Creidlitzer Schrebergarten am Ufer der Itz

#1 von mimo , 27.12.2020 11:59

Im Jahr 1960, ich war gerade 10 Jahre alt, pachteten meine Eltern einen Schrebergarten in Creidlitz. Zuvor hatten wir einen in Ketschendorf in Höhe der Wassergasse, den wir wegen eines Neubaugebietes aufgeben mussten. Aber das ist eine andere Geschichte.
Der neue Garten lag an der neuen B4, Abzweigung B303 nach Ahorn, im Winkel Richtung Coburg. Von unserer Wohnung “ Unterm Buchberg” war er nicht weit entfernt. Vom Hambacher Weg, über die alte B4, dann zum oberen Bahnweg, die Eisenbahngleise überqueren, einen Feldweg entlang und zum Abschluss noch über die zweispurige neue B4, dann war man am Ziel.
Die Eisenbahnschranken wurden damals nur bei Zugfahrten geschlossen. Später musste man sich zum Überqueren der Gleise an einer Sprechsäule beim Stellwerk melden, denn die Schranken waren dauerhaft geschlossen. Heute sind nur noch durchlässige Geländer- Absperrungen vorhanden.
Die neue B4 erforderte in den 1960er Jahren für Fußgänger noch keinen Zebrastreifen oder eine Ampelanlage zum Überqueren der Straße. In den folgenden Jahren wurde es aber schwieriger und gefährlicher. Der zunehmende Autoverkehr am Abend und an den Wochenenden erreichte bald eine dauerhafte laute Geräuschkulisse.
Die Anlage bestand aus ca. 30 Parzellen. Viele Pächter waren im örtlichen Obst- und Gartenbauverein organisiert. Für die Gärtner war die Versorgung mit eigenem Obst und Gemüse eine finanzielle Entlastung. Es gab keinen Wasseranschluss und keinen Strom. Wasser wurde mittels einer Schwengelpumpe aus dem Brunnen geholt. Bohren, Sägen, Schleifen, Hämmern- alles war Handarbeit. Ein kleines Transistorradio gehörte zur Entspannung deshalb auch zum Inventar.
Durch die Nähe zur Itz war die Anlage öfters im Herbst oder im Frühjahr überschwemmt, wie auf den Bildern von 1965 zu sehen ist. Ein in der Nachbarschaft befindlicher Hundezüchterverein erlitt das gleiche Schicksal. Das Gelände befindet sich heute noch an der selben Stelle.
Es wurde 1982 geplant die B4 vierspurig auszubauen und dazu noch eine Überleitung zur B303 herzustellen. Auf Grund des größeren Flächenverbrauchs mussten die Kleingärten aufgegeben werden. Die Brunnen wurden von den Kleingärtnern abgebaut, Hütten und übrige Holzreste anschliesend zerkleinert und vor Ort verbrannt.
Seit wann die Gärten an der Itz bestanden hatten, ist mir nicht bekannt.
Man suchte und fand eine neue Anlage. “Am Lehengraben” oberhalb des ehemaligen Sportplatzes. Diesmal mit Wasseranschluss und garantiert vor Hochwasser geschützt.

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RE: Creidlitzer Schrebergarten am Ufer der Itz

#2 von mimo , 07.01.2021 10:42

Auf dem Weg zu unserem Garten befand sich nach der Bahnschranke, an der rechten Seite, der Garten eines “Eisenbahnlandwirts”. Direkt neben dem Schotterbett war ein Fußweg von vielleicht 10 bis 15 Metern. Die Beete hatten eine Länge von ca. 2 Metern. Das Gelände war zum Gleis hin nicht eingezäunt. Bei geschlossenen Schranken war also Vorsicht geboten. Der Kleingärtner baute Obst und Gemüse an. Es war auch die Zeit des Dampflokbetriebs und des noch nicht geschlossenen Toilettensystems der Personenwagen. Ich vermute, dass der Kleingarten irgendwann in den 1970er Jahren aus Sicherheitsgründen der Bundesbahn aufgegeben werden musste.

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Die Sprungschanze am Kulm
Wüstung Ruhrsdorf / Rührsdorf bei Ahlstadt



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