Andreas Stubenrauch - Heimatforscher und Lehrer

#1 von Christian , 28.02.2020 08:39

Stubenrauch wurde am 12. Juli 1899 in Kottenbrunn bei Königsberg i. Bayern geboren. Er besuchte die Volksschule in Dörflis bei Königsberg und schließlich die Coburger Mittelschule. 1914 trat er in das Ernst-Albert-Seminar für Lehrerbildung ein. Von Juni 1917 bis Februar 1919 musste er den Kriegsdienst leisten. Seine erste Lehramtsprüfung absolvierte er 1920, danach fand er eine Anstellung als Junglehrer an der Glockenbergschule in Neustadt bei Coburg. Nach drei erfolgte seine Versetzung an die Volksschule Mittelberg im Froschgrund. Im dortigen Vereinsleben war Stubenrauch sehr aktiv. Er fungierte als Chorleiter des Gesangvereins, gründete einen Stenografenverein sowie die Sanitätskolonne "Froschgrund". Außerdem stand er zwischen 1925 und 1935 als Kommandant der freiwilligen Feuerwehr Mittelberg vor. Nach über zehn Jahren versetzte man Stubenrauch nach Mönchröden. Erneut wurde er 1940 in den Kriegsdienst eingezogen. Er kehrte 1948 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft in die Heimat zurück. (Fortsetzung folgt)


Christian  
Christian
Beiträge: 7.896
Punkte: 8.344
Registriert am: 03.12.2004


RE: Andreas Stubenrauch - Heimatforscher und Lehrer

#2 von Christian , 29.02.2020 08:44

Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft begann Stubenrauch wieder mit seiner Lehrtätigkeit, zunächst in Einberg und ab 1950 in Mönchröden. 1959 erfolgte seine Ernennung zum Hauptlehrer, womit auch ein Schulwechsel nach Dörfles-Esbach einherging. Dort wurde er 1961 Schulrektor. Am 1. September 1964 ging er in den Ruhestand. Neben seinem Wirken als Lehrer hatte Stubenrauch wichtige Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte, Heimatkunde und Geologie geliefert - gleichermaßen als Vortragender, Exkursionsleiter sowie durch zahlreiche Veröffentlichungen, die in der Landesbibliothek Coburg einsehbar sind. 1954 begründete er zusammen mit Berthold Fischer den "Heimatkundlichen Lesebogen für das Coburger Land". Von Veröffentlichungen aus den verschiedenen Fachgebieten sind besonders zu erwähnen:

Johann Wolfgang von Goethe in Oeslau, in: 800 Jahre Oeslau 1162-1962.
Besiedlung des Landkreises Coburg in vor- und frühgeschichtlicher Zeit, in: Frankenland 2 (1960).
Literatur zur Urweltkunde des Coburger Landes, in: Friedrich Schilling, Coburg mitten im Reich.
Steinkohlebergbau im Coburger Land, in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1965.
Die Märbelindustrie Südthüringens und Frankens, Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1963.

Die hier zuletzt genannte Veröffentlichung war Veranlassung nach Resten dieses alten Coburger Gewerbes zu suchen. Eva Herold gelang es in Lautertal noch die letzten Bestandteile einer Märbelmühle ausfindig zu machen und anzukaufen und durch die Unterstützung von Ernst Dahinten, Eisfeld, war es möglich auch noch die Mahlgänge einer ehemaligen Märbelmüble bei Eisfeld zu bekommen. Nach gründlicher Überholung aller Teile war es dann möglich, ab 1971 die letzte vollständige Märbelmühle des Coburger Landes als neue Abteilung des Naturkundemuseums Coburg der Öffentlichkeit zu bewahren.

Andreas Stubenrauch starb am 16. Oktober 1981 und wurde auf dem Oeslauer Friedhof bestattet.


