Im neuen Denkmalbuch von Morsbach & Titz werden die neuesten Erkenntnisse bezüglich der Gründung Coburgs dargestellt. Das Ur-Coburg des Jahres 1056 war ein Wirtschaftshof, der später dem Benediktinerkloster Saalfeld unterstellt war und so zu einer Propstei wurde. Dieser war wohl zu jener Zeit recht bedeutend, denn sonst wäre der Name "Coburg" in der Schenkungsurkunde der Königin Richeza nicht aufgetaucht. Die Forschungen laufen dahin hinaus, dass diese Propstei im Jahre 1056 noch auf dem Festungsberg befunden habe. Als dort der Platz für den Bau der Veste benötigt wurde, zog man ins Tal, auf das Gelände hinter der Moritzkirche. Dies wird als das Ur-Coburg angesehen, aus dem sich die Stadt schließlich entwickeln sollte. Erst 1555 wurde die Propstei aufgelöst. Die Propstei hatte großen Grundbesitz (siehe den Probstgrund). Die Reste dieser Gebäudeanlage wurden 1829 abgerissen. Die Grundmauerreste mit der Propsteikapelle sind heute im Grabungsmuseum im Keller des Ämtergebäudes Kirchhof Nr. 5 zu sehen. Ich denke mal Norbert hat dazu irgendeinen Fotobeleg dazu
Während der Ausgrabungsarbeiten durch Rainer Wessels von der Wohnbau haben wir vom Arbeitskreis Radiaesthesie an der VHS Messungen vorgenommen. Hierbei habe ich mir komisch vorkommende Mauer- oder Fundamentreste festgestellt. Rainer Wessels (wahrscheinlich wollte er uns bzw. unerse Ergebnisse auf den Wahrheitsgehalt hin überprüfen) zeigte mir dann einen alten Plan, aus dem hervorging, dass sich dort früher ein sog. "Zwinger" befand. Diese Stelle befand sich nördlich des Durchgangs zwischen Kirchhof und Untere Anlage. Weitere Messungen von mir ergaben ein größeres Gräberfeld (Friedhof) im Bereich des Kirchhofes. Jürgen
Und was war dann Tufalistat bzw. Truftelstadt? War das nicht eine Siedlung, wo heute der Steinweg ist? Dazu gehörte meines Wissens nach auch das Spital, nach dem die Spitalgasse benannt ist, oder?
Da hat man m. E, momentan keine neueren Erkenntnisse, wo sich Trufalistat befunden habe könnte. Meiner Meinung nach aber kaum im Bereich des Steinweges, denn dieser liegt - zumindest im unteren Bereich - verhältnismäßig tief und dürfte mit Sicherheit sumpfig gewesen sein. Bei Besiedlungen und bei Straßen hat mann immer versucht, möglichst über Sumpfgebieten zu bauen. Das gilt auch für Klöster mit Ausnahme der Zisterzienser. Diese durften nicht auf Bergen, sondern nur im Tal siedeln; deswegen waren sie auch Spezialisten für alles, was mit Wasser zusammenhing. Weiterhin war ihnen verboten, Kirchtürme zu errichten, sondern nur Dachreiter. Den Namen Spitalgasse leite ich von dem ehemaligen Spital (Georgenspital) ab, zu dem ja die Spitalgasse führt (Beispiel: In Coburg gibt es kein Neustadt, wohl aber eine Neustadter Straße). Übrigens bin ich der festen Überzeugung, dass der Festungsberg schon sehr viel früher besiedelt war - meinem Gefühl nach vielleicht schon in der Steinzeit, allerdings habe ich hierfür keine Beweise. Aber wenn wir bedenken, dass der Festungsberg vor dem Thüringer Wald (von Süden gesehen) liegt und der Thüringer Wald - so der damalige Glaube - von bösen Waldgeistern beherrscht wurde und somit tabu für Besiedlungen war. Die ersten, die nach neueren Erkenntnissen den Thüringer Wald durchquerten, waren die Kelten, deren Blütezeit von ca. 1000 bis 2000 vor Christus bis in etwa zur Zeitwende war. Gruß Jürgen
