Vor 1600 gab es in Coburg mehrere Apotheken: Eine Hofapotheke, eine Stadtapotheke und mehrere Privatapotheken.
Die älteste Stadtapotheke Erstmals wird eine Apotheke in Coburg im Jahre 1528 erwähnt. Hierbei dürfte Dr. Adam Reuter der erste Stadtmedikus und Apotheker gewesen sein. Er wohnte im Hause Ketschengasse 24. Seine Apotheke dürfte sich von Anfang an im Hinterhaus des Rathauses befunden haben. Sie existierte dort schon vor dem Rathausumbau von 1577-79. Um die Nachfolge Reuters als Apotheker bewarben sich zahlreiche Personen, darunter auch Cyriacus Schnauß. Seine Bewerbung scheitert, weil die Stadt das Amt des Medikus und des Apothekers in einer Hand sehen will. Höchstwahrscheinlich blieb aber die Apotheke eine Zeitlang unbesetzt. Erst mit der Ernennung Dr. Christoph Statmions im Jahre 1548 dürfte sie wieder eröffnet worden sein. 1620 erwarb Herzog Johann Casimir die Apotheke von deren Inhaber Samuel Stählin und fusionierte sie mit seiner Hofapotheke. Stählin betrieb die Apotheke bereits in seinem Wohnhaus Ketschengasse Nr. 1. 1674 übernahm Georg Heimbrecht die Apotheke. Er wurde 1682 von Elias Hohlbruch abgelöst.
Die Hofapotheke Eine Hofapotheke wurde in der Regierungszeit Herzog Johann Casimirs gegründet. Er verlieh im Jahre 1605 dem Destillator Johann Popp ein Apotheken-Privileg. Popp war daneben herzogliche Hof-Destillator und betrieb einen Kräuterhandel. Seine Apotheke befand sich im Haus Ketschengasse Nr. 1. Er verkaufte sie später an Samuel Stählin. 1617 entzog Casimir Stählin das Privileg, nachdem zahlreiche Beschwerden über den Apotheker ihm vorgetragen wurden. Die Hofapotheke siedelte sich danach im Schloss Ehrenburg an, wo sie 1632 von Wallensteins Truppen geplündert wurde. Nach dem Verlust der Coburger Eigenständigkeit 1633 blieb zwar die Apotheke bestehen, ein neuer Hofapotheker wurde aber nicht mehr bestellt. Dies änderte sich erst unter Herzog Albrecht. 1682 verlieh er dieses Privileg an Elias Holbruch.
Das Bild zeigt die Fassade des alten Apothekerladens von Johann Popp und Samuel Stählin. Das Hauptportal und der andere Bogen stammen aus der casimirianischen Ära.
Elias Holbruch eröffnete die Hofapotheke 1682 im Hause Markt 15. Die Geschichte, dass Cyriacus Schnauß in diesem Hause 1543 bereits eine Apotheke eröffnet habe, entspricht nicht den historischen Tatsachen, wird aber gerne von der heutigen Apothekerfamilie verbreitet. Von 1694 bis 1697 wurde diese Apotheke vom herzoglichen Hof selbst betrieben. 1864 übernahm Ludwig Heil die Apotheken-Konzession. Ihm folgte 1900 die Familie Priesner.
Hofapotheke um 1910.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Elias Hohlbruch, der sowohl die Hof- als auch die Stadtapotheke betrieb, beantragte 1682 die Eröffnung einer zweiten Apotheke, welche allein als Stadtapotheke dienen sollte. Dies wurde ihm genehmigt. Die Apotheke eröffnete im Hause Steinweg Nr. 11. Im Jahre 1685 verkaufte Hohlbruch diese Apotheke, womit die endgültige Trennung zur Hofapotheke vollzogen wurde. 1754 zog die Stadtapotheke in das Anwesen Spitalgasse 22 um, wo sie sich heute noch befindet. Seit 1900 betreibt die Familie Schaller die Apotheke.
Die Apotheke Hans Cremers befand sich im Hause Markt 16, die mindestens bereits seit 1543 bestand. Cremer selbst betrieb das Unternehmen zwischen 1563 und 1581. Danach wurde das Anwesen an einen Spengler namens Krug verkauft. 1543 eröffnete Cyriacus Schnauß in diesem Gebäude eine Apotheke (nicht im Haus Markt 15!!!). Nachdem er sich 1558 verheiratet hatte, zog er in ein anderes Haus. Er war damit ein Vorgänger Hans Cremers. Nach dessen Tod übernimmt Caspar Belk die Apotheke als Pacht von der Witwe Cremer. Als diese ihr Haus an den Spengler Krug verkaufen will, protestiert Belk dagegen, da Apotheken nur an Apotheker verkauft werden dürften. Es kommt daraufhin zu einem juristischen Verfahren, welches Belk jedoch verliert. Unter dem Spengler Krug endet damit die kurze Apothekengeschichte dieses Hauses.
