Er ist ein beliebtes Coburger Ausflugsziel – der Eckardtsberg. Gerne läuft man an Sonntagnachmittagen der Straße unterhalb des Südhanges entlang und geniest die Aussicht Richtung dem Buchberg und Seidmannsdorf. Gärten und Villen reihen sich wie eine Perlenschnur an diesem Weg entlang. Nach dem ehemaligen Ausflugslokal „Klein-Amerika“ zweigt ein schmaler Fußweg links von der Straße ab – der sogenannte Philosophenweg. Der im Jahre 1975 wieder angelegte Weg führt weiter an der Ostseite des Eckardtsberges entlang und mündet schließlich auf dem Buswendeplatz an der Ecke Pilgramsroth/Löbelsteiner Straße. Doch welche Geschichte hat dieser Berg, der wohl viele Coburger anzieht?
Schon allein die Namenserklärung gestaltet sich schwierig. Der Flurnamenforscher Marr leitet den Namen Eckardtsberg von den mittelhochdeutschen Wörtern Ecke = Spitze und hart = fest, trocken ab, Bezeichnungen, die für den Eckardtsberg zutreffen würden. Eine weitere Erklärung des Namens beruht auf der Tatsache, dass an den Hängen des Eckardtsberges Wein angebaut wurde. Man nannte das Gebiet die Weinäcker. Auf dem bekannten Isselburg-Stich von 1626 ist deutlich der Eckardtsberg als Weinanbaugebiet zu erkennen. Aus Äcker könnte sich Eckardt und somit Eckardtsberg gebildet haben. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass der Weinheilige der Heilige Urban war. Einst hat es auch eine Kapelle auf dem Eckardtsberg gegeben, die dem heiligen Urban geweiht war.
Es gibt noch eine dritte Interpretation für den Namen, die aber auf dichterischer Freiheit beruht. Dr. Friedrich Hofmann (auch bekannt als Gartenlaube-Hofmann), erzählt von einer Sage vom Pater Eckardt.
Als um das Jahr 1518 die Kirchenreformation in der Stadt Coburg eingeführt wurde, lebte im dortigen Franziskanerkloster ein frommer, 80jähriger Pater namens Eckardt, der sich mit der neuen Lehre nicht befreunden konnte und ihrer Ausbreitung den heftigsten Widerstand entgegensetzte. Da aber die Reformation immer weitere Fortschritte machte, verließ der Greis voll Unmutes die Stadt und erbaute sich am Eckardtsberg eine steinerne Klause. Hier lebte er als ein Einsiedler noch viele Jahre seines Glaubens und hielt Andacht mit denen, die noch an der alten Lehre festhielten.
Die leider nicht mehr geöffnete Gaststätte Eckardtsklause, am Westhang des Berges, hat höchstwahrscheinlich ihren Namen erhalten auf Grund der Sage, die Hofmann erzählte.
Jahrhundertelang blieb der Eckardtsberg im Schatten seines Nachbarn, des Festungsberges. Erst im 19.Jahrhundert entdeckten die Coburger Herzöge die Schönheit dieses Plätzchens. Auf dem Hochplateau wollten die kunstsinnigen Fürsten ein Bauwerk errichten. Eine künstliche Ruine, eine Basilika oder ein Aussichtsturm waren da im Gespräch. Doch erst im Jahre 1872 konnten derartige Pläne realisiert werden, nachdem der Chef des Londoner Depeschenbüros Reuter, Julius Paul Reuter große Teile des Eckardtsberges kaufen musste. (Anmerk.: Reuter wollte vom damaligen Herzog Ernst II. geadelt werden. Dafür war es notwenig die Coburger Staatsangehörigkeit anzunehmen und in Coburg Grundbesitz zu haben.)
1873 wurde mit dem Bau eines Aussichtsturmes, des heutigen Eckardtsturmes, begonnen. Auf dem Gelände um den Turm herum entstanden landwirtschaftliche Anbauflächen die Reuter an Löbelsteiner Bauern verpachtete.
Mit der Eröffnung des Eckardtsturmes wurde der 431 Meter hohe Berg ein Ausflugsziel der Coburger, der von Jahr zu Jahr immer mehr Menschen anlockte. 1892 wurde schließlich das erste Ausflugslokal, die Eckardtsklause, eröffnet und im Jahre 1897 baute die Stadt den bekannten Treppenweg von der Klause zum Turm. 20 Jahre später, im Jahre 1917 erwarb die Stadt Coburg die Reuterschen Grundstücke für 7000 Mark.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges installierte man auf dem Plateau eine Beobachtungsstellung zur Verteidigung der Stadt. Es ist ein Glück, dass diese Stellung nie zu einem Einsatz kam.
Im Jahre 1951 wurde neben dem Eckardtsturm ein UKW-Sendemast gebaut, der noch heute das Aussehen des Berges prägt.
Fünf Jahre (von 1955 bis 1960) konnte man auf dem Eckardtsberg auch die Volkssternwarte finden, bevor man sie in die Stadt, in das Gebäude der Volkshochschule in der Löwenstraße verlegte.
Mit der immer stärker werdenden Mobilisierung der Coburger war der Eckardtsberg als Ausflugsziel uninteressant geworden. 1976 schloss die Ausflugsgaststätte Klein-Amerika, in der viele Coburger ihre Sonntagnachmittage verbrachten, für immer. Drei Jahre später schlug auch das letzte Stündlein für die Gaststätte Eckardtsklause.
Bevor wir mit der Geschichte des Eckardtsberges schließen, sollten wir noch von einer Entdeckung berichten, die Dr. Herbert Trunzer im Jahre 1955 in seinem Garten, am Osthang des Berges machte. Er grub damals einen Sandsteinblock aus, auf dem ein 16 x 29 cm großer Fußabdruck eines vor ca. 180 Millionen Jahren lebenden Saurier zu sehen war. Da dieser Saurier zuvor noch nicht bekannt war, erhielt er den Namen Brachychirotherium coburgense – Coburger Handtier. Dies ist ein Beweis dafür, das der Coburger Raum bereits vor Jahr Millionen besiedelt war.
Bildnachweis:
Blick von der Veste auf den Eckardtsberg (Fotosammlung Christian Boseckert).