Zur Belagerung der Veste 1632 erzählt Conrad Rüger ... Am 29.September begannen die Kaiserlichen die Beschießung ,machten Laufgräben am "Fürwitz" und beschossen die "Schindel" und die Hohe Bastei mit Granaten, taten aber keinen Schaden wegen fleissiger Hut und Wachtdienst in der Vestung, welche sie mit nassen Kuh und Ochsenhäuten dämpften. Die in der Vestung schliefen auch nicht ,spielten tapfer unter sie mit Stücken, Doppelhaken, Musketen und Feuerröhren. Am 30. Sep.12 Uhr Nachts kam der Feind an die Futtermauer gegen der neuen Bastei über, in der Meinung, solche zu ruinieren, wurde aber von einem Constabler mit 20 Handgranaten also bewillkommt, das es ihnen nicht gefallen, mußten Reissaus nehmen. Erneuerte Übergabe Aufforderungen wurden nicht beachtet, obgleich die Veste vollkommen ungenügend verproviantiert war, namentlich herrschte Mangel an Brot, Bier und Wasser, da man während der Belagerung aus den einzigen großen Brunnen, in welchen doch ein großer Schafhund gefallen, trinken mußte. Den 2. Oktober kommandierte der Herr Obrist 18 Dragoner und 8 Ausschüsser zum Ausfall auf die Feinde und mich, Rüger, mit 2 Falkaunen, mit Hagel geladen auf der neuen Bastei stehend, auf den Feind Feuer zu geben. Auf dem Blauen Turm waren Jäger kommandiert, auf den Mauern und blauen Kemnaden Bürger, Dragoner und Musketier mit Doppelhaken, Feuerröhren und Musketen auf die Scheunen und das daran stehende Haus, in welchen sich die Feinde stark auf hielten und wohl versehen hatten, los zu brennen. Nachdem gedachte 26 Mann auf der Leiter den Wall hinauf stiegen, ihr Gewehr und Werkzeug parat in Händen um die Scheunen anzustecken begierig waren, gab ich mit meinen 2 Falkaunen Feuer auf das Haus. Nachdem fingen die Doppelhaken auf allen Orten und Enden an zu klingen. Auf dem Blauen Turm wurde ein Musketier durch den Kopf geschossen, Namens Claus Rüger, welcher mein Bruder war und fing alles Gewehr auf der blauen Kemnaten an auf den Mauern und Basteien häufig auf den Feind los zu gehen. Die 9 Dragoner Standarten wurden auf der Bastei geschwungen und wurden die Dragoner ganz munter und fröhlich und ließen ihr Spiel tapfer klingen. Doch der Brand, weil der Feind so stark widerstand, nicht vollbracht werden, indem er auf die neue Bastei tapfer Feuer gab, das meine Handlanger verwundet und einer durch die Achsel, der andere aber durch den Arm geschossen wurde. Obwohl die aus gefallenen Personen sich männlich und redlich im Fechten hielten, wurden sie doch gezwungen sich gegen die Vestung zu retierieren, aus welcher sie mit Stücken salviert und defendiert wurden. Einer von den Ausgefallenen wurde im Heraufmarsch durch den Rücken geschossen und todt in die Vestung gebracht. Auch brachten sie 2 Gefangene mit, von denen einer, wie sie auf den Wall kamen, ausriss, der andere aber, welcher auch Willens war, aus zu reissen, wurde ohne Leiter in den Graben geschickt, ohne großen Schaden, nur das ihm 2 Rippen im Leib entzwei gingen. Dieser wurde vor den Herrn Obrist gebracht und berichtete ihm, dass der Feind entschlossen sei, nächst kommenden Donnerstag die Vestung heftig zu bestürmen, worüber aber der Herr Obrist sich nicht entsetzte, sondern Anordnung machte, streckige Wehren im Graben zu verfertigen, Abschnitte zu machen und erwartete also mit Verlangen des feindlichen Sturms. F.f. ,
