Mit Recht sind die Coburger stolz auf ihren Hofgarten, ist er doch eine Zierde und ein Erholungsgebiet, wie wir sie nicht oft in Deutschland finden. Über dessen Geschichte, ist dem normalen Coburger jedoch wenig bekannt. Die Ursprünge des Hofgartens gehen auf das Ende des 17. Jahrhunderts zurück, als 1680 mit dem Einzug des Herzogs Albrecht III. Coburg wieder zu einer Residenzstadt wurde. Albrecht III. war sehr daran gelegen Coburg zu einer Residenzstadt auszubauen, der aber zu Anfang ein fürstlicher Park, wie viele andere deutschen Kleinstaaten ihn schon hatten, fehlte. Deshalb beauftragte der Herzog den Architekten Justinus Bieler aus Saalfeld einen Hofgarten zu schaffen, denn die vorhandene Grünanlage beim Ballhaus am Schlossplatz (heute stehen dort die Arkaden), reichte den repräsentativen Ansprüchen eines Fürsten in der Barockzeit nicht mehr aus. Bieler hatte bereits Erfahrung mit Parkanlagen gesammelt, da er schon vorher bereits einige kleine Fürstenhöfe in Thüringen verschönert hatte. Nun ging er mit vollem Elan an die neue Aufgabe heran, sodass bereits 1680 der Plan zur Anlegung eines Hofgartens entstanden ist. Die Urzelle des Coburger Hofgartens war der Probstacker, der sich bereits im herzoglichen Besitz befand und
sich im Süden von der Leopoldstraße bis hinauf zum heutigen Herzog-Alfred-Brunnen erstreckte. Sein Name leitete sich von der, einst hinter der Moritzkirche befindlichen Propstei des Benediktinerklosters Saalfeld ab, die auch Eigentümerin des nahe gelegenen Probstgrundes war. Nach der Reformation ging in Coburg der kirchliche Besitz in landesherrliches bzw. städtisches Eigentum über. Das ganze Gebiet des Ur-Hofgartens teilte Bieler dem Zeitgeschmack entsprechend rechtwinklig und im Stil eines italienischen Hanggartens terrassenförmig ein. Der Park sollte sportlichen, ästhetischen und praktischen Zwecken dienen, so legte er im nördlichsten Teil auf Höhe des jetzigen Herzog-Alfred-Brunnens und ein Stück davor den „oberen Baumgarten“ an, in dem Bieler auch zwei Pavillons vorsah, die aber erst 1754 gebaut und als „Lustbäulein und Theehäuser“ Verwendung fanden. Davor lag der dreigeteilte Park, indem von oben nach unten sich die „Schieß- und Exerzierplätze“ und dann weiter nach Süden sich ein breites Mittelfeld anschloss, welches als „Lust- und Blumenquartier“ bezeichnet wurde. Dieser Teil war von Parallelwegen und einem Mittelweg durchzogen, der am Ende von einem „herrschaftlichen Lustgebäude“, welches sich ungefähr auf Höhe der heutigen Zinnenmauer befand, abgeschlossen war. Links und rechts von diesem Gebäude rundeten vermutlich Pavillons das Gesamtkunstwerk ab. Der Mittelweg stand allerdings nicht im Bezug zum Zugang, denn dieser erfolgte über einen von Südwesten heranführenden Weg, der seitlich zur linken Baumallee führte oder zunächst parallel zur südlichen Gartenmauer, dann in der Hauptachse abknickend zum „Lustgebäude“. Dieser Verlauf entspricht dem heutigen breiten Weg an der Reithalle vorbei in Richtung Kleiner Rosengarten und Großem Kinderspielplatz. An das Mittelfeld grenzten rechts und links quadratische Felder an, die der „Heranzucht von Küchengewächsen“ und als Blumenbeete dienten. An den beiden äußersten Seiten befanden sich zwei einreihige Baumalleen, die den Park nach Westen und Osten begrenzten.
Der heutige Kleine Rosengarten war der südlichste Teil dieses Hofgartens, welcher in vier Grünflächen aufgeteilt war. Dort grenzte das Hofgärtnerhaus, welches heute noch in etwas veränderter Form steht, den Park nach Süden ab. Ein weiteres Relikt aus dieser Zeit ist der "Lustbrunnen", welcher an der Zinnenmauer des Kleinen Rosengartens angelehnt ist. Er bot wahrscheinlich der Hofgesellschaft Herzog Albrechts III. beim Lustwandeln einen erfrischenden Trunk an. Begrenzt wurde dieser von einer zwei Meter hohen Mauer, deren Reste heute noch u.a. bei den Grundstücken Park 3 und 3a, sowie beim Hofgärtnerhaus noch zu sehen sind. Das bedeutete, dass nur die herzogliche Familie Zutritt zum Park hatte und das gemeine Volk außen vor blieb.Diese Mauer wurde bei der Erweiterung des Hofgartens von 1856/57 zum größten Teil entfernt, als man daran ging den Hofgarten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wann nun der Hofgarten genau angelegt wurde ist allerdings nicht aus den Akten ersichtlich, lediglich erwähnen diese, dass die für den Bau notwendigen Abmessungen im März 1682 stattfanden. Von den Bäumen der ersten Zeit waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch einige Exemplare vorhanden. Auf einer alten Abbildung kann man erkennen, dass sie im Schnitt gehalten wurden, dass also die erste Anlage im Rokokostil ausgeführt wurde. Leider haben sich aus der Zeit danach nur wenige Belege und Akten über das Aussehen und den Geschehnissen im und um den Hofgarten herum erhalten. Dies änderte sich erst als 1816/17 Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld für seine Eltern das Hofgartenmausoleum errichten ließ. Doch das ist eine andere Geschichte.
Bildquellen:
Bild 1: Das heutige Hofgärtnerhaus bildete das südliche Ende des ursprünglichen Hofgartens.
Bild 2 und 3: Die beiden Pavillions bildeten den nördlichen Abschluss des alten Hofgartens.
(Alle Fotos Christian Boseckert)