Coburgs Bankhäuser, Teil 1 (Beitrag vom 31.07.2010)

#1 von Christian , 30.07.2010 08:59

Mohrenstraße 34
1895 errichtete der Architekt Johannes Köhler an der neu angelegten Mohrenstraße ein Wohn- und Geschäftshaus im historistischen Stil als Spekulationsobjekt. Im Jahre 1910 wurde das Gebäude von der Bank für Thüringen AG mit Hauptsitz in Meiningen erworben. Die Bank für Thüringen war das bedeutendste regionale Bankhaus im thüringischen Raum und bezog hauptsächlich ihr Geschäftsfeld auf die Kreditvergabe an Industrieunternehmen, insbesondere in der Porzellan-, Elektro- und Textilindustrie. 1926 wurde die Bank für Thüringen von der heutigen Deutschen Bank übernommen. Ab 1927 war sie auch als Hauseigentümer der Mohrenstraße Nr. 34 erwähnt und führte die Filiale weiter. Nachdem jedoch das Kaufhaus Brandt in der Spitalgasse 1982 Konkurs anmelden musste, zog im Jahr darauf die Deutsche Bank in die freigewordenen Räume des ehemaligen Kaufhauses, wo sie heute noch ansässig ist. Im alten Bankgebäude in der Mohrenstraße hat seitdem ein deutschlandweit bekanntes Optikerunternehmen seine Coburger Niederlassung.

Mohrenstraße 38
Im Jahre 1910 erbaute der Architekt Hans Münscher dieses Wohn- und Geschäftshaus anstelle der bekannten Gaststätte „Grübelei“. Das Gebäude diente anfangs als Hotel und Lichtspieltheater, konnte sich jedoch nicht lange halten. Bereits 1921 erwarb daher die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank, kurz Hypo-Bank, das Anwesen und richtete nach umfangen Umbauarbeiten dort eine Filiale ein. Die Bank mit Hauptsitz in München wurde 1835 auf Initiative König Ludwigs I von Bayern gegründet. Sie entwickelte sich rasch zur größten Hypothekenbank Deutschlands und expandierte ab den 1960er Jahren auch ins Ausland. 1998 fusionierte die Hypobank mit der Bayerischen Vereinsbank zur HypoVereinsbank. Die Coburger Filiale wurde in Folge der Fusionierung aufgegeben, das Bankgebäude selbst in den Jahren 2003/04 gründlich saniert und umgebaut. Seither befindet sich in den Räumen eine Filiale der VR-Bank Coburg.

Steinweg 5
1861 erwarb die Kreditkasse des Spar- und Hülfevereins Coburg das Anwesen Steinweg Nr. 5 als eigenes Bankhaus. Vorher diente das Gebäude jahrhundertelang als Gasthaus „Zum goldenen Adler“. Die Kasse wurde 1856 von Coburger Kaufleuten, Handwerksmeistern und Selbstständigen als Konkurrenz zur städtischen Sparkasse gegründet. 1911 errichtete im Auftrag des Spar- und Hülfevereins Stadtbaumeister Max Böhme an gleicher Stelle an neues Bankgebäude im Jugendstil. Dieses übernahm im Jahre 1922 die Bayerische Staatsbank aus München, welche eine Filiale dort einrichtete. Dieses Institut entwickelte sich aus der Hofbank der Markgrafen von Ansbach-Bayreuth. Nachdem die beiden Fürstentümer im Wiener Kongress von 1815 an Bayern fielen, übernahm das Königreich auch das Bankhaus und erhob das Institut schließlich zur Königlichen Hofbank. 1971 erfolgte die Umbenennung in Bayerische Vereinsbank. 1927 kaufte die Staatsbank von der Metzgermeisterswitwe Anna Schlick noch das Nachbarhaus Steinweg Nr. 7 dazu. Das dortige Ladengeschäft war lange Zeit vermietet und wurde der Bank erst 1996 zugeschlagen. Seit 1998 beherbergt das Bankgebäude den Sitz der Bayerischen Hypovereinsbank in Coburg.

Steinweg 13
Auch das ehemalige Modehaus Steinmann im Steinweg beherbergte in früheren Zeiten ein Bankinstitut. 1870 eröffnete in diesem Gebäude der Bankier Eduard Hülbig ein eigenes Bankhaus, das wohl schon vorher existierte. Elf Jahre später erfolgte der Zusammenschluss mit dem Bankier Adolf Haessler zum Bankhaus Haessler & Hülbig. In der Folgezeit, aber auch schon zuvor, hatte sich besonders Eduard Hülbig um das Gemeinwesen verdient gemacht. Er erhielt dafür als einer der ersten Coburger das Ehrenbürgerrecht der Stadt. Als er 1889 starb übernahm dessen Sohn Otto die Leitung der Privatbank. Ihm folgte schließlich 1927 dessen Sohn Eduard jun. Dieser gab in einer Selbstanzeige vom Oktober 1929 zu, dass er mindestens 100.000 Reichsmark unterschlagen habe. Daraufhin wurde Hülbig verhaftet und das Bankhaus brach zusammen. Das Bankgebäude wurde schließlich nach 1931 versteigert. In den folgenden Jahren erfuhr das Haus dann eine Umgestaltung zum Modehaus. Ein Bankgeschäft hat sich seither nicht mehr dort niedergelassen.

Bildquellen:
Bild 1: Ehemaliges Bankgebäude Mohrenstraße Nr. 34 (Foto: Christian Boseckert, 2010)
Bild 2: Bankgebäude Mohrenstraße Nr. 38 (Foto: Christian Boseckert, 2010)
Bild 3 + 4: Bankgebäude Steinweg Nr. 5 (Foto: Christian Boseckert, 2010)
Bild 5: Ehemaliges Bankgebäude Steinweg Nr. 13 (Foto: Christian Boseckert, 2010)

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RE: Coburgs Bankhäuser, Teil 1 (Beitrag vom 31.07.2010)

#2 von Zugereister , 01.08.2010 10:19

Christian, eine sehr schöne Zusammenstellung.
Mohrenstraße 38 eine kleine Korrektur: Im Jahre 1921 richtete dort die Bayerische Disconto- und Wechsel-Bank AG ihre Filiale ein (siehe Coburger Zeitung 1. Nov. 1921, http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/...no=2&seite=1092), eine Tochtergesellschaft der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank AG, die für Nordbayern als Konkurrenz zur Staatsbank 1905 gegründet worden war (http://geschichte.hypovereinsbank.de/gesc_diwe_1905.php). Erst ab Sommer 1923 wurden die Filialen durch Hypo-Bank direkt betrieben.

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RE: Coburgs Bankhäuser, Teil 1 (Beitrag vom 31.07.2010)

#3 von Christian , 05.08.2010 17:44

Danke für den Hinweis

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