Nächstfolgenden Donnerstag liess der Herr Obrist 26 Dragonerpferde todt schiessen wegen Mangel des Futters und damit der Feind nicht inne würde, dass sie Mangel an Futter litten, wurden diese Pferde alle in den Schwibbogen auf der Bärenbastei geschleift und mit Mist bedeckt. Unterdessen wütete der Feind mächtig im ganzen Land mit Morden, Rauben und Brennen, steckte Eisfeld, Heldburg, Rodach, Ummerstadt alles in Brand. Mittags um 12 Uhr fügte sich eine große Anzahl Volks auf den Rögnersberg, allda zu approchieren. Kaum hatten sie den Anfang gemacht, da gab ich mit drei Feldschlangen Feuer unter sie, das ihrer viele in die Luft flogen, etliche aber wollten weichen, welche ein Offizier mit dem blosen Degen, auf einem weißen Pferd sitzend, selbige anzutreiben, sich sehr bemühte. Es wurde aber wieder von mir mit 2 Feldschlangen Feuer unter sie gegeben, so das ihrer viele blieben und endlich von Approchieren abzulassen gezwungen wurden. Des Abends um 9 Uhr entstand eine Feuersbrunst vor dem Steinthor, wovon eine Seite ganz abbrannte. Daher machten sich die auf der Vestung Gedanken, als hätte es der Feind nach seinen vorigen Drohungen angezündet, worauf auf der neuen Bastei mit einer Feldschlange 3 mal Feuer gegeben wurde, in Meinung den Feind abzuhalten. Als Ihnen aber durch das grosse Geschrei offenbar wurde, dass dem nicht so wäre, ließen sie es bleiben und riss das Feuer durch Gottes Gnade nicht weiter. Mittwoch chargierten die aus der Vestung wieder auf obgedachte Scheunen, Haus und Laufgräben mit Stücken, Doppelhaken, Musketen und Feuerröhren. Hingegen wehrte sich der Feind aber tapfer und wurde in selbigen Scharmützel, Sergcar,(?) so ein Engländer war, auf der Mauer bei der blauen Kemnaden durch den Kopf geschossen, allwo das Blut eine geraume Zeit noch zu sehen gewesen und sich von den Coburgern in und außer der Vestung todt geblieben 4 Mannspersonen, welche auf der Bärenbsatei begraben liegen. Von Feinden aber, welche vor der Vestung und Stadt blieben, wurden über 1000 gezählt. Donnerstagfrüh um 4 Uhr machten die Baiern den Anfang ab zu marschieren, an welchem Tag alles ganz still war. Den folgenden Freitag zündeten die Kaiserlichen die 2 Scheunen samt dem Haus an und marschierten auch davon. Morgens früh um 6 Uhr kommandierte Herr Obrist eine Partei von 20 Pferden und einen Lieutnant, den Fürwitz zu recognoszieren, welche bald gewahr wurden, das der Feind noch sehr stark da lag, deswegen sie mit dem Feind scharmutzierten und wurde der Lieutnant durch ein Bein geschossen, schadete ihm aber am Leben nichts. Um 7 Uhr wurde wieder an selbigen Ort eine Partei von 20 Pferden kommandiert, die, nachdem sie recognostiert hatten, alsbald wieder kamen und berichteten, dass der Feind fort marschieret und alles leer wäre, ausser viel aufgebaute Zelter, Rauchfeuer und Dampf. Hierauf kommandierte der Herr Obrist bald 4 Trupp Reiter, den Feind nach zu hauen und der Stadt Beschaffenheit zu erkundigen. Sie zogen zur Stadt ein, in welcher sie viele der Feinde antrafen, wie auch auf der Lossau und vor dem Ketschenthor und schossen alles nieder, was sie feindselig antrafen. Unter anderem bekamen sie des Herzogs von Friedland-Wallenstein- Beichtvater gefangen, welchen sie in des Herrn Tobias Garten vor dem Bürglasthor nieder schossen. Sie brachten auch 3 Croaten gefangen auf die Veste, welche der Herr Obrist stracks vor der neuen Brücke todt schiessen liess. Hiermit war die Belagerung aufgehoben. Nach dem Abzug des Friedländers begab sich der Herr Obrist mit 8 Compagnien in die Stadt in Quartier, welche die Bürger verpflegen mußten, nebst einer Compagnie auf der Veste. Auf der Veste verblieb als Commandant Herr Michael Griesheim,Captän.
Die spätere Belagerung der Veste unter Lamboy verlief weitaus schlechter....