Eingemeindungen

#1 von Christian , 28.01.2022 08:47

Vor 50 Jahren vollzog man in Bayern eine Gemeindegebietsreform. Für Coburg bedeutete dies einen Zuwachs an Einwohnern und Flächen. Die Geschichte der Gemeindegebietsreform geht aber bis ins Jahr 1867 zurück. Damals beschloss die Coburger Landesregierung erste Eingliederungsmaßnamen, die vor allem Kleinstgemeinden betrafen.

Auf heutigem Coburger Stadtgebiet waren viele Orte davon betroffen: Löbelstein, Glend, Eichhof, Dörfles b. Scheuerfeld, Neudörfles und Hambach, im heutigen Landkreis u.a. Triebsdorf und Finkenau.

Diese Orte wurden 1869 größeren Gemeinden angeschlossen:

1. Löbelstein an Seidmannsdorf
2. Glend an Bertelsdorf
3. Eichhof und Dörfles an Scheuerfeld
4. Neudörfles an Dörfles (heutiges Dörfles-Esbach)
5. Hambach an Creidlitz

6. Triebsdorf und Finkenau an Ahorn


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RE: Eingemeindungen

#2 von Christian , 29.01.2022 09:31

Eine zweite Phase an Eingemeindungen erfolgte 1934.
Die Stadt Coburg wollte damals Garnisonstadt werden. Um dies möglich zu machen, benötigte man eine gewisse Einwohnerzahl, welche die Kernstadt nicht besaß. Man entschloss sich deshalb, Dörfer in der näheren Umgebung der Vestestadt einzugemeinden. Insgesamt erfolgte schließlich die Eingliederung von vier Ortschaften und zwar:

Neuses bei Coburg
Wüstenahorn
Ketschendorf
und Cortendorf

Diese Eingemeindungen gingen reibungslos vonstatten, was angesichts der damaligen politischen Verhältnisse nicht ungewöhnlich ist. Coburg wurde daraufhin Militärstandort. Es entstanden neue Kasernen vor allem an der von-Gruner-Straße und der Neustadter Straße.


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RE: Eingemeindungen

#3 von Christian , 31.01.2022 09:01

Die dritte Phase an Eingemeindungen wurde vor allem durch die bayerische Staatsregierung gefördert.
Seit den 1960er Jahren bemühten sich die beiden Innenminister Goppel und Merk um eine Verwaltungsreform, bei der kleine, finanziell und Einwohner schwache Gemeinden aufgelöst werden sollten. An Ihrer Stelle sollten effizient arbeitende und wirtschaftlich kraftvolle Großgemeinden entstehen. Den kleinen Gemeinden wurde dabei finanzielle Förderung in Aussicht gestellt, wenn sie sich freiwillig bereit erklären würden, sich einem größeren Ort anzuschließen.
Eine 1. Stufe dieser Verwaltungsreform erfolgte 1972. In diesem Zusammenhang gingen sieben Dörfer nach Coburg, was zum Teil heftige Auseinandersetzungen mit dem Landkreis nach sich zog. Diese Ort waren:

Beiersdorf
Creidlitz
Löbelstein
Lützelbuch
Rögen
Scheuerfeld
Seidmannsdorf


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RE: Eingemeindungen

#4 von Christian , 01.02.2022 08:52

Nach 1972 schlossen sich dann noch zwei kleinere Gemeinden der Stadt Coburg an.

Neu- und Neershof war ursprünglich stark mit Einberg (heute Rödental) verbunden. Nachdem sich die Neu- und Neershofer Bürger aber bei einer Abstimmung mit 88,6 Prozent für die Zugehörigkeit nach Coburg, statt nach Rödental, entschieden hatten, fand am 1. Juli 1976 die Eingemeindung nach Coburg mit 251 ha Gemeindefläche und 212 Einwohnern statt.

Nachdem noch 1971 die Bertelsdorfer Bürger bei einer Wahlbeteiligung von 81 % mit einer Mehrheit von 80 % für die weitere Selbstständigkeit gestimmt hatten, beschloss der Gemeinderat 1976 den Anschluss an Coburg. Am 1. Januar 1977 folgte die Eingemeindung mit 365 ha Fläche und 629 Einwohner.


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RE: Eingemeindungen

#5 von Christian , 02.02.2022 10:50

Größere Widerstände gegen die Eingemeindung nach Coburg gab es nicht.

Wenn man aber das Thema ansprechen will, dann darf auf keinen Fall, Ermershausen im Landkreis Haßberge fehlen.

Ermershausen erreichte 1978 einige Bekanntheit als das Rebellendorf. Die Einwohner widersetzten sich der Eingliederung in die Gemeinde Maroldsweisach. Dies gipfelte in der Besetzung des Rathauses und der Errichtung von Barrikaden durch Ermershauser Bürger mit dem Zweck, die Verlegung der Gemeindeverwaltung zu verhindern. Eine größere Anzahl von Bürgern drohte den Übertritt auf das DDR-Staatsgebiet an und zog zur nahegelegenen Grenze, wo bereits geöffnete Grenztore auf die Bürger warteten.

Das Dorf wurde schließlich von mehreren Hundertschaften der Bereitschaftspolizei am 19. Mai 1978 gegen drei Uhr früh gestürmt und das Rathaus geräumt. Die Eingemeindung vollzog sich am 1. Mai 1978. 15 Jahre lang kämpften in der Folge die Ermershäuser um ihre Selbständigkeit. Hierzu erklärten sie den 15. Mai zum allgemeinen Gedenktag, an dem sie nachts die „Freiheitsglocke“ am Rathaus erklingen ließen. Die Bewohner der Ortschaft bemängelten, dass ihnen nicht Möbel oder Akten in dieser Nacht genommen worden seien, sondern die Achtung vor dem Staat. Am 1. Januar 1994 wurde Ermershausen wieder selbständig, nachdem der Staat die Eingemeindung für „gescheitert“ erklärt hatte. Damit ist Ermershausen eine der kleinsten selbständigen Gemeinden in Bayern. Erreicht wurde die Rücknahme der Eingemeindung u. a. auch dadurch, dass der damalige CSU-Kreisrat und ehemalige CSU-Landtagsabgeordnete Sebastian von Rotenhan über Nacht 278 Neumitglieder für die CSU werben konnte, um innerparteilich Druck aufbauen zu können.

(Quelle wikipedia)


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