Direktkandidaten im Wahlkreis Coburg

#1 von Christian , 24.09.2021 08:50

In wenigen Stunden beginnt die Bundestagswahl 2021. Das ist Anlass genug um zurückzublicken, wer seit 1949 als Direktkandidat für den Wahlkreis Coburg ins Parlament gezogen ist.

Erster Abgeordneter war Ernst Zühlke (1895-1976) von der SPD.

Seinen Lebenslauf beschreibt Wikipedia so:

Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte Zühlke zunächst eine Modellschreinerlehre und nahm von 1914 bis 1918 als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Er schloss sich 1918 den Freien Gewerkschaften an, arbeitete als Modellschreiner und war von 1920 bis 1927 Betriebsrat in einem Industriewerk. 1927 bildete er sich an der Staatlichen Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung in Düsseldorf fort. Anschließend war er als Gewerkschaftsangestellter tätig. Außerdem war er Mitglied des Ausschusses für Jugendpflege und Wohlfahrt der Stadt Breslau. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Zühlke politisch verfolgt und unter Polizeiaufsicht gestellt. In der Folgezeit arbeitete er als Modellschreiner und Kalkulator.

Zühlke wurde 1946 aus Breslau ausgewiesen, siedelte dann als Heimatvertriebener nach Westdeutschland über und ließ sich zunächst in Paderborn nieder. Nach Wiederaufnahme seiner Gewerkschafts- und Parteiarbeit zog er 1947 nach Coburg und arbeitete dort erneut als Gewerkschaftsangestellter. Daneben wirkte er als Dozent an der Coburger Volkshochschule.

Zühlke war 1933 Ratsmitglied der Stadt Breslau. 1948 wurde er in den Rat der Stadt Coburg gewählt. Dem Deutschen Bundestag gehörte er von 1949 bis 1965 an. 1949 gewann er das Direktmandat im Wahlkreis Coburg und danach zog er stets über die Landesliste Bayern ins Parlament ein. Vom 11. Januar 1961 bis 1965 war er stellvertretender Vorsitzender des Bundestagsausschusses für den Lastenausgleich.


Christian  
Christian
Beiträge: 7.898
Punkte: 8.348
Registriert am: 03.12.2004


RE: Direktkandidaten im Wahlkreis Coburg

#2 von Christian , 25.09.2021 09:27

Bei der Bundestagswahl 1953 wurde der FDP-Politiker Wolfgang Stammberger (1920-1982) direkt in den Bundestag gewählt. Es handelte sich dabei um eine Absprache mit der CSU, die auf einen eigenen Wahlkreiskandidaten verzichtete. Von 1953 bis 1969 gehörte Stammberger dem Bundestag an. Von 1957 bis 1961 stand er als Vorsitzender dem Gesundheitsausschuss vor. 1961 bis 1962 war er Bundesjustizminister. 1964 wechselte er zur SPD. Nach seiner Zeit in Bonn fungierte er von 1970 bis 1978 als Coburger Oberbürgermeister.

Weitere Informationen zur Person Stammberger finden sich hier im Forum.


Christian  
Christian
Beiträge: 7.898
Punkte: 8.348
Registriert am: 03.12.2004


RE: Direktkandidaten im Wahlkreis Coburg

#3 von Christian , 27.09.2021 09:14

Der dritte Direktkandidat im Wahlkreis Coburg war 1957 der CSU-Politiker Friedrich Knorr.

Nach dem Besuch der Oberrealschule Ernestinum wechselte er auf das Sonneberger Realgymnasium, wo er das Abitur ablegte. Danach studierte er Philosophie, Soziologie, Geschichte und Germanistik in Erlangen, Marburg, Köln, Bonn und Leipzig. In Marburg wurde er 1929 promoviert. Anschließend absolvierte er seine bibliothekarische Ausbildung in Erfurt und Leipzig. Ab 1932 war er in Leipzig Universitätsbibliothekar in Leipzig. 1941 berief man ihm zum Direktor der Rothschildschen Bibliothek in Frankfurt am Main. In dieser Funktion war er auch stellvertretender Direktor der Gesamtverwaltung der Frankfurter Bibliotheken. Ab 1943 leitete er die Auslagerung der Frankfurter Bibliotheksbestände nach Oberfranken, wo sich in Mitwitz ab 1944 auch die dazugehörige Verwaltung befand.