Der Meinung mit der Besiedlung des Festungsberges bin ich auch! Durch den Bau der Veste dürften allerdings alle Spuren vernichtet sein! Man baut auch einen solchen Bergfried nicht einfach so aus Spaß auf einen Berg hinauf! Auch wäre logischerweise der Aufwand für eine Ansiedlung von 20 - 30 Bewohner viel zu hoch und der technische Aufwand für die damalige Zeit extrem hoch! Für Trufalistad ist meine Meinung dahingehend, daß sich diese Ansiedlung im Bereich des Spittaltores befand! Itz und Hahnfluß bilden ein natürliches Hindernis, der "Stetsambach" führt Frischwasser, hochwassergeschützt und als an einer Handelsstraße gelegen nicht versumpft da hoch genug gelegen. Bei einer Bevölkerungsdichte von ca. 100 - 300 Personen (Fehden- und Krankheitsbedingt mal mehr oder weniger!) trieb man recht schwunghaften Handel. Durch den Handel stieg langsam das Vermögen und die Einwohnerzahl. Um mehr Häuser bauen zu können breitete sich die Stadt langsam aber stetig in Richtung Moritzkirche aus (es wollte ja schließlich keiner im Sumpf bauen!). Auch wurden immer mehr Steinhäuser gebaut - größer und höher! Hierzu holzte man den Wald am Festungsberg ab, um starkes Holz für Dachbalken u.ä. zu erhalten. Dabei erreichte man u.a. daß ein etwaiger Feind keine Deckung mehr hatte um aus dieser Richtung anzugreifen. Auch entstand im Laufe der Zeit eine gute Weidefläche für Rinder, da die Weide nicht so sauer wie am Itzufer war. Der Festungsberg war jetzt aber - baumlos!!! - weithin sichtbar, was vielleicht manchen Reisenden zu folgender Aussage veranlasste: "Wenn de von Nürmberch nach Erfurt willst mußte am Kuhberch vorbei!" Aber auch wenig friedfertige Gesellen sahen natürlich den für damalige Zeit ungewöhnlichen Berg, was die Einwohner dazu veranlasste auf ihm eine Burg zu bauen => Kuhburg! => Koburg! => Coburg!
Vielleicht liege ich mit meiner Meinung falsch? Es ist aber momentan für mich die plausibelste Erklärung, bis mich einer mit Beweisen eines Besseren belehren kann!
Hallo Andreas, über den Namen Coburg - Kuhberg/Kühberg gehen die Meinungen auseinander. Schon Hönn hatte diese Meinung vertreten, andere wieder behaupten das Gegenteil. Bestes Beispiel für "Kühburg" ist die Schlaraffia "Kyburg", die ihr Heim im Neuen Weg hat (ehemalige Kirche der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde). Beim Hahnfluss musss ich Dir aber leider widersprechen, denn der Hahnfluss ist kein natürliches, sondern ein künstliches Gewässer. Der Hahnfluss wird über ein Wehr oberhalb der Scheidmantel von der Itz abgezweigt. er diente in der Hauptsache zum Antrieb von Mühlen, Wasser für die Gerber und zum Flößen und wird im Bereich der alten Judenbrücke in die Itz eingebunden. Gruß Jürgen
Ich möchte in dem Zusammenhang auf einen Artikel von Magnus Wintergerst verweisen. Er lautet "Beiträge der Archäologie zur Stadtgeschichte Coburgs". Dort wird ausführlich über Funde auf dem Festungsberg und dem Fürwitz gesprochen. Außerdem gibt es dort eine Abhandlung über Trufalistat.
Bei Bedarf kann ich was veröffentlichen. Ich habe diesen Artikel zuhause.
Ich fasse den Artikel mal kurz zusammen. Die ältesten Funde vom Festungsberg und vom Fürwitz stammen aus dem 10. Jahrhundert. Es ist heute relativ sicher das damals auf dem Fürwitz eine Wehranlage bzw. eine Burg stand. Auf dem Festungsberg war zu jener Zeit die Propstei des Benediktinerklosters Saalfeld mit der Peter-und-Pauls-Kapelle. Hier wurden Gräber von hohen Geistlichen entdeckt die aus dieser Zeit stammen. Nach einem Wechsel der Burgherren Mitte des 13. Jahrhunderts zog die Propstei hinuter ins Tal, in den heutigen Kirchhof. Die neuen Herren wollten auf dem Festungsberg schließlich eine neue Burg bauen.
Anders verhält es sich im Tal. Dort wurden Scherben aus dem 5./6. Jahrhundert gefunden, was eine Ansiedlung belegt. Zum Thema Trufalistat komme ich demnächst noch.