Schnauß bemühte sich seit 1538 um eine Apothekenkonzession. Die Stadt Coburg erteilte ihm diese jedoch nicht, weil sie lieber einen Arzt für dieses Geschäft haben wollte. Erst 1543 erteilte ihm die Stadt eine Lizenz. Schnauß ließ sich danach im Hause Markt 16 nieder und betrieb dort eine Apotheke bis 1558. Er verlegte sie danach ins Haus Steingasse Nr. 3. Schnauß starb 1571. Sein Epitaph befindet sich heute im Innenhof der Hofapotheke. Das Unternehmen wurde von der Witwe Schnauß weitergeführt. Schließlich übernahm wohl Caspar Belk, nachdem die Übernahme der Cremer´schen Apotheke gescheitert war, 1581 den Betrieb. Belk starb 1594. Danach ist in diesem Gebäude keine Apotheke mehr verzeichnet.
Cyriacus Schnauß war auch ein bekannter lutherischer Pamphletist. Über diese Arbeit wurde bereits in der Allgemeinen Deutschen Biografie 1891 von Gustav Roethe berichtet. Hier ein Ausschnitt:
"In den Jahren 1546—55 hielt er in Coburg eine kleine Buchdruckerei von freilich sehr ärmlicher Ausrüstung, in der er namentlich seine eigenen Dichtungen und Flugschriften, aber auch einiges andere der Sache Luther's Förderliche druckte, so z. B. Luther's Lied „Nun kom der Heiden Heiland". Diese Drucke Schnauß' sind zu erkennen an einem immer wiederkehrenden Blattornament und an dem Wahlspruch „Will mich Gott ernähren, so kann ihm Niemand wehren“. S. scheint meistersingerische Schulung genossen zu haben; doch ist mir ein Ton von seiner eigenen Erfindung nicht bekannt. Er zählt in Strophen und Reimpaaren streng die Silben, erlaubt sich aber viertaktige Verse mit klingendem Reim sowol 8- wie 9-silbig zu bauen. In des Meienscheins langem Ton hat er den „erschröcklichen Fal des heiligen Loth“ in engem Anschluß an die Bibel, in dem berühmten späten Ton Frauenlob's einen Schwank aus Pauli's Schimpf und Ernst „von dreien schwatzenden Hähnen“ zu Meisterliedern verarbeitet. Aber in diesen Leistungen liegt nicht seine Bedeutung. Er machte sich bekannt und verdient durch poetisch werthlose, aber von sehr gesundem lutherischem Geiste zeugende Zeitgedichte, angeregt vielleicht durch den 1548 gestorbenen ausgezeichneten Coburger Superintendenten Mag. Joh. Langer v. Bolkenheyn, dem S. in seinem „Epitaphium von dem christlichen Testament und gottseligen Abschid des Ehrwürdigen Herrn M. Langer“ ein ehrendes Denkmal setzte. Er begann, so viel wir wissen, 1544 mit einem „Hertzog Ernst christlich verendert“, einem geistlichen Liede im Herzog-Ernst-Ton, das unter Aufgebot zahlloser gereimter Bibelcitate den Werth des Glaubens vor den guten Werken rühmt, aber auch diese nicht für überflüssig erklärt: die Gebote, Betrachtungen über Ehe, Predigtamt und Obrigkeit werden eingeflochten; das härene Kleid der Mönche ist dem eifrigen Lutheraner die Livree des Satans. Sein umfängliches Hauptwerk „Klag und Trostspruch von dem christlichen Abschied des allertheuersten Mannes Herrn Doctor M. Luth.“ schildert den Eindruck dieses Ereignisses ganz in der Weise des mehrfach citirten Hans Sachs unter der Einkleidung eines Traums. Freilich ist diese Einkleidung kindisch ungeschickt: im Februar will der Dichter unter einer Linde am Brunnen eingeschlafen sein und in einer Kirche|eine Leichenpredigt gehört haben, über die er sich mit einem alten blinden Manne dann auslegend unterhält. Die Dichtung hat einen doppelten Zweck: sie polemisirt mit lutherischer Grobheit gegen die Papisten, „des Teufels Mastschwein und Rinder“, die jetzt, da der Hauptmann der Protestanten tobt sei, sich des Sieges sicher glauben und über Luther's Tod abscheuliche Verläumdungen aussprengen: ihnen ruft er zu, daß ein lutherischer Säugling mehr göttliche Weisheit in sich habe, als ein Extract aus 1200 000 Mönchen. Andererseits aber richtet er sich gegen die Lutheraner, die aus Luther eine Art Heiligen machen: Niemand würde das mehr entsetzen als den Reformator selbst; Luther war zwar — ein Bild, für Schnauß' poetische Anschaulichkeit charakteristisch — „der erste Funck, der aufrecht ging und gar nicht hunk“, aber auch diesem Elias wird ein Elisa folgen. In