Anfang März 1945 wurde Knorr zum Kriegsdienst einberufen und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft übernahm er 1949 die Leitung der Coburger Landesbibliothek.

Dem Deutschen Bundestag gehörte Knorr von 1957 bis 1965 an. Von 1961 bis 1965 leitete er den Büchereibeirat des Bundestages.


Christian  
Christian
Beiträge: 7.898
Punkte: 8.348
Registriert am: 03.12.2004


RE: Direktkandidaten im Wahlkreis Coburg

#4 von Christian , 28.09.2021 08:39

Auf Friedrich Knorr (CSU) folgte 1965 Karl Hofmann (1926-2012) als Direktkandidat.

Nach dem Schulbesuch wechselte er an die Lehrerbildungsanstalt und bestand dort sein Abitur. 1944/45 leistete er noch Reichsarbeits- und Wehrdienst. Zuletzt geriet er in Kriegsgefangenschaft. Er arbeitete zehn Jahre als Volksschullehrer in Oberfranken, absolvierte eine einjährige Ausbildung für das Lehramt an Mittelschulen (heute Realschulen) in München und war dann fünf Jahre als Realschullehrer beziehungsweise Realschuloberlehrer in Kronach tätig. Hofmann war von Juni 1961 bis 1982 Mitglied der SPD. Später trat er den Freien Wählern bei.

Hofmann war Stadtratsmitglied in Kronach und seit 1972 Kreistagsmitglied des Kreises Kronach. Dem Bundestag gehörte er von 1965 bis 1983 an. Im Parlament vertrat er bis 1976 den Wahlkreis Coburg. In den übrigen Wahlperioden zog er über die Landesliste in den Bundestag ein.


Christian  
Christian
Beiträge: 7.898
Punkte: 8.348
Registriert am: 03.12.2004


RE: Direktkandidaten im Wahlkreis Coburg

#5 von Christian , 29.09.2021 09:00

Nachfolger Karl Hofmanns als Direkt gewählter Abgeordneter wurde 1976 Otto Regenspurger (1939-2003).

Regenspurger trat 1966 in die CSU ein. Von 1968 bis 1974 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union Coburg-Land. 1973 übernahm er den Kreisvorsitz der CSU Coburg-Land. Zudem fungierte er ab 1975 als Landesvorstandsmitglied der Christlich-Sozialen Arbeitnehmerschaft Bayern. Über viele Jahre saß er als Landesvorsitzender dem CSU-Arbeitskreis Öffentlicher Dienst vor. Beruflich war Regenspurger als Postbeamter im mittleren Dienst beschäftigt.

Kommunalpolitisch wirkte er seit 1972 als Gemeinderat in seiner Heimatgemeinde Untersiemau und von 1972 bis 1978 als Kreisrat des Coburger Landes.

Von 1976 bis 1998 war Regenspurger Mitglied des Deutschen Bundestages und wurde stets im Wahlkreis Coburg direkt gewählt. Parallel zur Abgeordnetentätigkeit war er stellvertretender Vorsitzender der CSU-Landesgruppe und beamtenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Regenspurger war ebenfalls Mitglied im Regulierungsrat beim Bundesminister für Post und Telekommunikation. Zudem war er von 1982 bis 1998 Behindertenbeauftragter der Bundesregierung. In dieser Funktion war er dem Bundesarbeits- und Sozialministerium zugeordnet.


Christian  
Christian
Beiträge: 7.898
Punkte: 8.348
Registriert am: 03.12.2004


   

Karosseriefabrik Nikolaus Trutz
Was geschah 1870 in Coburg?



Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz