Bohnenkaffee

#1 von gerd , 29.07.2011 05:45

.....Sie hatten ein "L" an ihren Fahrzeugen.Welche Einheit?.."Panzerlehrdivision".....Aufgestellt 1943/44 aus verschiedenen Lehreinheiten in Dessau/Rosslau.Die Division war voll "mot",d.h. eine der bestausgerüsteten Divisionen der damaligen Wehrmacht,was Panzer ,Schützenpanzer,LKWs PKWs angeht!An der Weser in Hameln übte das Panzer Pionier Battallion 130 ,welches der Division unterstand,den Kriegsbrückenbau.
Als die Sache in Ungarn vorüber war,sammelte sich die Division um der Ortschaft Möckmühl unweit von Heilbronn,zur Neuaufstellung,um dann in die Normandie nach Nordfrankreich zu verlegen.Der Soldatensender "Calais",war darüber schon bestens unterrichtet und "begrüsste" die "Kameraden der Panzerlehrdivision", ....!!Lange Züge der Reichsbahn nahmen die vielen Fahrzeuge der Division auf und es ging erneut gen Frankreich...
Neuer Divisionskommandeur wurde der Würzburger Generalleutmant Bayerlein.Er war bei den Leuten von General Rommel in Afrika dabei....
Mittlerweile hatte die US Luftwaffe über der Normandie die "Lufthoheit" erlangt und eine Verlagerung der Division war nur unter voller Tarnung und meistens nur bei Nacht möglich.
Am 6.Juni 44 hiess es dann"Sie kommen"!Kanadier,Engländer und Amerikaner landeten an den Stränden der Normandieküste.Einige grössere Verbände der Wehrmacht standen weiter südlich im Landesinnern.Es kam zu heftigen Kämpfen,wobei die Panzerlehrdivision mit ihren rund 10 000 Mann geschlagen wurde!
Die Reste der Div. sammelten sich erneut und es begann der Rückzug.
Er hatte Glück...als Schlosser bei einer Instandsetzungs Kompanie zu sein..Sie hatten ihren Schützenpanzer bis jetzt retten können und auch den Anhänger,auf dem eine komplette Schlosser-Werkstatt eingerichtet war.Bis zu dem verhängnissvollen Tag in der Eiffel,in der Nähe von Neuerburg....die Kompanie war beim damaligen Lokomotivschuppen von Neuerburg untergezogen und reparierte alles an Fahrzeugen was kam!
Fliegeralarm!....alles rannte und sprang in die ausgehobenen Schützenlöcher...Ausgerechnet in das Schützenloch,wo schon einer drinnen sass,sprang er auch noch hinein und dem Kameraden ins Kreuz,welcher daraufhin heftig fluchte!
Bomben der US Luftwaffe verwandelten das Bahngelände dort in eine Trümmerlandschaft ....der Anänger mit der Werkstatt ging in Flammen auf...nur ihr SPW hatte alles überstanden!
Mittlerweile war es Winter geworden,ein schneereicher Winter damals dort in der Eiffel und den Ardennen.Es sollte noch einmal vorwärts gehen,die Model- Offensive begann! Doch der Stillstand bei Bastogne war durch Benzinmangel vorprogrammiert!...vorbei!...
Nun begann der Rückzug ins Reichsgebiet!...
Erneuter Angriff der US Luftwaffe und der SPW brannte aus!Mit verschiedenen Fahrzeugen gelangte der Rest des Pi Batt.130 und die Werkstatt Komp.bis in den Raum von Erwitte/Westfalen...Sie hatten Glück,denn Stunden vorher wurde der "Ruhrkessel" dichtgemacht!
Die Reste der einst so grossen Panzerlehrdivision ergaben sich den Amerikanern im Raum von Winterberg im Sauerland!
Die verbliebene Werkstattkompanie zog sich nun mit Generalrichtung nach Berlin zurück.Unweit von Lutter a.Berge erneuter Luftangriff und das letzte Fahrzeug ging in Flammen auf!
In einem Waldgebiet bei Stendal hoben sie die Hände.....Als menschliche "Schutzschilde" auf der Motorhaube eines US Jeeps ging es in ein Sammellager.
Im Kriegsgefangenenlager "Eselheide" wurden sie von den Amerikanern an die Engländer übergeben,bekamen neue Monturen und wurden zur Beseitigung von Bombenschäden im naheliegenden Paderborn eingesetzt!
"Bauern und Bergarbeiter!--Rechts raus treten!" So hiess es eines Morgens beim Zählappell im Lager!Die Ernte des Jahres 1945 stand an...und diese Soldaten wurden als Erste entlassen,ebenso die Bergarbeiter!
Als nächstes waren die Handwerker dran!
"Beruf?"-"Schlosser"...."Wohnort?"-"Coburg"...irgendwie ging es nun von Westfalen,teils mit der Reichsbahn,teils mit LKWs der Allierten in Richtung Süden,nach Bayern...nach Hause!...Schlimm sah es überall aus!..Bis Bamberg wieder mit dem Zug und von da aus den Itzgrund herauf auf LKWs der US Army...30 Mann auf der Ladefläche!
Auf dem Coburger Marktplatz endlich wieder daheim!Es war August 1945 geworden...Er hatte Glück gehabt!..."Wo ist Der?---gefallen..und Der?--gefallen...und Der?...vermisst!..."Das waren die Fragen welche zuerst gestellt wurden...
Die Grossmutter kam mit verweinten Augen..Werner ist in Polen geblieben..Kopfschuss!..Hilde war vier Wochen verheiratat,...als die "Scharnhorst" im nördlichen Eismeer versenkt wurde!.Max war auf der Scharnhorst...Hilde war schwanger...Sie hörten heimlich den Soldatensender der Allierten ab und da kam die Nachricht,heimlich zugetragen..Max ist einer der wenigen Überlebenden und in Englischer Kriegsgefangenschaft..Max hatte bis zu seinem Tode 1984 gesundheitliche Probleme....

