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#1 von gerd , 30.09.2013 07:13

Am.8.12.1947 wurde in der Nähe des Görsdorfer Bahnhofs, bei den Pfaffenteichen, der in Coburg wohnende ehemalige Generalleutnant der Wehrmacht, von Kutzleben,
beim Brennholzsammeln in die SBZ entführt. Er wurde vor ein Sowjetisches Militärtribunal gestellt und zu 6 Jahren Haft verurteilt!
Ist über den Mann bzw. den Namen hier etwas bekannt?

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RE: Suche

#2 von Rolf Metzner , 30.09.2013 20:16

Hier ein vom Englischen in's Deutsche schlecht übersetzter Lebenslauf (Generalleutnant Georg von Kutzleben):

Geboren am 08 Mai 1885 in Meiningen
Gestorben: 3. Juli 1962 in Coburg

Promotions:
Fähnrich (18. November 1905); Leutnant (18. August 1906); Oberleutnant (17. Feb. 1914); Hauptmann (18. Juni 1915); Dur (1. Februar 1928); Oberstleutnant (1. April 1932); Oberst (1. Juli 1934); Generalmajor (1. Januar 1938); Generalleutnant (1. Oktober 1943)

Karriere:
Trat in die Armee als OffFahnenjunker und Batterie-Offizier im 1. Garde-Feld-Artillerie-Regiment (23 Mrz 1905 bis 01 August 1914)
Batterie-Offizier im 1. Garde-Reserve-Feld-Artillerie-Regiment (2. August 1914 bis 06 Dezember 1914)
Akku-Spitzenreiter in der 1. Garde-Reserve-Feld-Artillerie-Regiment (7. Dezember 1914 bis 29 Oktober 1916)
Leiter der I. Bataillon des 1. Garde-Reserve-Feld-Artillerie-Regiment (30. Oktober 1916-31 August 1919)
Akku-Spitzenreiter in der 15. Artillerie-Regiment Licht (1. September 1919 bis 31 Dezember 1920)
Hauptmann mit dem Stab des III. Bataillon des 3. Artillerie-Regiment (1. Januar 1921 bis 31 Dezember 1921)
Batterie-Chef in der 3. Artillerie-Regiment (1. Januar 1922 bis 31 Mai 1925)
Übertragen auf die Mitarbeiter des Infanterie-Führer V (1. Februar 1925 bis 31 März 1929)
Übertragen auf die Mitarbeiter des I. Bataillons des 5. Artillerie-Regiment (1. April 1929 bis 31 Mai 1932)
Retired (31. Mai 1932)
Mitarbeiter der Armee mit Militär-Bezirk-Command V (1. Juni 1932 bis 30 September 1933)
Territorial-Offizier mit Militär-Bezirk Esslingen-Command (1. Oktober 1933 bis 31 März 1934)
Übertragen in Luftwaffe Dienst mit der Personalvertretung des Höheren Air Büro Münster (1. April 1934 bis 28 Februar 1935)
Übertragen auf die Mitarbeiter von Air-Bezirk-Command IV, Münster (1. März 1935 bis 30 September 1936)
Kommandeur der 24. Flak-Regiment (1. Oktober 1936 bis 01 Januar 1938)
Kommandant of Investigation-Staff Eifel von Air-Defence-Zone West (1. Januar 1938 bis 28 Februar 1939)
Retired (28. Februar 1939)
Platziert, um die Entsorgung des RLM and Commander-in-Chief der Luftwaffe (1. März 1939 bis 01 August 1939)
Kommandeur der Flak-Gruppe Duisburg (64. Flak-Regiment) (2. August 1939 bis 28 Februar 1942)
Kommandant der Luftwaffe größer-Exercise-Grounds Radom (1. März 1942 bis 31 Oktober 1943)
Retired (31. Oktober 1943)
In der sowjetischen Gefangenschaft (8. Dezember 1947 bis 27 Mai 1948)
Freigegeben (27. Mai 1948)

Dekorationen & Awards:
- Ritterkreuz des Kgl. Preuss. Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern
- 1914 EK I
- 1914 EK II
- Kgl. Preuss. Kronen-Orden IV. Klasse
- Herzogl. Sachsen-Meiningisches Ehrenkreuz für Verdienst im Kriege
- Kuk Österr. Militär-Verdienstkreuz III. Klasse mit der Kriegsdekoration
- Verwundetenabzeichen, 1918 in Schwarz
- Ehrenritter des Kgl. Preuss. Johanniter-Ordens
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer 1914/1918
- Rechtsritter des Kgl. Preuss. Johanniter-Ordens
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV. bis I. Klasse


 
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zuletzt bearbeitet 01.10.2013 | Top

RE: Suche

#3 von gerd , 01.10.2013 00:33

Danke Rolf! Somit ist das geklärt.

