 2010)
Christian
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