Oftmals zur später Stunde begannen dann die Gäste (die Alteingesessenen) das "Revolutionslied" zu gröhlen.
Brennt das Rohmann nieder
Brennt das Rohmann nieder
Brennt das Rohmann nieder
Macht 'nen Puff daraus!
Ja sie kommt schon...
Die Revolution!
Da bekam dann die Else immer "Muffe" und schluchzte wir sollten doch nicht so ein Lied singen! Und schwupps, wie von Geisterhand, standen dann zwei oder drei "Liter" auf dem Tisch. Meistens stimmte Ch. dieses Lied an und er hatte auch dann stets den ersten Maßkrug in der Hand und gab ihn nicht mehr her.
Scho' lang her!
Eva, Elfi, Karin, die"Nitt'l", Bobbi, Mike und wer noch alles versuchten sich als Bedienung. M. hatte auch einmal Lokalverbot. Die Kumpels die in der Kneipe saßen, bestellten für ihn ein Bier und er trank es durch das geöffnete Fenster auf dem Bürgersteig. Das merkte natürlich der Ludwig und die Fenster wurden geschlossen. Für die Else in ihrer "Kochnische" war das enorm schweißtreibend bei den hochsommerlichen Temperaturen und die Fenster waren sofort wieder offen.
Die NPD machte von sich Reden und an einem Samstagnachmittag sprach der Vorsitzende Adolf von Thadden auf dem Schlossplatz. Vormittags erschien ein gut gekleideter Herr im Rohmann und kurz darauf ging Ludwig durchs Lokal. "Alle mal herhören! Wenn ihr heute Nachmittag auf'm Schlossplatz kräftig grölt und pfeift gibt's Freibier!" Endlich mal was gutes, meinte Chr.. Gähnende Leere in der Kneipe, alles stand am Schlossplatz. Schreien und Pfeifen und: "NPD raus!" war zu hören und dann: "Hoch die Tassen!" - wer nur das Freibier bezahlt hatte?
Dienstag Abend, die Mohrenstraße war gesperrt und schwarz vor Menschen. Mehrere Hundertschaften BePo aus Nürnberg waren anwesend. Die NPD hatte eine Veranstaltung im Hofbräu-Saal und Adolf von Thadden hatte sich als Redner angekündigt (das haben ja schon andere vor ihm in diesem Saal getan). Die Menschenmenge konnte nur mühsam von der BePo zurückgehalten werden. Ein Zutritt war für die NPD´ler nicht möglich und deshalb entschlossen sich die Veranstalter einen Zugang über die Badergasse ins Hofbräu zu ermöglichen. Neben dem "Central Kino" in der Badergasse war ein Holztor und hier konnte man, wenn es offen war, in den ehemaligen Biergarten der Hofbräu-Gaststätten gelangen. Hier hinten hatte Hilde Scheer ihr Fotoatelier und unter dem Hofbräu-Saal befand sich das "Passage Kino". Nun hatte es sich in Windeseile herumgesprochen, dass der Thadden über die Badergasse in den Hofbräu-Saal eintritt. Ein wildes Gerenne begann Richtung Badergasse - aber auch hier hatte die BePo bereits alles abgeriegelt. Als dann Thadden mit seinen Gefolgsleuten erschien wurde er mit wüsten Beschimpfungen und Gejohle und dem Ruf: "Ho, Ho, Ho Tschi Mihn!" empfangen, abends gab es dann wieder Freibier im Rohmann. Ob wir denn auch kräftig gepfiffen und geschrieen hätten, wollte Ludwig wissen?! Als erster meldete sich Ch.: "Logisch!"
Viel könnte man noch erzählen vom Rohmann, doch plötzlich war alles anders. Andere Leute kamen dort rein, mehr und mehr fremde Gesichter. Es kam die Zeit wo es hieß:"Hasste Haschisch in den Taschen, - hasste immer was zu naschen!" und damit war der Niedergang dieser Kneipe vorprogrammiert. "Was macht'n der?" - "Is nimmer in Cobborch!" - "Un' der?" - "Wah's ich net" - Es war halt "Unsere Zeit!"
Scho' lang her!
Vor einiger Zeit waren wir mal im "Balkan Grill" wie die Kneipe jetzt heißt. Essen war gut. Und als ich so durch die Gaststätte geh, kommen wieder die Erinnerungen an damals. "Monday, Monday" von den "Mamas and Papas" hämmerte damals die Box und Ludwig musste die Platte erneuern, weil sie schon mächtig "eierte" - so oft wurde sie gewählt! Lieder der Beatles und der Stones waren "in". Und als ich so über dem Essen sitze, kommen mir alle wieder in den Sinn, die sich damals "Rohmänner" nannten und einige davon sind schon nicht mehr unter uns! Generationen hat das "Rohmann" in seiner Langen Geschichte schon gesehen - wurde halt gern von jungen Leuten besucht!
Scho' lang her!
ENDE
Bildquellen:
Bild 1: Die Hofbräugaststätten