UDO + MICHAEL: Aber Deutschland war schon schöner in den 50er Jahren.
ROBERT: Na klar, da gab es sogar noch Trümmergrundstücke und viele Kriegskrüppel.
UDO + MICHAEL: Ja und da spielten wir mit den Militärautos von den – ach wie nannten wir noch die Engländer? – Tommies. Und der Jürgen hatte da ein brennendes Stück Papier in den Tankstutzen getan und gleich zugemacht. Und das explodierte und er hat dabei sein Auge und sein halbes Gesicht verloren und hatte Eisenstückchen überall im Bauch. Wir hatten unseren Helden. ACH WAR DAS SCHÖN.
Ja und die Papis waren alle tot und dann kamen die Onkels und dann heirateten diese die Mamis und rauchten und stanken nach Schnaps. Und dann ging es zum Baden mit den Fahrrädern runter an den See, auf dem Herrenfahrrad immer schief unter der Stange durch, im Stehen pedaliert. Man fiel leicht hin und hatte alle Zahnräder in den Waden. ACH WAR DAS SCHÖN.
1949, Schule. Mit Aluminiumtopf für die Schulspeise. Grütze, ich ass die nie. Und der erste VW, graublau, roch so richtig nach Fabrik. Kennzeichen war Amerikanische Besatzungszone. ACH WAR DAS SCHÖN.
Das war auch noch so beim Exportmodell 1959. Der gleiche Geruch. ACH WAR DAS SCHÖN.
Wir gingen abends zu unserer Haushilfe in der Flüchtlings-Baracke, da wohnte ihre Familie aus Preußen. Mutter von der Roten Armee vergewaltigt, Vater liebte sie trotzdem. Seine letzte Tochter war vom Russen. Vater's Liebling. ACH WAR DAS SCHÖN.
Da gab es Bratkartoffeln, wie wir sie nie wieder bekommen haben. ACH WAR DAS SCHÖN.
Da gab es noch echte Kriegsbehinderte, die kein Bein oder keinen Arm mehr hatten, die liefen mit Stützen, das Hosenbein gebügelt und schick ab der Hälfte umgeschlagen, nicht abgeschnitten! Heute sieht man überall Autos mit dem Gehandicapten-Zeichen und vor den Supermärkten mindestens 10 Parkplätze für diese Gehandicapten, doppelt so breit. Die kommen mit ihren Autos, dann steigen sie aus, alle jung und sportlich, rauchend, lachend, ja und wo ist denn der Gehandicapte? Ach das ist die Tante, die ist zu Hause, wir holen für sie was ein. Nun mach mal keinen Stunk, Opa. Ach nee, das war früher schöner, da konnte man dem Kriegsbehinderten noch über die Straße helfen. Der sagte auch noch danke und wir waren doch erst zehn. ACH WAR DAS SCHÖN.
Und dann hat doch unser Adenauer es 1955 geschafft, ohne etwas von unserer Souveränität aufzugeben, 10.000 Kriegsgefangene aus Russland nach Hause zu bringen. Und alle waren am Radio, während die Namen der Heimkehrer, die im Lager Friedland in ihren alten Uniformen ankamen, gelesen wurden. Tagelang. Nein, Ursel's Papi war nicht dabei. Wir waren glücklich die Männer in ihren Uniformen zu sehen. Das waren unsere. ACH WAR DAS SCHÖN.