Coburger Künstler - Die Theatermaler Brückner (Beitrag vom 06.11.2009)

#1 von Christian , 06.11.2009 09:08

Vom Bäckergesellen zum Professor und Hofrat – die ungewöhnliche Karriere eines außergewöhnlichen Talents. Der in geborene Theatermaler Max Brückner ist gemeinsam mit seinem Bruder Gotthold der gefragteste Bühnenbildner an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert in Deutschland. Zu den Auftraggebern der Malerfamilie gehören zum Beispiel Richard Wagner und König Ludwig II. von Bayern. Die Malerfamilie der Brückner weist seit 1700 eine lange Reihe von Tünchermeistern und Malern auf. Das Salzburger Land ist das Heimatland der urgroßmütterlichen Ahnen der Brückner, die ihre Heimat wegen ihres evangelischen Glaubens verlassen mussten. Heinrich Brückner, der Vater von Max Brückner, wurde 1805 in Coburg geboren und starb hier im Jahre 1892. 1833 trat er in den Dienst des Coburger Hoftheaters, wo er jahrelang als Theatermaschinist, als Chorsänger und auch als Theatermaler tätig war. Er wird in den Akten des Hoftheaters als ein talentierter Künstler bezeichnet, dessen Hauptleistung die von ihm im Jahre 1854 gemalte Einrichtung

des „Thannhäuser“ darstellt. Es bedeutete nach dem Misserfolg Richard Wagners in Dresden im Jahre 1845 ein Wagnis, wenn Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha die Oper sowohl in Coburg als auch in Gotha aufführen ließ. Großen Anteil am Erfolg in beiden Theatern hatten die Ausstattung und die Dekoration von Heinrich Brückner. Dieser vererbte seine künstlerische Begabung an seine beiden Söhne Max und Gotthold. Max Brückner, der schon am 14. März 1836 in Coburg im Hause Ketschengasse 14 geboren wurde, besuchte bis zu seinem 14. Lebensjahr die Ratsschule hinter der Moritzkirche. Schon als Junge hegte er den Wunsch, Landschaftsmaler zu werden, aber sein Vater, der auf dem Standpunkt stand, ein Handwerk habe immer festen Boden, gab in die Lehre bei einem Coburger Bäckermeister. Aber die Lust und Liebe zur Malerei waren schließlich stärker als der Gehorsam gegen die Eltern. Um seinen Vater umzustimmen, half Max ihm in seiner Freizeit eifrig bei den Malerarbeiten für die „Stumme von Portici“. Das brachte dem


jungen Brückner auch Lob und finanzielle Anerkennung des damaligen Theaterintendanten von Wangenheim ein. Endlich konnte der 18jährige junge Maler zur Ausbildung als Landschaftsmaler nach München fahren. Die ersten Bilder von einer Studienreise nach Tirol erwarb Herzog Ernst II. Nach zwei Jahren kehrte der junge Brückner nach Coburg zurück und arbeitete kurze Zeit im Atelier seines Vaters. Eines Tages erbat Intendant von Wangenheim von Max Brückner eine Studienmappe, um sie dem Herzog vorzulegen. Dieser wurde von da an ein väterlicher Freund des jungen Malers und legte ihm nahe, sich nicht nur der Landschaftsmalerei, sondern auch der Theatermalerei zu widmen. Dem Herzog war bekannt, dass die englische Bühnenbildkunst der deutschen weit überlegen war und schickte deshalb im Jahre 1858 den jungen Künstler nach London, wo er auf Anordnung des Prinzgemahls Albert Zutritt zu allen Ateliers und Bühnen hatte. Nach Beendigung seiner Londoner Studien kam Brückner für ein Jahr nach Berlin zu dem Theatermaler Gropius,

