Eines der schönsten Fachwerkhäuser Coburgs ist die Hahnmühle im Steinweg. Ihr reichverziertes Fachwerk begeistert heute noch viele, die tagein und tagaus an ihr vorbei laufen oder vorbei fahren. Die erste urkundliche Erwähnung der Hahnmühle findet sich bereits im Jahre 1323. Daher stellt sie wohl eine der ältesten Mühlen im Coburger Stadtgebiet dar. Im Mittelalter gehörte die Mühle dem Benediktinerkloster Saalfeld und damit wohl zum Besitz der Benediktiner-Propstei zu Coburg, welche einst hinter der Morizkirche, auf dem Gelände des heutigen Ämtergebäudes, zu finden war. Nach der Reformation ging die Mühle in das kurfürstlich-sächsische Lehensrecht über. Das heutige Aussehen des Mühlengebäudes ging aus einem Umbau des Jahres 1622 hervor. Ursprünglich wurde hier Getreide gemahlen, aber schon 1600 kam der Betrieb einer Ölmühle hinzu. Eine weitere Erweiterung erfolgte 1627, als eine Schneidemühle in das Gebäude installiert wurde. Desweiteren muss dort auch eine Lohmühle betrieben worden sein, denn die Hauschronik berichtet, dass im Jahre 1721 das Coburger Rotgerberhandwerk seine Lohmühle im Gebäude der Hahnmühle verkaufte. Aus dem gleichen Jahr existiert eine Baubeschreibung der Mühle. Sie wird als ein Haus mit zwei Stockwerken, drei Stuben und einem Gewölbe beschrieben. Darin installiert sind eine Schneid- und Mahlmühle mit drei Mahlgängen sowie eine Ölmühle. Daraus ist zu erkennen, dass die Mühle noch im 18. Jahrhundert voll funktionstüchtig gewesen ist. Darüber hinaus tat die Hahnmühle am gleichnamigen Fluss ihren Dienst noch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein. Erst 1880 stellte man dort den Mahlbetrieb ein. Als letzter Hahnmüller fungierte dort Johann Burkhard Geyer. Die Idee, dort eine Märbelmühle zu installieren, scheiterte 1886 an der Ablehnung des Coburger Stadtrates. 1890 erfolgte schließlich der Umbau der Mühle zu einem Geschäft. In dieses zog als erstes der Möbelfabrikant Konrad Barthelmeß ein, der seinem Möbelgeschäft noch ein eigenes Möbellager mit anschloss. 1903 zog der Konditor Theodor Geimecke in die Geschäftsräume ein und eröffnete dort ein Cafe. 1919 zog Geimecke in das Haus Steinweg Nr. 51 um, wo es sich unter seinem Nachfolger Edmund Renner zu einem Tanzcafe entwickeln sollte. In die Hahnmühle zog aber wiederum ein Cafe mit angeschlossener Konditorei ein. Dieses gehörte dem Waffenhändler Herbert Böhm, der 1919 auch das Grundstück von den Erben des letzten Hahnmüllers Geyer erworben hatte. 1934 kaufte der Fleischermeister Gottlob Rose die Hahnmühle und eröffnete dort einen Metzgerladen. Seither waren auch gastronomische Betriebe im früheren Mühlengebäude zu finden. Als Beispiele wären hier „Mölters Eisdiele“ oder die „Schultheiß Pils-Bar“ genannt. Am längsten hielt sich aber die Gaststätte „Simpl“, welche von der Familie Rose selbst bewirtschaftet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging nun der Eigentümer Gottlob Rose daran, sein Haus gründlich zu sanieren. Dabei entdeckte man auch das reichverzierte Fachwerk wieder, welches lange Zeit unter einer Putzschicht verborgen war. Es war dem Architekten und Denkmalpfleger Albert Freiberg zu verdanken, dass diese Perle der Coburger Zimmermannskunst freigelegt wurde. Dabei wurde erstmal die Frontseite am Steinweg offen gelegt. Die Rückseite erfolgte Richtung Allee erfolgte 1954 und die Seite am sogenannten „Rosegässchen“ (offiziell als Hahnmühlenweg bezeichnet) wurde erst 1980 für Außenstehende sichtbar. Während das Fachwerk eine sorgfältige, denkmalschutzgerechte Sanierung zu Teil wurde, zerstörte man die Erdgeschossfassade des Hauses durch überdimensionierte Schaufenster. Der „moderne Stil“ der 1970er Jahre hatte auch hier seine Wunden geschlagen. Inzwischen wurde dieser architektonische Fehlgriff durch eine Neugestaltung des Parterre wieder entfernt. Die Familie Rose betrieb noch bis in die 1980er Jahre hinein dort eine Metzgerei. Danach erfolgten bis zur Jahrtausendwende Verpachtungen des Ladens an diverse Coburger Metzger. Inzwischen wurde die Hahnmühle von einem amerikanischen Investor erworben, der umfangreiche Sanierungsarbeiten in die Wege leitete. In Zukunft soll dort wieder eine Gastronomie entstehen und damit die Tradition der Hahnmühle, als Ort der Zusammenseins und der Gemütlichkeit, weiter erhalten werden.
