Eisfabrik

#1 von Rolf ( Gast ) , 13.02.2005 08:00

Unser Nachbar in Coburg in der Neuen Heimat hatte ab den 50er Jahren einen Getränke-Vertrieb. Die Nachbarn konnten sich bei ihm Bier und Sprudel kaufen. Im Sommer wurde der Lagerraum im Keller mit Eis gekühlt, dazu wurden lange Eisstangen angeliefert.
Frage: Gab es in Coburg eine Eisfabrik, oder woher kam das Stangeneis?


Rolf

RE:Eisfabrik

#2 von junger Cortendorfer ( Gast ) , 13.02.2005 11:21

Hallo!
Ich weiß das es bis zur eingültigen Schließung Stangeneis bei der Brauerei Scheidmantel zu kaufen gab!!
hab aber keine ahnung ob es Stangeneis schon in den 50er von der Brauerei gab!!


junger Cortendorfer

RE:Eisfabrik

#3 von Rolf ( Gast ) , 13.02.2005 12:16

Ich weiß noch, dass es per LKW angeliefert wurde. Die Männer, die das Eis in den Keller trugen, hatten auf Rücken und Schulter dickes Leder (?), das war da ganz schwarz von der Nässe, wo es mit dem Eis in Berührung gekommen ist.


Rolf

RE:Eisfabrik

#4 von gerd , 13.02.2005 12:34

Rolf,ehe man Kühlmaschinen (Eisschränke) kannte,das kam ja erst durch den LINDE um die Jahrhundertwende vom 19 ins 20.auf mußten die Brauereien für ihr Eis zur Kühlung des Bieres selbst sorgen.Dafür gab es zwei Möglichkeiten:die Brauereien legten sich flache Eisteiche an.So ein Teich war z.B. hinter der Scheidmantel Brauerei zu finden,wurde mit Itzwasser gespeißt.Früher hatten wir ja noch "richtige " Winter bei uns.(Du erinnerst Dich!)-Wenn also hier im Wimter eine genügend starke Eisschicht entstanden war, begann man mit dem "Abbau" des Eises,indem man Stangen heraussägte.Diese Stangen wurden dann in den gereinigten Eiskeller der Brauerei gebracht.Diese Keller bestanden aus sehr massiven Mauerwerk,und wurden gegen Kälteverlust mit z.T. Strohsäcken an den Wänden isoliert.Diese Eismasse in dem Keller sollte nun für fast ein Jahr vorhalten,was möglich war,denn so eine "Masse" behielt ihre Temperatur.Allerdings wurde ja nun in der wärmeren Jahreszeit viel Eis dem Keller entnommen.
Dadurch bekamen die Brauereien oft Probleme.Sehr viele Gasthäuser hatten dadurch vorgesorgt und ihr Bier in eigenen Kellern gelagert.-Ein idealer Keller der ca.10 Grad hatte,war auch für die Lagerung vom Bier geeignet.
Die zweite Möglichkeit Eis herzustellen,war folgende:Als die zeit gekommen war und Wasserleitungen verlegt waren,ging die Brauerei her und baute sich ein sogenanntes "Eisgerüst".Man muß sich hier eine größere Balkenkonstruktion vorstellen,(natürlich Statisch berechnet),auf der sich ein Wasserleitungsrohrsystem verzweigte.An diesen Rohren waren T-Stücke angebracht,an denen wiederum sich Sprühdüsen befanden.
Waren nun Minusgrade zu erwarten,wurde die Wasserleitung geöffnet und über das Gerüst verteilte sich das versprühte Wasser und mit der Zeit bildete sich eine immer stärker werdende Eischicht.
Dieses Eis wurde dann von Mitarbeitern der Brauerei in handliche Stangen zersägt und ebenfalls in den Eiskeller gebracht."Gerüsteis" war allerdings biologisch reiner als Eis aus den Eisteichen,denn das Wasser dort war erwartungsgemäß mit Verunreinigungen,bzw.Schwebstoffen belastet.