bei dem er das letzte Rüstzeug für sein späteres Schaffen erwarb. Im Jahre 1862 malte der junge Künstler in Köln die Ausstattung für den „Faust“ mit so großem Erfolg, dass man ihn dort fest anstellen wollte. Das verhinderte Herzog Ernst II. und gewann Max Brückner für seine Bühnen in Coburg und Gotha. Dieser erhielt im Jahre 1865 den Titel „Hofmaler“. Was aber noch wichtiger war, der Hofmaler hatte freie Hand für künstlerisches Schaffen auch an auswärtigen Bühnen. Die Folge davon war, dass Max Brückner zusammen mit seinem Bruder Gotthold in der Rodacher Straße 11 (jetzt Omnibus-Gevers) Anfang der 1870er Jahre ein Atelier für künstlerische Bühnengestaltung gründete. Das Jahr 1874 war ein Markstein im Schaffen der Gebrüder Brückner. So traf am 1. Dezember Richard Wagner mit seiner Ehefrau Cosima in Coburg ein und suchte die damals schon berühmten Künstler Brückner auf. Er und seine Gattin Cosima waren begeistert von den bereits fertig gestellten Dekorationen für den „Ring der Nibelungen“. Wagner sagte dazu:

„Ihr sollt mir ganz neue Skizzen zum „Ring“ entwerfen, in denen Ihr Euern Intentionen frei folgen könnt, denn Ihr versteht mich und ich bedarf Euer.“ Nach dem Tode Wagners im Jahre 1883 waren Max und Gotthold Brückner nach jahrelang Helfer und Berater der Frau Cosima in Bayreuth. So ist nicht zuletzt dem Drängen von Max Brückner zu verdanken, dass die Festspiele in Bayreuth nach Wagners Tod fortgesetzt wurden. Aus der Coburger Werkstätte gingen außerdem noch rund 40 Jahre lang die Dekorationen nach Bayreuth, aber auch in allen anderen namhaften Theatern auf der Welt z. B. nach New York, Zürich oder St. Petersburg waren die Brückner´schen Kunstwerke zu bestaunen. Die Dekorationen waren historische Treue und trugen allen Regiemöglichkeiten der Kulissenbühne Rechnung. Das Publikum war begeistert von den Bühnenbildern der Gebrüder Brückner. Die Weltruf genießende Bühnenmalerei von Max und Gotthold Brückner hat dem Namen Coburg seinerzeit große Ehre verschafft. Das Schicksal wollte es, dass den fast 80jährigen Max Brückner das Augenlicht verließ. Er starb am 2. Mai 1919 und fand auf dem Friedhof von Coburg in einer Gruft seine letzte Ruhestätte. Der acht Jahre jüngere Bruder Gotthold Brückner (geboren am 1. April 1844) war nicht minder begabt wie sein Bruder Max. Er studierte in Weimar und an der Wiener Akademie der Bildenden Künste. Im gemeinsamen Atelier ergänzten sich beide Brüder in hervorragender Weise. Bei einem Jagdunfall war Gotthold Brückner schwer verletzt worden und starb an dessen Folgen am 11. November 1892. Heute erinnert an diese bedeutende Künstlerfamilie eine Gedenktafel an deren Wohnhaus in der Ketschengasse.

Bildquellen:
Bild 1: Die Gebrüder Brückner (Fotosammlung HG Coburg)
Bild 2: Das Wohnhaus der Familie Brückner in der Ketschengasse (Foto: Christian Boseckert, 2006)
Bild 3: Die Brückner´schen Theaterwerkstätten in der Rodacher Straße (Foto: Christian Boseckert, 2007)

Angefügte Bilder:
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 Bruckner.jpg   Ketschengasse 14.jpg   Rodacher Strasse 11.jpg 
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RE: Coburger Künstler - Die Theatermaler Brückner (Beitrag vom 06.11.2009)

#2 von gerd , 06.11.2009 13:07

Christian,ist über das Haus der Brückners in der Ketschengasse etwas bekannt?Könnte es sein,das dort in den 50er Jahren ein Geschäft "Kinderwagen und Spielwaren FISCHER" drinnen war?
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RE: Coburger Künstler - Die Theatermaler Brückner (Beitrag vom 06.11.2009)

#3 von Christian , 06.11.2009 15:07

Nein Gerd
in dem Brückner´schen Haus befand sich in den 1950er Jahren das Tabakgeschäft Carl Führ (heute gegenüber am Sturmsbrunnen ansässig) Der Spielwaren-Fischer war in einem Haus weiter ansässig. Dieses Gebäude ist aber 1985 durch den C&A-Neubau abgerissen worden.