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Zwischenfälle an der Demarkationslinie im Coburger Raum

#4 von Rolf Metzner , 01.10.2013 09:32

Es gab übrigens 1946 bis 1949 viele Zwischenfälle an der Damarkationslinie im Bereich Rottenbach/Tremersdorf:


1. Bis weit in das Jahr 1946 hinein konnten die Bewohner von Rottenbach fast täglich Schüsse in den östlich der B4 liegenden Wäldern hören, wenn Grenzgänger, Schmuggler oder Flüchtlinge die bereits bestehende Demarkationslinie auf der Werratal-Bahnstrecke von Ost nach West überwinden wollten. Häufig wurden sie von sowjetischen Soldaten gestellt, ausgeraubt, erschossen und verscharrt. Unter anderem wurde von Rottenbacher Bürgern, die wöchentlich die Wälder nach Verschollenen durchsuchten, eine jüngere Frau, vermutlich ehemalige Luftwaffenhelferin, mit ihren beiden 10- und 12jährigen Kindern erschossen aufgefunden. Diese Bluttat konnte 1997, nach über 50 Jahren, durch die Kriminalpolizei Coburg teilweise aufgeklärt und ein Opfer identifiziert werden (siehe CT vom 20.11.1997).
Mein Vater schmuggelte damals fleißig Werkzeuge von Zella-Mehlis über die Demarkationslinie nach Coburg, wurde auch von russischen Soldaten erwischt, musste mehrere Tage deren Pferde pflegen und konnte dann die Flucht ergreifen.

2. Am Abend des 08.03.1946 kam es zwischen Angehörigen des Grenzpostens der Bayerischen Grenzpolizei Rottenbach und sowjetischen Soldaten, die nach Rottenbach eingedrungen waren, zu einem regelrechten Feuergefecht. Erst nach Meldung an die US-Dienststelle in Coburg (Cpt. Northon) und Eintreffen des US-Überfallkommandos konnte der Vorfall bereinigt werden.

3. Ostern 1946 kam es bei Rottenbach zu einer Schießerei zwischen zwei Truppenteilen der Amerikaner und der Sowjets, bei der ein Sowjetsoldat getötet wurde. Sowjetische Soldaten hatten einer US-Streife mit Waffengewalt einen Jeep entwendet. Beiderseits der Damarkationslinie standen sich stundenlang gepanzerte Kräfte gefechtsbereit gegenüber.

4. Am 14.03.1946 kam es zu einem weiteren Zwischenfall, als sowjetische Soldaten mit einem ehemaligen US-Jeep nach Tremersdorf fuhren und unter Waffengewalt einen deutschen PKW des Straßen- und Flußbauamtes Bamberg stahlen. Eine Festnahme durch deutsche Grenzbeamte war nicht möglich. Eine US-Streife nahm die Russen an der Demarkationslinie fest und brachte sie nach Coburg zur Militärregierung.

5. Am 30.04.1946 nachmittags wurden zwei Angehörige des Bayerischen Grenzpolizeipostens Tremersdorf während ihres Streifenganges beim Bahnhof Görsdorf durch 5 russische Soldaten verschleppt. Auf Protest des US-Cpt. Northon wurden die beiden bayerischen Grenzpolizisten gegen 21 Uhr rücküberstellt.

6. Am 06.07.1946 raubten sowjetische Soldaten das bewohnte Stellwerk Görsdorf aus.

7. Am 10.07.1946 wurden zwei Bewohner von Tremersdorf durch sowjetische Grenzposten gezwungen, die Demarkationslinie zu überschreiten, wurden dort "kontrolliert" und wieder zurück geschickt.

8. Am 09.10.1947 überschritten zwei Angehörige der "Deutschen Grenzpolizei der Sowjetzone" unter dem Schutz sowjetischer Soldaten zwischen Rottenbach und Görsdorf die Demarkationslinie und schossen auf Zivilisten (Grenzgänger). Nach Platzverweisung durch die Posten von Tremersdorf zogen sie sich auf ihr Gebiet zurück.

