Wie in der Zeitung zu lesen war, wird am Hexenturm eine Gedenktafel für die Opfer der Hexenverfolgung eingeweiht. Initiatoren dieser Tafel sind die beiden großen christlichen Kirchen.
Die waren ja nicht ganz unschuldig an der ganzen Sache.
Der Glaube an Hexen war in der frühen Neuzeit allgemein verbreitet. Insbesondere vor dem Hintergrund schwieriger Lebensbedingungen kam es zu regelrechten Massenhysterien. In die Zeit von etwa 1550 bis 1650 fällt der Höhepunkt der europäischen Verfolgungen. Die Staaten im thüringischen Raum, vor allem der Süden und Südwesten, gehörten zum Kerngebiet. Seit 1532 hatten in Coburg und Heldburg einzelne Hexenprozesse stattgefunden. In Johann Casimirs Regierungszeit häuften sie sich stark, zeitlich parallel zu Verfolgungen in den benachbarten fränkischen Hochstiften Bamberg und Würzburg. Es kam zu zwei heftigen Verfolgungswellen von 1612 bis 1619 und von 1628 bis 1631/32. Während Johann Casimirs Regierungszeit wurden in Sachsen-Coburg-Eisenbach 178 Personen wegen Hexerei verfolgt, seit 1596 fanden mindestens 130 den Tod durch Hinrichtung. Schwerpunkte waren Coburg, Heldburg und Hildburghausen.
Abgedruckt aus einem Artikel von: Johannes Haslauer, Hexenprozesse - Massenhysterie und staatliche Verfolgung, in: Staatliche Archive Bayerns (Hrsg.), Fürst in Zeiten der Krise. Johann Casimir von Sachsen-Coburg (1564-1633), München 2014 (= Kleine Ausstellungen 42), S. 49-52.
Erhard die Forschung hat das Thema bereits aufgegriffen. Es ist heute eindeutig feststellbar, dass diese Verfolg in erster Linie im Spätmittelalter von der katholischen Kirche vom Zaun gebrochen wurde. Dies geschah unter dem Eindruck, dass die Kirche zunehmend an Einfluss verlor, siehe dazu die Reformationsbewegungen (Jan Hus in Böhmen, Martin Luther in Deutschland, Zwingli & Calvin in der Schweiz) Da wurde der Glaube an Hexen von den Theologen schnell als Teufelsreligion angeprangert. Über die Ortspfarrer wurde dann die einfache Bevölkerung mit diesen "Theorien" gefüttert und das Schicksal nahm seinen Lauf. Warum sollte man auch die Aussagen des Pfarrers hinterfragen? Wir sind ja in einer Epoche noch vor der Aufklärung! Bei diesen Verfolgungen standen die Protestanten den Katholiken in nichts nach, wie man auch in Coburg sehen kann.
Die Aktenlage in Coburg gibt zudem tiefen Einblick. Die Regierung und das oberste Gericht des Fürstentums verfuhren mit den Hexenprozessen in den damals üblichen formaljuristischen Praktiken (Damit meine ich aber nicht das peinliche Verhör sondern das eigentliche Verfahren vor Gericht). Die Coburger Richter und "Staatsanwälte" bemühten sich in dieser Frage um Objektivität. Dies fand die Coburger Bevölkerung derart anstößig, dass das Gerücht in Umlauf kam, die Richter seien selbst verhext worden. Johann Casimir ernannte auf die Kritik hin einen Fachanwalt für Hexenprozesse. Dieser sollte die Anklage erheben und die Indizien sammeln. Im Staatsarchiv hat sich der Fragenkatalog dieses Fachanwalts erhalten. Bei Interesse stelle ich einige Fragen hier ein.
Auszug aus dem Fragenkatalog der Hexenprozessordnung von 1629!
"So aber jemand bekennet, das er die Hexerey vom Teuffell selbsten gelernet, werden obiger stück außgelaßen, und ferner gefragt:
12. wo der teuffel zu ihr kommen? 13. in was gestalt und kleider? 14. mit was für einen nahmen er sich genennet? 15. was er gesagt? 16. was verhaffter oder verhaffte darauff geantwortet? 17. ob sie so baldt gewilliget? 18. was nach der Bewilligung mit ihr vorgenommen? 19. was er ihn, oder ihr, gegeben?"