William Frederick Cody, besser bekannt als Buffalo Bill, war einer der Begründer des Showbusiness. Er gründete 1883 seine eigene Wild West Show, die Buffalo Bill’s Wild West Show. Mit dieser zog er sehr erfolgreich durch Amerika. Selbst der berühmte Indianer Häuptling Sitting Bull gehörte zu seinen Mitwirkenden. 1890 „exportierte“ er erstmal seine Show auch nach Europa. Neben Braunschweig oder Karlsruhe gastierte er auch in Bremen, wo er das erste Mal ein Rennen zwischen ihm und einem Radfahrer initiierte. Das Konzept kam vermutlich so gut an, dass er vier Jahre später, 1894, eine erneute Europa Tournee startete. Dabei waren Wettrennen zwischen Cody und lokalen Radlern der „Hauptact“. Hier eine Auswahl der stattgefunden Veranstaltungen: Mailand, Cody vs. Buni; Paris, Cody vs Meyer; Budapest, Cody vs. Bela Swab. Ein weiteres Rennen gab es in München. Auf der Rennbahn an der Wittelsbacher Brücke trat Cody gegen Josef Fischer an. Fischer war u.a. Gewinner des Dinstanzrennens Wien – Berlin 1893 und ein Spezialist auf der Langstrecke. Josef Fischer war wohl dann auch der erste, der Buffalo Bill bei einem "Rennen Pferd gegen Maschine" schlagen konnte. Am 15. und 16. August 1894 fanden die Rennen für je eine Stunde statt und am 19. August drei Stunden. Wer in dieser Zeit insgesamt die längste Strecke zurücklegte, gewann das Rennen. Die Münchner Allgemeine Zeitung vom 20.08.1984 spricht von „einem glänzenden Sieg Fischers“. Ein paar Wochen später, am 31.08.1894 versuchte ein weiterer Radfahrer in München sein Glück. Joerns-München gewinnt ebenfalls gegen Cody. Am 16.09.1894 fand die Revanche Cody vs Fischer dann in Leipzig statt. Diesmal zog Fischer den Kürzeren. Cody siegte. Auch in Nürnberg und Bamberg fanden derartige Wettrennen statt. In Coburg kam es schlußendlich zum letzten deutschen Showdown, bevor Cody mit seiner angereisten Truppe nach Belgien weiterfuhr. Die Coburger Zeitung vom 15.11.1894 schreibt:
Coburg, 14. Nov. Match Cody gegen Radfahrer. Heute war bereits der amerikanische Wettreiter Cody mit seinem Impresario hier, um sich die Rennbahn des hiesigen Radler Vereins anzusehen und Unterkommen für seine Vollblutpferde auszumachen. Cody trifft mit seinen 10 Pferden am Donnerstag, spätestens Freitag hier ein. Es steht uns demnach für nächsten Sonntag, den 18. d. M., eventuell auch Montag, den 19. November ein hoch interessantes, in Coburg noch nie gesehenes Schauspiel in Aussicht, und die billigen Eintrittspreise von 50 Pf und 1 M dürften wohl Jedermann veranlassen, sich diesen höchst interessanten Wettkampf anzusehen. Näheres wird durch die in den nächsten Tagen erscheinenden Annoncen bekannt gegeben werden.
Am 20. November schrieb dann die Coburger Zeitung: Coburg, 19. Nov. Match Cody. Das gestrige Wettrennen zwischen dem amerikanischen Reiter Cody und dem Radfahrer Liewald aus Schweinfurt endete mit einem bedeutenden Siege Codys. Allerdings hatte Liewald gestern einen ziemlichen Pechtag. Gegen Mittag in Lichtenfels angekommen, soll er keinen Bahnanschluß gehabt und sich deshalb rasch entschlossen haben, die Strecke bis Coburg per Rad zurückzulegen. Auf der Rennbahn, die er erst mit etwa ½ stündiger Verspätung betrat, mußte er nach der 21. Runde plötzlich von der Maschine absteigen, weil er Wadenkrampf bekam. Ein Schrittmacher sprang für ihn ein und fuhr 7 Runden, dann konnte Liewald wieder weiterfahren. Cody legte während des einstündigen Wettkampfes 79 Runden — 34 323 ½ , Meter zurück, Liewald machte mit Einrechnung der Strecke eines Vertreters 79 1/3 Runden --- 31740 Meter; Cody blieb darnach mit über 2 ½ km Vorsprung Sieger. Heute Nachmittag ½ 4 Uhr ist Fortsetzung des Rennens; der Ausgang ist nach dem gestrigen Verlaufe — sollten nicht unvorhergesehene Zwischenfälle eintreten — nicht schwer vorauszubestimmen. Cody ist ein kühner, sicherer und eleganter Reiter, zum Siege verhilft ihm einzig und allein der ungemein rasche Wechsel der Pferde nach je zwei Runden. Sehr oft gleitet er von einem Thiere zum andern, ohne den Boden zu berühren, in vielen Fällen springt er jedoch aus dem Sattel und besteigt im Nu ein zweites bereit gehaltenes Pferd, mit dem er schon in wilder Flucht dahinjagt, ehe er noch Zügel und Steigbügel streichen kann. Deshalb sitzt er ebenso fest, und die wilde Jagd bereitet ihm, je länger sie andauert, umsomehr Vergnügen. Er hatte sieben Pferde zur Stelle, die abwechselnd benutzt wurden. Dem einzelnen Pferde ist natürlich der Radfahrer ganz wesentlich überlegen, denn ein solch stundenlanges Galoppieren Würde ein Thier unmöglich aushalten. Wie wir soeben bei Redactionsschluß erfahren, ist das Gesamtergebniß des Matches das folgende: Radfahrer. Reiter. 1. Tag: 80 Runden - 32 000 m, 79 Runden - 34 325,5m 2. Tag: 83 ¾ Runden - 33 500 m, 82 Runden - 35 629,0m 65 500 m, 69 954,5 m.