Mit dem neuangelegten „Zuweg zum Bahnhof“, der heutigen Bahnhofstraße, war 1861 die zweite Verbindung des im Jahre 1858 gebauten Coburger Hauptbahnhofes mit der Innenstadt hergestellt. Vorher war die einzige Möglichkeit, zur Stadt zu gelangen, der Weg durch die Lossaustraße, über die Judenbrücke zur Judengasse und dann weiter zum Markt. Es fehlte bis dahin der dritte und direkteste Zubringer zum Bahnhof. Aber schon bald nach 1860 plante man einen solchen. Auf einem Stadtplan aus dieser Zeit ist geradlinig vom Spitaltor bis zur Itz in nordwestlicher Richtung und dann nach West-Süd-West abknickend eine Straße ohne Namen eingezeichnet worden, von der weitere projektierte Wege nach rechts und links im rechten Winkel abbiegen sollten. Doch zunächst blieb es beim Planen, denn das Gelände mit seinen Wiesen, Hecken und Bäumen zwischen der Stadt und der Lossau war im Privatbesitz. Zum einen gehörte das Areal dem Regierungsrat Georg Feder, dessen Hauptbesitz in diesem Gebiet der sogenannte „Federsgarten“ zwischen der Mohrenstraße und der Mühlgasse, war. Zum anderen gehörten dem Lautermüller Georg Roschlau große Teile dieses Areals. Die Lautermühle lag an einem kleinen Seitenarm der Itz, dem man den Lautergraben nannte. Ihren Standort muss man im Einmündungsbereich der Mühlgasse in der Löwenstraße suchen, dort wo heute die Häuser Mühlgasse 12 (ehemals Praxis Dr. von Kamp) und Löwenstraße 17 stehen. Georg Roschlau wollte im Jahre 1873 seinen gesamten Grundbesitz an die Stadt Coburg veräußern. Der Magistrat zögerte zunächst, griff aber dann doch zu, da das umfangreiche Gebiet ideal für eine Bebauung war. Die Stadt zahlte dafür an Georg Roschlau 18.000 Gulden. Ziel war es in erster Linie dort, eine neue Verkehrsanbindung zum Bahnhof zu schaffen. So wurde der Lautergraben 1875 zugeschüttet und die Lautermühle abgerissen, während der Hahnfluss, welcher die spätere Mohrenstraße wie die Itz überquerte, noch fast 100 Jahre munter dahinfließen durfte. Die Kaufverhandlungen mit Georg Roschlau und mit den anderen Grundbesitzern des Geländes (u.a. Georg Feder), das für künftige Straßen benötigt wurde, führte im Einvernehmen mit dem damaligen Coburger Oberbürgermeister Rudolf Muther, der Bankier und Magistratsrat Otto Hülbig. Die ehemaligen Grundbesitzer freuten sich derart über ihre guten Erlöse, dass sie schließlich noch ein Fest mit einem ausgiebigen Mahl feierten. Georg Roschlau konnte sich damit zur Ruhe setzen und dazu noch in der neuen Straße ein Haus bauen, das dort stand, wo sich heute der Kaufhof befindet. Ursprünglich trug es die Adresse Mohrenstraße 17 und musste 1926 dem Bau des Tageblatt-Hauses weichen. Mit der Anlage der neuen Straße und deren Bebauung konnte ab 1875 begonnen werden. Die ersten Häuser entstanden im Abschnitt zwischen dem Bahnhof und der Itz. Aus dieser Zeit stammt noch das Haus Mohrenstraße 8 (ehemals Fotogeschäft Mitschke), welches an der Ecke zur Kanalstraße entstand. 1875/76 entstand auch die erste Brücke über die Itz, eine eiserne Straßenbrücke, welche aber bereits nach 50 Jahren dem stärker einsetzenden Autoverkehr nicht mehr gewachsen war. Die Bebauung der Mohrenstraße allerdings, ging nach 1875 nur sehr langsam voran. So war der obere Bereich zwischen der heutigen „Kaufhof-Kreuzung“ und dem „Gräfsblock“ auch 20 Jahre später kaum bebaut. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass ein direkter Zugang der Mohrenstraße zum Markt über die Spitalgasse noch nicht existierte und die Straße abrupt auf einer Linie Webergasse – Badergasse – Georgengasse endete. Dieses Problem sollte aber noch in den kommenden Jahren angegangen werden.
Bildquellen:
Bild 1: Stadtplan von 1866 (Sammlung Christian Boseckert)
Bild 3: Das älteste Wohnhaus der Mohrenstraße (Foto: Christian Boseckert, 2007)