Anfang 0ktober 1945 begann für ihn wieder die Arbeit in seinem Beruf als Schlosser.Kleinere Arbeiten standen an..."Geh doch mal in die Judengasse zu Fa......,da ist ein Schlüssel abgebrochen und steckt noch im Schloss!".....
Als er das Haus betritt,weht ihm ein Duft von frisch gebrühtem Bohnenkaffee entgegen!.....????.....
Der Besitzer der Fa. ,dort in der Judengasse, war bei den Übergabeverhandlungen der Stadt Coburg mit den Amerikanern massgeblich beteiligt!


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RE: Bohnenkaffee

#2 von faraway , 29.07.2011 06:19

Liest sich ganz prima, Gerd. Mach nur so weiter!

Gruss,


Angelika

 
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RE: Bohnenkaffee

#3 von Schubi , 29.07.2011 09:15

Sehr gut geschrieben, sehe direkt die Bilder vor mir. Jetzt trink ich erstmal einen Kaffee.

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RE: Bohnenkaffee

#4 von gerd , 29.07.2011 15:17

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RE: Bohnenkaffee

#5 von gerd , 29.07.2011 17:52

Neustadt: Tragische Schicksale..aus den Erinnerungen eines Neustadters

Die Stadt wurde von US Amerikanischen Jagdbombern angegriffen.
Zu spät war es für die kleine ,fünfjährige Edith Wöhner aus der Talstraße 7,deren tragisches Schicksal an dieser Stelle erzählt werden soll.
Niemand ahnte etwas von ihrer schweren Verwundung und niemand konnte hinterher sagen,wie sie dazu kam!
Von ihrer Mutter wurde sie in der Nähe der vollständig zersplitterten Haustüre gefunden.Ihr Mäntelchen war etwas zerrissen und über und über mit Schmutz bedeckt.Sonst war an ihr nichts Auffallendes zu bemerken.Das Kind wurde in den Luftchutzkeller des Nachbarhauses gebracht.Dort fragte es fortwährend: "Gell Frau Heublein,ich muß nicht sterben?"...In der allgemeinen Aufregeung verstand man aber die Frage des Kindes nicht! Erst als die Kleine sagte: "Bei meinem Bauch krabbeln die Würmer heraus",wurde man aufmerksam.Fritz Heublein untersuchte das Kind und stellte fest,das ihm ein Bombensplitter den Unterleib aufgerissen hatte,der merkwürdigerweise kaum blutete.Trotz der noch kreisenden Flieger brachte Fritz Heublein das Kind in den Luftschutzkeller in die Gabelsbergerstraße,wo ihm ein Notverband angelegt wurde.Danach trug ein Sanitäter das Kind zu Dr. Kegel,der es aber sofort in das Krankenhaus schickte.Dort war aber wegen der ständigen Beschießung durch die Flugzeuge niemand anwesend der dem Kind Hilfe geben konnte! Der Sanitäter brachte daraufhin das Kind in den Luftschutzkeller in der Eisfelderstraße,wo es gegen 16.30 Uhr verschied!...
Der Wundbrand hatte dem jungen Leben ein Ende bereitet!


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RE: Bohnenkaffee

#6 von faraway , 29.07.2011 18:40

Zitat von gerd
Neustadt: Tragische Schicksale..aus den Erinnerungen eines Neustadters

Die Stadt wurde von US Amerikanischen Jagdbombern angegriffen.
Zu spät war es für die kleine ,fünfjährige Edith Wöhner aus der Talstraße 7,deren tragisches Schicksal an dieser Stelle erzählt werden soll.
Niemand ahnte etwas von ihrer schweren Verwundung und niemand konnte hinterher sagen,wie sie dazu kam!
Von ihrer Mutter wurde sie in der Nähe der vollständig zersplitterten Haustüre gefunden.Ihr Mäntelchen war etwas zerrissen und über und über mit Schmutz bedeckt.Sonst war an ihr nichts Auffallendes zu bemerken.Das Kind wurde in den Luftchutzkeller des Nachbarhauses gebracht.Dort fragte es fortwährend: "Gell Frau Heublein,ich muß nicht sterben?"...In der allgemeinen Aufregeung verstand man aber die Frage des Kindes nicht! Erst als die Kleine sagte: "Bei meinem Bauch krabbeln die Würmer heraus",wurde man aufmerksam.Fritz Heublein untersuchte das Kind und stellte fest,das ihm ein Bombensplitter den Unterleib aufgerissen hatte,der merkwürdigerweise kaum blutete.Trotz der noch kreisenden Flieger brachte Fritz Heublein das Kind in den Luftschutzkeller in die Gabelsbergerstraße,wo ihm ein Notverband angelegt wurde.Danach trug ein Sanitäter das Kind zu Dr. Kegel,der es aber sofort in das Krankenhaus schickte.Dort war aber wegen der ständigen Beschießung durch die Flugzeuge niemand anwesend der dem Kind Hilfe geben konnte! Der Sanitäter brachte daraufhin das Kind in den Luftschutzkeller in der Eisfelderstraße,wo es gegen 16.30 Uhr verschied!...
Der Wundbrand hatte dem jungen Leben ein Ende bereitet!



Wenn man an all die Geschichten von damals, wie diese hier denkt, kann da eigentlich irgendein Mensch heute noch fuer Krieg stimmen, egal wo es sein mag??? Lernen die Menschen denn nie und nimmer von der Vergangenheit?


Angelika

 
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RE: Bohnenkaffee

#7 von Coburgerin , 01.08.2011 20:05

Du hast ja so recht, Angelika!

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