Bildquellen: Bild 1: Die Hahnmühle heute (Foto Christian Boseckert, 2006) Bild 2: Innenraum des Kaffeehauses Böhm vor 1927 (Sammlung Patrick Aigner) Bild 3: Die Hahnmühle in den 1950er Jahren (Sammlung Patrick Aigner)
Christian
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Christian,in Deinem Bericht über die Hahnmühle erscheint ein Name Geyer.Ich meine den Namen in Verbindung mit der Vereinsbrauerei schon einmal gelesen zu haben.Es könnte sein,das dieser Geyer das Gelände am "Altenberg" oder "der äussere Wolfsgarten",in Besitz hatte und dann der Aktiengesellschaft der Vereinsbrauerei z.V. stellte.(Rothbart,Külbel,Beinert und Geyer(?)...das müssen die Gründungsmitglieder der Aktienges. gewesen sein.Liese sich recherchieren,wer dort Ländereien hatte?(bevor die Brauerei errichtet wurde?)
Sie zeigt, das der gesamte Brauhof damals zum Haus Nr. VIII/105 gehörte. Diese Adresse entspricht heute der Adresse Allee Nr. 5. Das Grundstück gehörte demnach, laut Cyriaci, dem Eisfelder Kaufmann Friedrich Kommer. Vorher war dort eine Bäckerfamilie Wittig ansässig. 1872 erwarben Gustav Külbel und Gustav Beinert das Anwesen von Kommer. Der Hahnmüller Geyer besaß dort keinerlei Grundbesitz.
Hallo Christian,wieder ein "Baustein" zur Vereinsbrauerei.Also könnte der Geyer nur ein normaler Aktionär gewesen sein.Der Name Kommer ist allerdings auch aufgetaucht,irgendwo hatte ich den in den Unterlagen über die V.brauerei im Stadtarchiv gelesen.Wenn ich mich recht erinnere scheiderten aber weitere Recherchen an der Deutschen Schrift,mit der alle Eintragungen da gemacht waren.(da waren ja manche Passagen selbst vom Bayer nicht zu entziffern!!) Danke! gruß gerd
Hallo Christian, den verfluchten Modernisierungswahn soll der Teufel holen! Wir sind 1951 von Sonneberg nach Wildenheid gekommen und ich besuchte dort die 4. Klasse Volksschule. Weihnachten 51 sind wir mit dem Bus nach Coburg zum Theaterbesuch (Märchen) gefahren und kamen dabei durch die Mohrenstraße. Das war ein überwältigender und unvergesslicher Eindrucki für mich - kannte ich doch sowas aus Sonneberg nicht! Und wenn ich an spätere Zeiten und vor allen Dingen auch an heute denke - da können einem nur die Tränen kommen! Alles Beindruckende und Schöne weg, für immer und ewig vernichtet!