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RE: Coburger Künstler - Die Theatermaler Brückner (Beitrag vom 06.11.2009)

#4 von Christian , 06.11.2009 15:43

Weil es vielleicht interessant ist, habe im Adressbuch von 1967 nachgeschaut, welche Geschäfte damals an dieser Seite der Ketschengasse existierten. Da auch viele alte Häuser in diesem Bereich abgerissen wurden, ist es vielleicht noch interessanter.

Seite vom Rathaus bis Einmündung Rosengasse

Adler-Drogerie (Nr. 2, heute Neubau der Sparkasse)
Süßwarengeschäft Emma Steinbauer (Nr. 4, heute Neubau der Sparkasse)
Bettengeschäft J. N. Weiß (Nr. 6, heute Neubau der Sparkasse)
Uhrengeschäft Franz Buschbacher (Nr. 8, heute türkisches Lebensmittelgeschäft)
Fleischerei Emma Spielmann (Nr. 10, bis heute)
Buchhandlung I. F. Albrecht (Nr. 12, heute Glasbläserstube?)
Tabakgeschäft Carl Führ (Nr. 14/16, ohne Geschäft siehe Foto sowie heute Kaufhaus C&A)
Spielwarengeschäft Ernst Fischer (Nr. 18, heute Kaufhaus C&A)
Fleischerei C.Großmann AG (Nr. 20, heute Kaufhaus C&A)
Fleischerei C.Großmann AG (Nr. 22/24, heute Sanitätshaus Haas)

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RE: Coburger Künstler - Die Theatermaler Brückner (Beitrag vom 06.11.2009)

#5 von gerd , 06.11.2009 16:56

Christian mir war das Geschäft in Erinnerung geblieben,weil man bei dem Fischer am Ladeneingang ,die Haustüre war etwas zurückversetzt, eine Passage hatte,an deren linker Wand sich Vitrinen befanden,wo man die begehrten Hausser Elastolin Figuren sah.Eine Figur die ich damals dort bei Fischer bekam ist noch in meinem Besitz.
Bei Spaziergängen mit den Eltern in der Stadt wurden ja meistens die Schritte so gelenkt das man an einem Spielwarengeschäft vorbei gehen mußte....Das war eben Fischer in der Ketschengasse,....Erpf im Steinweg,später dann in der Mohrenstraße,....Schleier in der Judengasse,.....dann hing beim Nachbarn von Euch ein Schaukasten neben dem Hauseingang,....und ganz wichtig im unteren Bürglass Walter Rückert,weil der damals Modelleisenbahn TRIX hatte!(der Bruder vom W.Rückert produzierte ja eine Zeit lang Modelleisenbahn Signale in seiner Werkstatt neben Euch!)Diese Produktion hat dann die Fa. TRIX in Nürnberg weiter geführt!...
Was war geboten,wenn Walter Rückert in seinem kleinen Schaufenster zur Weihnachtszeit eine Modellbahnanlage aufgebaut hatte die eine Schneelandschaft zeigte!!Oftmals standen die Kunden dicht in seinem recht engen Laden....auch er hatte dann in einem Hausflur nebenan eine kleine Passage eingerichtet und man konnte da begehrte Dinge schon mal in Augenschein nehmen!(Ob man sie dann bekommen hat ,war eine andere Sache!!)
Walter Rückert zog dann in den Steinweg um,ich glaube er verkaufte dann hauptsächlich Andenken usw.und soll doch danach der "Mister Mint"(??) im Kaufhof gewesen sein?..(Malte Hobby Bilder!)
gerd


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RE: Coburger Künstler - Die Theatermaler Brückner (Beitrag vom 06.11.2009)

#6 von Christian , 06.11.2009 20:09

da wird die Liste hier gut gefüllt werden, Norbert

Noch einen kleinen Nachtrag zum Aufsatz.
Die Familie Brückner waren nicht die Eigentümer des Hauses Ketschengasse Nr. 14. Sie wohnten dort zur Miete. Erst um 1864 erbaute sich Heinrich Brückner ein Eigenheim in der Kasernenstraße. Dieses Gebäude steht heute noch und trägt die Haus-Nr. 28. Den Älteren hier im Forum durfte das Gebäude als Gaststätte "Tucher-Stuben" ein Begriff sein.

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