dieser Auffassung lag keine Lauheit. Noch im selben Jahre (8. August 1546) publicirte S. eine „treuherzige christliche Warnung an den Haufen des rechten wahren evangelischen Bunds“ im Bruder-Veiten-Ton, und Niemand konnte grimmiger gegen die Halbheiten des Interims zu Felde ziehen, als S. das in einem oft ausgelegten Liede von 1548 thut: er vergleicht es den Katzen, die vorne lecken und hinten kratzen. Sein geistliches Ideal ist nach Luther's Tode Matthias Flacius Illyricus. Die Freudenbotschaft, die lutherische Geistliche aus Ungarn über die Fortschritte evangelischer Lehre dort an Flacius senden, bringt er in einen gereimten Dialog zwischen einem türkischen Boten und einem Fürsten: „Merck du werdes Deutschlandt frey Gotts Wundergschicht recht inn Türckey“, der als illustrirter Einblattdruck verbreitet wurde (1550); und an Flacius dachte S. vornehmlich, als er in dem Pamphlet „Etwas Neues“ (1555) einige ungeheuerliche Predigtproben, die er am Palmsonntag 1555 in der St. Martinskirche zu Bamberg aufgefischt hatte, mit satirischen Glossen versehen tiefer hing: auch in diese sehr derbe Prosaschrift stehlen sich einige Reime ein. Die Befreiung seines Herrn, des Herzogs Johann Friedrich zu Sachsen, aus der Gefangenschaft (1552), begrüßt S. in seinem „Lobspruch oder gantz herzlicher Dancksagunge für die allergnedigste vnd gantz heilsamste Wolthaten der freudenreichen Erledigung Hocherleuchts Christlichen Ritters vnd allertheursten Helden“ mit einem triumphirenden Jubel, der uns kaum dem wirklichen Werth jenes Ereignisses angemessen erscheint: in jener bedrückten Zeit der protestantischen Sache greift der Gläubige nach jedem Strohhalm. Von 1555 an scheint Schnauß' politische Dichtung verstummt, seine Druckerei eingegangen zu sein. Wir haben noch einen „Freudenspruch“ auf die Hochzeit Herzog Joh. Friedrich's des Mittlern zu Weimar (20. Mai 1555), zu der der Dichter den alten Herzog und Mart. Luther noch aus dem Grabe heraus gratuliren läßt; wir haben eine spätere gereimte „Glückwünschung“ auf die zweite Hochzeit Hans Zicks v. Atzelberg (13. November 1564), eine Dichtung, in der sehr geschmacklos besonders ausführlich der Glanz seiner ersten Hochzeit geschildert wird: aber beides sind bloße tendenzlose Gelegenheitsgedichte, in der der alte Papistenhaß nur noch wenige unmotivirte Blasen wirft, wie z. B. wenn S. im letzten Gedicht gerade wie in dem ersten von 1544 die Ehe als den ersten von Gott gestifteten Stand preist und sich entrüstet, daß die Papisten das leugnen. — Das Vorbild des Hans Sachs ist unverkennbar. Von ihm lernt S. auch die Methode, seinen Namen in die Schlußreime zu bringen. Aber Sachsens Grazie und Humor ist ihm versagt. Zwischen kräftiger Derbheit und langweiliger Lehrhaftigkeit kennt er keine Vermittlung. Es fehlt ihm der gesunde künstlerische Blick, mit dem Hans Sachs ins umgebende Leben schaut; die Abstraction weiß er nur stellenweise durch gesuchte rohe Bilder zu unterbrechen; der Mangel an innerer Form stimmt ganz zu Luther's Art, während ihm Luther's geniale Ursprünglichkeit völlig gebricht."
Für Jahrhunderte gab es nur zwei Apotheken in Coburg. Dies änderte sich erst im 20. Jahrhundert, genauer gesagt 1928. Damals eröffnete der Apotheker Rudolf Roßbach die Bahnhofsapotheke in der Bahnhofstraße Nr. 6. Diese Apotheke besteht bis heute.
Geschichte der Bahnhofsapotheke.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zum Abschluss blicken wir auf das Adressbuch von 1955, in welchem bereits fünf Apotheken verzeichnet. Gerade nach dem Zweiten Weltkrieg gab es durch die Erhöhung der Einwohnerzahlen, die durch die Vertriebenen und Flüchtlinge verursacht worden sind, ein größeren Bedarf an Apotheken.
1950 eröffnete der Magister Hermann Luft als Vertriebener im Hause Viktoriastraße Nr. 9 (Ecke Judengasse) eine sogenannte "Flüchtlingsapotheke". Das Anwesen erwarb er 1963 und baute danach die als "Löwenapotheke" bezeichnete Institution weiter aus. Ende der 1950er Jahre legte Luft im Rummental einen Heilkräutergarten an, der allgemein bekannt war.