Christian  
Christian
Beiträge: 7.896
Punkte: 8.344
Registriert am: 03.12.2004


RE: Andreas Stubenrauch - Heimatforscher und Lehrer

#3 von Rolf Metzner , 04.05.2020 17:24

Hier Andreas Stubenrauch noch in seiner Funktion als Rektor der ehemaligen Volksschule Dörfles-Esbach von 1963 (links außen mit Fliege). Das Foto stammt von Ulrich Göpfert:

Lehrer Andreas Stubenrauch, 1963, ehemalige Schule Dörfles-Esbach.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Ulrich Göpfert hat auch im "Digitalen Stadtgedächtnis" seine Erinnerungen an Andreas Stubenrauch festgehalten:

In seinen Erinnerungen schreibt der Autor Ulrich Göpfert aus Dörfles-Esbach über seinen ehemaligen Lehrer und verdienten Heimatforscher Andreas Stubenrauch:

Ich lernte Andreas Stubenrauch im Jahre 1959 zum ersten Mal an der Schule in Dörfles-Esbach persönlich kennen. Er war von der Volksschule in Mönchröden zu uns nach Dörfles versetzt worden. In den Jahren 1961 bis 1963 war Andreas Stubenrauch mein Klassenlehrer. Wir Schüler hatten großen Respekt vor unserem Lehrer, der nicht durch Strenge, sondern mit seiner Persönlichkeit, Güte und Ausstrahlung zu überzeugen wusste. Uns Schulkinder zog er öfters mit seinen Schilderungen aus dem zweiten Weltkrieg in den Bann. Ebenso werden mir die Heimatkunde- und Geschichtsstunden bei ihm - die öfters etwas länger dauernden als im Stundenplan vorgesehen – in unvergesslicher Erinnerung bleiben.

Seine große Liebe galt vor allem den Schilderungen aus der Vergangenheit unseres Coburger Heimatlandes, denn Andreas Stubenrauch war zu dieser Zeit bereits ein sehr geachteter Heimatforscher. Unter seiner Leitung und zusammen mit Berthold Fischer war er im Jahre 1954 der Gründer und Herausgeber der bekannten "Heimatkundlichen Lesebogen“ für das Coburger Land.

Sein größter Stolz war sein fahrbarer Untersatz"ein dreirädriger Schmesserschmitt-Kabinenroller“, in Schülerkreisen auch "Schneewittchensarg“ genannt. Leider versagte sehr oft die Zündung dieses Gefährtes ihren Dienst und mit meinen anderen Klassenkameraden haben wir Starthilfe in Form von kräftigem Anschieben geleistet. In weiser Voraussicht hatte er deshalb immer sein "Auto“ gegenüber der Schule in der Rosenauer Straße - von uns auch Schulberg genannt – bergabwärts geparkt. Von dort aus war es ihm möglich, die unten im Dorf liegende ehemalige Reparaturwerkstatt von Willy Bätz, auch ohne Motorkraft zu erreichen. Er musste mit seinem "fahrbaren Untersatz“ oft die Hilfe des Meisters Bätz in Anspruch nehmen.

Das kleine Auto unseres Schulleiters reizte immer wieder zu Schülerstreichen. Eines Tages fand Andreas Stubenrauch seinen "Schneewittchensarge“ aufgebockt auf Ziegelsteinen, was ihn nicht sonderlich fröhlich gestimmt hat. Eine Handvoll Schüler setzte das Vehikel, natürlich unter Grinsen und Gelächter wieder auf den Boden zurück. Anzumerken ist, dass die Schulräume in denen Andreas Stubenrauch unterrichtete nach hinten zum Hof der Schule gelegen waren, sodass er während der Zeit des Unterrichtes keinen Blick auf sein Gefährt werfen konnte. Eines Tages, am Vormittag war ein starker "Wolkenbruch“ niedergegangen, suchte Stubenrauch vergeblich nach seinem "Messerschmitt“, den er wie üblich vor dem Schulgebäude abgestellt hatte. Die Nachsuche ergab, dass sich das Fahrzeug selbständig gemacht hatte und 50 Meter weiter – vor dem damaligen Lebensmittelgeschäft der Familie Hübner (REWE) – erst wieder zum Stehen gekommen war. Man konnte von Glück sagen, dass dabei niemand zu Schaden kam, wäre das Auto den ganzen steil abfallenden Berg hinunter über einen Bahnübergang und dann auf die stark befahrene Staatsstraße gelangt, hätte diese Episode schlimmer ausgehen können.


 
Rolf Metzner
Beiträge: 2.737
Punkte: 2.766
Registriert am: 29.03.2011

zuletzt bearbeitet 04.05.2020 | Top

   

Hofkapellmeister August Langert
Theodor Heckenhayn - Reformer des Coburger Schulwesens



Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz