Etwas unbemerkt von der Allgemeinheit, wurden Teile des alten Gesundheitsamtes in der Löwenstraße im Jahre 2009 abgerissen. Damit soll das Areal rund um die Rückertschule neu aufgewertet werden. Der denkmalgeschützte Altbau an der Löwenstraße blieb von diesen Abbrucharbeiten aber verschont. Welche Geschichte kann nun dieses Gebäude vorweisen?
Diese lässt sich bis 1882 zurückverfolgen. Damals errichtete der Baumeister Bernhard Brockardt auf einem zur Lautermühle in der Mühlgasse gehörenden Feld, eine Villa, die ihm wohl als Spekulationsobjekt diente. Erst 1895 findet sich im Häuserbuch von Ernst Cyriaci mit der Rechtsanwaltswitwe Berta Albrecht die erste Eigentümerin von Haus und Garten. 1911 erwarb der Pferdehändler Emanuel Seligmann das Anwesen. Die Familie Seligmann war jüdischen Glaubens und verließ Coburg noch vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. Über ihren weiteren Verbleib ist nichts bekannt. Das Seligmann´sche Haus besaß jedoch bereits eine Tradition als ein Hort des Coburger Gesundheitswesens. Schon 1928 betrieb der Hoftierarzt Dr. Theodor Schwesinger im Erdgeschoss des Hauses eine Praxis. Schließlich gelangte das Anwesen im Jahre 1934 in den Besitz des Zweckverbandes Coburg zur Bekämpfung der Tuberkulose. Der Verband richtete in den Räumen eine Tuberkulose-Fürsorgestelle ein, welche von dem Lungenarzt Dr. Erich Kaebsch geführt wurde. Erkrankte konnten sich dort von Mittwoch bis Freitag von 9 bis 11.30 Uhr vormittags und 15.30 bis 17.30 Uhr nachmittags behandeln lassen. Aus dieser Einrichtung entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg das Coburger Gesundheitsamt. In dieser Zeit fielen auch die ersten Umbauten am Haus an. So wurde die zweigeschossige Veranda auf der Rückseite abgebrochen und an deren Stelle jeweils ein Raum in beiden Geschossen angebaut. 1940 erfolgte die Anlegung eines Luftschutzkellers, direkt unter dem Haus. Als der Freistaat Bayern das Gebäude übernahm, erfolgten grundlegende Umbauten. 1954 wurde das Gebäude für die Zwecke des inzwischen gegründeten Staatlichen Gesundheitsamtes durch einen zweigeschossigen Anbau an der Südwestseite erweitert. Gleichzeitig erfolgte die Einebnung des Gartens zugunsten von Parkplätzen. Das Gesundheitsamt blieb bis 1979 in der Löwenstraße ansässig. Danach zog es in einen Neubau an der Neustadter Straße, in dem es bis heute noch zu finden ist. Aber die alten Räume blieben in der Folgezeit nicht leer. Nach einem Brand in der Lutherschule im Jahre 1978 verlegte man die gemischte Grundschule in das Haus an der Löwenstraße, nach dem eine Generalsanierung des Schulhauses am Albertsplatz unumgänglich war. (Sanierungszeit 1983 bis 1989). Untergebracht waren damals in dem Neurenaissance-Bau die Zimmer der 1. und 2. Klasse, sowie das Direktorrat, das Hausmeisterbüro und ein Musikzimmer Bis 1988 wurden hier Grundschüler unterrichtet. Danach übernahm die Rückertschule die Räume und benutzte sie ebenfalls als Klassenzimmer. In den 1990er Jahren erfolgte die Vermietung des Hauses an die Volkshochschule Coburg, die darin diverse Veranstaltungen abhielt.
2008 beschloss der Coburger Stadtrat das Areal rund um die Rückertschule neu zu gestalten. In diesem Zusammenhang wurde auch der 55 Jahre alte Neubau des Anwesens Löwenstraße Nr. 22 abgebrochen. Es bleibt abzuwarten, was in Zukunft dieses Gebäude an Unternehmungen beherbergen wird.
Bildernachweise: Dokumenation der Abbrucharbeiten am Hause Löwenstraße 22 im Jahre 2009 (Foto: Christian Boseckert) Vorderansicht des Hauses (Foto: Christian Boseckert, 2007)
Christian
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