9. Am 10.10.1947 verletzten russische Offiziere bei Neukirchen erneut die Damarkationslinie, um nach Coburg zu fahren und sich mit amerikanischen Offizieren zu treffen.

10. Vorfall mit Georg von Kutzleben.

11. Aufgrund der relativ unklaren Grenzverhältnisse im Bereich der 1961 abgerissene Weihersmühle zwischen Görsdorf, Truckendorf und Tremersdorf gab es in diesem Raum bis 1950 wiederholt Auseinandersetzungen zwischen Sowjets und und Bayerischer Grenzpolizei sowie dem Zollgrenzdienst. Unter anderem wurden mehrfach westdeutsche Beamte durch die Sowjets festgenommen, entwaffnet, und erst nach mehrmaligem Protest an die US-Behörden überstellt. Die Sowjets drangen hierbei bis Tremersdorf vor, wobei sie auf der Suche nach Alkohol und Uhren auch Frauen belästigten und mißbrauchten. Ein 12jähriger Junge wurde auf einem dieser Streifzüge erschossen.
Hier zur Verdeutlichung ein altes Foto der Weihersmühle:



12. (an etwas anderer Stelle im Coburger Land): Am 23.04.1949 wurde eine Drei-Mann-Streife der Grenzpolizei Rodach nördlich Lempertshausen beschossen und verschleppt. Ein westdeutscher Beamter wurde hierbei schwer verletzt und kehrte erst am 03.06.1949 aus Hildburghausen zurück.


Quelle überwiegend: Hans-Jürgen Schmidt: "An der Grenze der Freiheit"


 
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zuletzt bearbeitet 01.10.2013 | Top

RE: Zwischenfälle an der Demarkationslinie im Coburger Raum

#5 von gerd , 01.10.2013 19:48

Die andere Seite akzeptierte ja nicht, das von der US Besatzungsmacht Grenzpolizei aufgestellt wurde, auch wenn es noch an allen Dingen mangelte. So wurden die ersten Grenzer hier bei uns nur mit weißen Armbinden "Grenzpolizei" gekennzeichnet. Erst nach und nach konnten die Grenzer mit allem Nötigen ausgestattet werden.
Da Übergriffe von östlicher Seite immer wieder vorkamen und sogar Grenzer "nach drüben " verschleppt wurden, hatte die US Army den Befehl erlassen, das sich westdeutsche Grenzer der Demarkationslinie nur bis auf 1000 Meter nähern durften. Dieser Befehl konnte aber nicht aufrecht erhalten werden ,weil die Army auf den deutschen Grenzern dringend angewiesen war.
Erst als die BRD gegründet und dann der BGS aufgestellt war, sind klare Verhältnisse geschaffen worden.....
Zuvor kam es aber zu den Vorfällen, wie sie Rolf hier geschrieben hat.

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RE: Zwischenfälle an der Demarkationslinie im Coburger Raum

#6 von gerd , 01.10.2013 20:01

Zum Bild der Weihersmühle....geht man dort auf "Spurensuche", was ja heute möglich ist, findet man nur noch ganz wenige Überreste von dem Haus. Grün bemooste Fundament Steine und verrostete eiserne Fragmente zeugen noch von der einstmaligen Mühle, dort an der Grenze zwischen Thüringen und Bayern. Viele solcher Anwesen sind in den 50er/60er Jahren von den Machthabern der DDR dem Erdboden gleich gemacht worden. Hierbei sei nur an die ehemalige "Bergmühle", unterhalb des Muppberges bei Neustadt b.C. erinnert, oder Billmuthausen unweit von Bad Colberg und und und....

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RE: Zwischenfälle an der Demarkationslinie im Coburger Raum

#7 von Rolf Metzner , 01.10.2013 20:12

Von Ulrich Göpfert:

Die Weihersmühle war eine der ältesten Mühlen im Flussgebiet der Lauter und versorgte zusammen mit der Tremersdorfer Mühle die oberen Dörfer des Lautergrundes: Neben Görsdorf, Truckendorf und Emstadt auch Rottenbach, Tremersdorf und Neukirchen.


