Das die Judengasse nicht arm an alten Gasthäusern war, lässt sich gegenwärtig noch erahnen. Eine Lokalität, die die Zeiten überdauert hat, ist die Gaststätte Bauer, die nach kurzer Schließung im Jahre 2005 wieder geöffnet hat. In dem zweigeschossigen Traufseithaus aus dem 18. Jahrhundert war allerdings nicht immer ein Wirtshaus zu finden. So befand sich zwischen 1793 und 1864 eine Schreinerei in dem Haus. Danach folgte ein Blechschmied, sprich eine Klempnerei. Fast wäre das Haus 1858 zusammen mit dem Äußeren Judentor abgerissen worden. Die damaligen Planungen sahen für den Bereich der Viktoriastraße zwischen Judengasse und Kleine Judengasse den Bau von drei klassizistischen Villen vor, wobei das Anwesen Judengasse 37 im Weg gewesen wäre. Nun, es kam anders. Die Villen wurden nicht gebaut und das Haus konnte stehen bleiben. Erstmals eröffnete im Jahre 1875 der Gastwirt Friedrich Kirchner eine Restauration in dem Gebäude. Nach mehrmaligen Besitzer- und Pächterwechsel, erfuhr die Gaststätte unter deren Wirt August Wilhelm zwischen 1885 und 1905 eine erste Blüte. Neben dem Lokal betrieb er noch eine Metzgerei in dem Haus. Diese Fleischerei befand sich, wenn man vor dem Haus steht, rechts vom Eingang wo noch ein Bogen zu sehen und ein Zigarettenautomat angebracht ist. Unter August Wilhelm wurde das Haus auch kräftig um- und ausgebaut. So entstand 1886 das Zwerchhaus an der Seite zur Judengasse. Gleichzeitig wurde daas Rückgebäude um ein Stockwerk erhöht. In diesem Zustand präsentiert sich das Gebäude noch heute. Nach dem Tode Wilhelms ging das Haus in den Besitz seiner Ehefrau Berta, die das Lokal mit Unterbrechungen selbst bewirtschaftete bzw. es verpachtete. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts bekam das Gasthaus einen für damalige Zeiten einen außergewöhnlichen Namen. Aus der Restauration von August Wilhelm wurde der Gasthof "New York". Höchstwahrscheinlich sollte diese Namensgebung eine Hommage auf die bekannte amerikanische Großstadt sein oder die Sehnsüchte der Bevölkerung nach der neuen Welt widerspiegeln. Der Name "Bauer" taucht erstmals im Jahre 1924 auf, als Haus und Gaststätte in den Besitz des Fleischbeschauers Georg Bauer kam. Er selber hat allerdings nie den Beruf des Gastwirts ausgeübt, sondern die Lokalität stets verpachtet. In den Metzgerladen zog zur selben Zeit ein Obst- und Delikatessengeschäft ein. Danach folgte ab 1931 eine Schuhmacherei und nach dem Zweiten Weltkrieg ist das Ladengeschäft der Gaststätte als Abstellraum zugeschlagen worden. Im Besitz der Familie Bauer blieben Haus und Lokal bis Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Gaststätte selbst bestand nach 1945 aus einem Gastraum, einem Nebenraum bzw. Vereinszimmer und dem Wirtsgarten, dessen wenige Überreste noch an der Ecke zur Viktoriastraße zu sehen sind. Heute wird dieser als Parkplatz verwendet, aber die alten Bäume lassen noch ein wenig eine Biergartenstimmung aufkommen. Was man sich vielleicht heute nicht mehr vorstellen kann ist die damalige Toilettenanlage. Während die Herren ihre Notdurft im Erdgeschoss verrichten durften, mussten Frauen in das 1. Obergeschoss gehen und das dortige WC benutzen. 1908 wurde extra deshalb an das Haupthaus eine Abortanlage angebaut. Das Bier lieferte stets, mit Ausnahme der ersten Jahre, die Bamberger Hofbräu AG, die ihre Niederlassung im Neuen Weg 1 hatte. Vorher kam das Bier aus Neustadt bei Coburg, von einer Brauerei Hermann Hofmann, dessen Inhaber auch von 1876 bis 1885 Eigentümer der Gaststätte waren. Schon nach 1945 begann der Abstieg der Gaststätte. Man wandelte es von einem Speiselokal in eine Bierkneipe um, die von Bürgern mit einem zweifelhaften Ruf besucht wurde. Oft gab es in der Folgezeit Streitigkeiten, Schlägereien und laute Auseinandersetzungen, die nicht immer hinter den Mauern des Lokals verborgen blieben, sondern auch auf der Straße ausgetragen wurden. Hinzu kamen zahlreiche Pächterwechsel und auch das Haus war nicht mehr in einem einwandfreien Zustand. Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts kaufte der Apotheker Hermann Luft das Anwesen. Luft war der Inhaber der Löwenapotheke, die heute noch auf der anderen Straßenseite der Viktoriastraße ihren Sitz hat. Lufts Ziel war es, das alte Haus abzureißen und an dessen Stelle ein Neubau mit einer neuen modernen Apotheke zu errichten. Aus diesem Grund wurde das alte Gebäude nur noch notdürftig repariert. Das Projekt scheiterte schließlich an zwei Gründen. Zu einem erwarb Luft das Anwesen Viktoriastraße 9. So konnte die Apotheke dort bleiben und es war kein Grund mehr vorhanden ein neues Gebäude zu erbauen. Zum anderen war Luft nicht in der Lage, die Mieter des Hauses in der Judengasse, aus dem Haus raus zu bekommen. So ist der alte Bau zum zweiten Mal einem Abriss entgangen. In den nächsten Jahren wurde dann an dem Haus weiter ausgebessert und renoviert. Die letzte Großsanierung erfolgte 1995. Heute hat sich die Lage dort beruhigt. Schlägereien und lautstarke Auseinandersetzungen gehören der Vergangenheit an. Allerdings hat das Lokal seither bei vielen Coburgern einen schlechten Ruf weg und so besteht der Publikumsverkehr der Gaststätte nahezu aus der gleichen Bevölkerungsschicht wie vor 50 Jahren. Bleibt dem neuen Pächter viel Glück zu wünschen und mal sehen - vielleicht erlebt die Gaststätte wieder eine Renaissance.
Also,wen es interessiert,wir treffen uns am kommenden Sonntagfrüh um 10.Uhr am Parkhaus Post-Ausgang Post und gehen einmal durch die Seifahrtshofstraße.-Auch bei schlechten Wetter! Gerd