Kuriositäten der Werra-Bahn (Beitrag vom 23.01.2009)

#1 von Christian , 23.01.2009 10:28

Zu den Kuriositäten der Werrabahn gehörte u.a., daß in den ersten Jahren im Bahnhof Eisenach das Rangieren nicht durch eine Lokomotive, sondern durch ein Pferdegespann vorgenommen wurde. Wenn ein Zug eintraf oder abfuhr, begab sich in Eisenach wie in allen großen Bahnhöfen ein Eisenbahner in die Bahnhofshalle und läutete mit einer großen Glocke Ankunft oder Abfahrt des Zuges aus.

Anfänglich konnten die Fenster der Waggons nicht geöffnet werden. Zur Entlüftung befanden sich hölzerne Schieber über den Fenstern. Wenn es dunkel wurde, erhellten Öllampen mangelhaft die Abteile. Im Winter war es ungemütlich kalt in den Waggons. Man half sich dadurch, daß in die Abteile I. und II. Klasse gewärmte Schamottesteine geschoben wurden, in die anderen Kisten mit heißgemachtem Sand.

Fahrpreisermäßigungen, Wochen- und Monatskarten usw., gab es damals noch nicht, lediglich verbilligte Fahrkarten für Soldaten und Auswanderer. Zu jener Zeit war allgemein die Zahl der Auswanderer, vor allem in die USA, sehr hoch. Die Werrabahn gewährte Auswanderern auf der Fahrt nach Bremen und Hamburg auf ihrer Eisenbahnlinie nicht nur verbilligte Fahrkarten, so bezahlten Kinder nur die Hälfte, sondern gestattete auch die freie Mitnahme von 100 Pfund (= 50 kg) Gepäck für Erwachsene und 50 Pfund (= 25 kg) Gepäck für Kinder.

Die Toilettenverhältnisse waren recht schwierig. So beschwerte sich ein Reisender aus Hamburg im Jahre 1860 bei der Werrabahn darüber, daß das WC sich nur im Packwagen befinde. Er habe auf einer Zwischenstation seinen Wagen verlassen müssen und als er zum Packwagen gekommen sei, seien vor dem dortigen WC viele Passagiere bereits gestanden, so daß er bis zur nächsten Zwischenstation habe warten müssen.

Die Coburger Eisenbahner wurden in Lichtenfels "die Preußen" genannt, und zwar von der Zeit ab, als die Strecke Lichtenfels-Eisenach zur königlich-preußischen Eisenbahndirektion Erfurt und Lichtenfels selbst zur königlich-bayerischen Eisenbahndirektion Nürnberg gehörten. Die preußischen Lokomotiven hatten rot angestrichene Räder, die bayerischen Lokomotiven besaßen einen grasgrünen Anstrich und wurden deshalb spöttisch "Grashupfer" genannt. Die Eisenbahner besaßen zu jener Zeit viel Humor. Die Dampflokomotiven hatten allerei Spottnamen, so "Schnarchtante" und "Schnaufliese".

Im Bahnhof Lichtenfels unterhielt die Werrabahn eine eigene "Zoll-Lokalität". Diese Zollstelle wurde bei der Reichsgründung 1871 augehoben.

Die Spielplan des Coburger Landestheaters richtete sich in früheren Zeiten an den Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Werrabahn am Coburger Bahnhof. Als einmal eine Vorstellung zu lange ging, befohl Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, dass der Zug am Bahnhof so lange warten müsse, bis die Vorstellung zu Ende ist und die Theaterbesucher gemütlich ihre Eisenbahn erreichen können.

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RE: Kuriositäten der Werra-Bahn (Beitrag vom 23.01.2009)

#2 von gerd , 23.01.2009 15:44

Christian,ich konnte im letzten Jahr mit einen alten Eisenbahner aus Lichtenfels sprechen. Bei dem interessanten Gespräch hörte ich, das der Mann Lokführer war und auch Dampfloks fuhr .Er erzählte mir, wenn er nach Coburg fahren mußte und im BW "restaurierte",- das waren die Arbeiten welche an einer Dampflok gemacht werden mußten,damit sie weiterfahren konnte,-dann wurden oft vom Coburger Personal recht derbe Sprüche über die Lichtenfelser losgelassen.Umgekehrt war es aber auch so wenn die Coburger im Lichtenfelser Lokschuppen ihre Loks wieder mit Wasser,Kohle,Sand,aufrüsteten und zuvor die Maschinen von Asche und "Lösche" befreiten,um wieder weiter fahren zu können!

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RE: Kuriositäten der Werra-Bahn (Beitrag vom 23.01.2009)

#3 von Christian , 24.01.2009 12:13

Gerd, da kann ich auch über etwas Lustiges berichten. Ich war neulich am Würzburger Bahnhof und hörte ein Gespräch zwischen 2 Eisenbahnern mit. Da fragte der eine den anderen, warum die "Weißwurst" wieder Verspätung habe? Der andere meinte, weil sie aus dem Ruhrgebiet käme und nicht aus Bayern. Da wären die Züge pünktlich. Lange Rede, kurzer Sinn. Mit der "Weißwurst" war schlicht und einfach ein ICE gemeint.

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RE: Kuriositäten der Werra-Bahn (Beitrag vom 23.01.2009)

#4 von gerd , 24.01.2009 21:39

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