In diesem Artikel soll es um die Entstehungsgeschichte des Coburger Sintflutbrunnens gehen, dessen Schöpfer der gebürtige Coburger Ferdinand Lepcke war. Dieser wurde am 23. März 1866 im Hause Leopoldstraße Nr. 27 als Sohn des Restaurateurs Ernst Lepcke geboren und starb bereits im Alter von 43 Jahren am 12. März 1909 in Berlin an den Folgen einer Lungenentzündung. Lepcke verlebte also seine früheste Jugendzeit in der Leopoldstraße. Schon in jungen Jahren besuchter er die Kunstakademie in Berlin und war dort Schüler des Bildhauers Fritz Schaper von dem viele Denkmäler in Deutschland stammen. Ferdinand Lepcke wurde bald ein bekannter Künstler seiner Zeit und schuf zahlreiche Broncestatuen, Grabdenkmäler, Marmorbüsten und Denkmäler bedeutender Männer. Bereits im Alter von 25 Jahren erhielt er einen Staatspreis und wurde 1903 zum Professor ernannt. Ein Jahr vorher entstand auf Kosten des preußischen Staates für die Stadt Bromberg in Westpreußen der „Sintflutbrunnen“, das Original des Coburger Sintflutbrunnens. Im gleichen Jahr 1902 machte Ferdinand Lepcke seiner Heimatstadt Coburg, mit der er sich besonders durch seine Zugehörigkeit zur Künstlerzunft St. Lukas verbunden fühlte, das Angebot, ihr das Gipsmodell dieses Brunnens unentgeltlich zu überlassen. Daran hatte Lepcke insgesamt zwei Jahre gearbeitet. Nach langem Hin und Her lehnte der Coburger Stadtrat am 2. Dezember 1904 das Anerbieten Lepckes mit der Begründung ab, dass Coburg keinen geeigneten Platz hätte. In den Zeitungen war man darüber empört. Aber der Künstler ließ nicht locker. Schon am 20. Dezember 1904 antwortete er dem Oberbürgermeister Gustav Hirschfeld und machte dabei den Vorschlag, dass die Stadt ein einfaches Museum bauen solle, für das er Abgüsse von zahlreichen seiner von ihm geschaffenen Plastiken stiften würde. Das Auffinden eines geeigneten Platzes musste er aber immer noch dem Coburger Stadtrat überlassen. Einen Fingerzeig gab der Plan des Baues einer Gewerbeschule. Man erwog jetzt, den Brunnen irgendwie vor der geplanten Schule aufzustellen. Aber der Bau lag noch in weiter Ferne. Man überlegte weiter und kam auf die Idee, dass die Veste ein geeigneter Ort sei. Aber hier ergaben sich unüberwindliche Schwierigkeiten. Inzwischen war der Gedanke aufgetaucht, nicht das Gipsmodell, sondern einen Bronceguss des Brunnens aufzustellen. Am 20. März 1905 schrieb Lepcke an Oberbürgermeister Hirschfeld, dass ein Bronceguss 30.000 Goldmark kosten würde. Er schlug gleichzeitig eine Sammlung unter den Bürgern vor und erklärte sich bereits das Modell noch ein Jahr aufzuheben, bis das Geld zusammengekommen sei. Da wurde Mitte des Jahres 1905 ein Coburger Bürger, der Baumeister Max Frommann, aktiv. Wahrscheinlich nach privater Fühlungnahme mit dem Herzoglichen Staatsministerium schlug er als Standort für den Sintflutbrunnen die Zollbauerswiese an der Ketschendorfer Straße vor. Er garantierte 20.000 Goldmark, die er selbst durch eine Sammlung aufzubringen gedachte. Den Rest von 10.000 Goldmark sollte die Stadt zusteuern. Bereits am 17. Juli 1905 bewilligte der Coburger Stadtrat diesen Betrag unter Voraussetzung, dass die Zollbauerswiese von der Herzoglichen Domäne unentgeltlich zur Verfügung gestellt würde. Das Herzogliche Staatsministerium gab am 29. Juli 1905 seine Zustimmung zur unentgeltlichen Überlassung der Zollbauerswiese mit der Auflage, dass das Gelände unbebaut bleiben sollte. Die entsprechenden Verträge zwischen der Stadt, dem Ministerium sowie mit Lepcke kamen zustande. Dieser nahm an dem Modell geringfügige Änderungen vor und sicherte sich das geistige Eigentum. Für den Guss des Brunnens, den die Firma Gladenbeck in Berlin ausführen sollte, waren jedoch Monate erforderlich. Inzwischen hatte Frommann die 20.000 Goldmark zusammengebracht. Die Spender waren betuchte Coburger Bürger, darunter auch einige Bewohner der nahe gelegenen Alexandrinenstraße. Die israelitische Kultusgemeinde, die ihre Gottesdienste damals in der St. Nikolauskapelle abhielt, gab einen Sonderbeitrag. Der Sintflutbrunnen, dessen Aufstellung man Ende 1906 erwartete, sollte an den Regierungsantritt des Herzogs Carl Eduard am 23. Juli 1905 erinnern. Zu diesem Zweck wollte die Stadt Coburg eine Plakette an dem Brunnen anbringen. Damit war das Ministerium nicht einverstanden und machte den Vorschlag, den Brunnen Carl-Eduard-Brunnen und den Platz Carl-Eduard-Platz zu nennen. Der Brunnenname könnte sich jedoch nicht durchsetzen. Die Einweihung des Brunnens fand am 15. November 1906 um 11.45 Uhr statt. Der Herzog mit seiner Gemahlin fuhr im Automobil vor. Das erregte damals großes Aufsehen. Zur Einleitung der Feier spielte die Stadtkapelle „Schutzgeist alles Schönen“ von Mozart. Oberbürgermeister Hirschfeld hielt die Weiherede. Den Schluss der Feier, zu der solche Bürger der Stadt eingeladen waren, die irgendwie ein Ehrenamt besaßen, bildete Beethovens Hymne „Die Himmel rühmen“. Lepcke erhielt vom Herzog das Ritterkreuz 1. Klasse, der Direktor der Gießerei den gleichen Orden in der 2. Klasse und aus dem Baumeister Max Frommann wurde ein herzoglicher Baurat.
Bildquelle:
Der Sintflutbrunnen (Sammlung Christian Boseckert)