Die Aufnahme zeigt die jetzige Brücke für Fußgänger,
die von den Vereinsmitgliedern "Axt im Wald“ aus
Tremersdorf in deren Freizeit errichtet wurde.


Die kleine Mühle, die bis in die Nachkriegsjahre hinein seit vielen Generationen in Familienbesitz war, nutzte das Quellwasser aus der Görsdorfer Lauter und aus dem Rottenbacher-Moor.


Auf dem Foto sind noch Fragmente vom "alten Weg“
nach Truckendorf zu erkennen.


Im November 1961 wurde die auf ehemaligen DDR-Gebiet gelegene Mühle, wie so viele andere Gebäude an der deutsch-deutschen Grenzlinie, dem Erdboden gleichgemacht.


Hier floss der ehemalige Mühlbach, der die Weihersmühle
mit Wasser speiste.


Dass der Ortsverbindungsweg von Tremersdorf nach Truckendorf einst an der Weihersmühle vorbeiführte, weiß heute kaum noch jemand. Nur die Älteren werden sich noch daran erinnern.


Bei unserem Rundgang durch das Gelände auf dem die
Weihersmühle stand, fanden wir die ehemalige Hausquelle.


Der alte Weg, dessen Überreste wenigstens noch in Fragmenten zu erkennen sind, war damals schon unterbrochen - erst durch Schlagbaum und Stacheldraht, dann durch Minengürtel und "Eisernen Vorhang“. Noch heute müssen die Autofahrer in Richtung Schalkau den etwa vier Kilometer langen Umweg über Görsdorf in Kauf nehmen.


Ein Eingang zu einem Kellergewölbe der Weihersmühle.

Bereits im Jahr 1996 baten 35 Tremersdorfer Bürger mit einer Unterschriftensammlung den Lautertaler Gemeinderat die alte Straßenverbindung zwischen den beiden Orten wieder herzustellen. Man dachte dabei nicht an eine Straße für den Durchgangsverkehr, sondern es sollte nur eine Verbindung über die Lauter geschaffen werden, um Fußgängern und Radfahrern und vor allem landwirtschaftlichen Fahrzeugen den Weg zwischen Truckendorf und Tremersdorf erheblich zu erleichtern. Doch daraus wurde nichts.


Hier sind noch Steine der Grundmauer der Mühle zu sehen.

Dem Verein "Axt im Wald“ aus Tremersdorf ist heute ein kleiner Brückenübergang an der angesprochenen Stelle zu verdanken, der in vielen freiwilligen Arbeitsstunden von den Vereinsmitgliedern in deren Freizeit geschaffen wurde. Dabei wurde das Brückengewölbe in alter Form ebenfalls wieder mit hergestellt.


Gefunden haben wir auch dieses Schwungrad mit Gestänge.

Mit dem Vereinsmitglied Heinz Oppel traf ich mich um den Zustand in Augenschein zu nehmen, dabei fanden wir neben den Fragmenten des alten Verbindungsweges im Bereich der ehemaligen Weihersmühle noch manches, was an die ehemals älteste Mühle am Flusslauf der Lauter erinnert.



Auf diesem Foto, das mir ebenfalls Heinz Oppel aus Tremersdorf zur Verfügung stellte, ist die ehemalige Weihersmühle mit Sägewerk aus Richtung Truckendorf /Thüringen kommend zu sehen.

Alle Repros und Fotos: 2013 © Ulrich Göpfert

Ergänzend von mir noch eine Lagebeschreibung zur "Weihersmühle":


 
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RE: Zwischenfälle an der Demarkationslinie im Coburger Raum

#8 von gerd , 02.10.2013 06:15

....weil wir gerade in der Ecke sind,...da lese ich, das daß Görsdorfer Bahnwärterhaus mit dem Stellwerk zum Verkauf steht...Die Gebäude sind in gutem Zustand und in den Jahren 2010/11 aufwändig restauriert worden....aufwändig ist aber auch der Preis für das ca. 10 000 (!) qm große Wochenend Grundstück...
zu finden bei Google unter dem Titel: "Der letzte Zug ist längst abgefahren..."interessant ....
übrigens ist es das Haus, welches am 6.7.1946 von Sowjetischen Soldaten geplündert wurde
und dort zum Kriegsende 1945 noch ein Zug der Reichsbahn von amerikanischen Jabos beschossen wurde, wobei es zahlreiche Opfer gab...


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