Man sieht also, das die Brauereien früher erhebliche Probleme mit der Kühlung ihres Bieres hatten und dann kam der Linde und erfand die erste Eismaschine mit all ihren Vorteilen,nicht nur für die Brauereien.
Das Stangen Eis,welches zuletzt bei der Scheidmantel abgegeben wurde,ist mit Kühlmaschinen hergestellt worden.
Eine spezielle Eisfabrik ist mir persönlich in Coburg nicht bekannt gewesen!Wer diesbezüglich etwas weiß, bitte hier posten.
(Bei dieser gelegenheit verweiße ich auf meinen Bericht im Coburg Magazin und hier auf das Unglück von 1905 mit Einsturz des Eisgerüstes an der Vereinsbrauerei)


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RE:Eisfabrik

#5 von gerd , 13.02.2005 12:36

Stimmt,Rolf!


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RE:Eisfabrik

#6 von fmeier , 30.03.2005 23:18

Das habe ich auch so gehört.
Verwandte von mir betrieben früher eine Brauerei in Sonnefeld. Das Eis wurde vom Dürrmühlteich geholt und im Eiskeller eingelagert. Es gab sogar einen "Eisaufzug" zum Eistransport. Bei Gelegenheit kann ich nochmal nachfragen. Vielleicht erfahre ich dann noch Genaueres. Von einer Eisfabrik ist mir nichts bekannt.


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RE:Eisfabrik

#7 von gerd , 01.04.2005 21:00

Hallo Florian, falls Du etwas zu den "Eisteichen" erfahren solltest,lass es hier wissen!Ja?
mfg gerd


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RE:Eisfabrik

#8 von fmeier , 05.04.2005 00:58

Also ich habe nochmal meinen Vater gefragt.
In Sonnefeld diente der Schulteich in der Nähe der Domäne und nicht der Dürrmühlteich wie ich vorher schrieb als Eisteich. Das Eis wurde dort per Förderband auf Wagen geladen und dann mit einem weiteren Förderaufzug vom wagen in den Eiskeller verbracht, wo es einen "Eisberg" bildete. Der Eiskeller hatte mehrere Türen und wurde möglichst stets geschlossen gehalten. Von dem meterhohen Eishaufen wurden dann bei Bedarf mit langen Eisenhaken Brocken herausgeschlagen. Das Eis wurde dann z.B. unter die Zapftheke in ein spezielles Fach gegeben, um die Getränke zu kühlen. Bei Lieferfahrten legte man einen großen Eisklumpen auf die Fässer. Dies war noch vor der Einführung des Stangeneises so. Später kam dann das Stangeneis auf. Wie das genau hergestellt wurde, konnte mir mein Vater leider auch nicht mehr sagen. Allerdings erwähnte er auch, dass die Metzgereien oft das Eis nutzten. Vielleicht gab es ja dort dann auch eine Stangeneisproduktion.
Gruß Florian


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zuletzt bearbeitet 05.04.2005 | Top

RE:Eisfabrik

#9 von Christian , 13.04.2005 18:02

Bei Recherchen zur Brauerei Bonengel (Oberer Bürglaß/Coburg) habe ich herausgefunden, dass die Brauerei ein "Eishaus" in Ketschendorf besaß. Dieses Gebäude muss in der Gegend der heutigen Wassergasse gestanden sein, da laut Akten des Stadtarchivs dieses Haus an der Straße "Zwischen dem Weichengereuth und Ketschendorf" eingezeichnet ist. Außerdem lag das Gebäude laut Akten am Ketschenbach. Mehr Informationen waren leider nicht zu finden.


Christian  
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RE:Eisfabrik

#10 von Rolf ( Gast ) , 13.04.2005 18:06

Wann war das etwa, Christian?



http://www.oldie-52.de


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zuletzt bearbeitet 13.04.2005 18:06 | Top

   

Brauerei Bonengel
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