Das Uzsche Haus am Markt

#1 von Cophila , 07.05.2010 18:19



Auf Empfehlung des Coburger Herzogs musste Uz als Postoffiziant eingestellt werden, "da derselbe ein Litteratus und von einem durchaus rechtschaffenden Gemütscharakter ist, auch das schönste und zur Post bequemste Haus auf dem Markte besitzt".

"Der Durchlauchtigste Fürst und Herr, Herr Carl Anselm des Heil. Röm. Reichs Fürst von Thurn und Taxis, Graf zu Valsassina, Freiherr zu Impden, Eglingen und Osterhofen, der Souverainen Provinz Hennegau Erb-Marschall, des Königl. Polnischen weißen Adler und Chur-pfälzisch. St. Huberti Ordens Ritter, beeder Kayserl. Mayest. Mayst. würcklicher geheimer Rath und Principal Commissarius bay der allgemeinen Reichsversammlung, Erb General Obrist-Postmeister im Heil. Röm. Reich, Burgund und denen Niederlanden pp. Ihnen gnädigst haben gefallen lassen, mich Heinrich Gottlieb August Uz zu Höchstdero Officalen bay dem Kayserl. Reichs Postamt in Coburg zu ernennen und zu bestellen." (aus dem Archiv von Postrat Treubner Hamburg).

 
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RE: Das Uzsche Haus am Markt

#2 von Christian , 08.05.2010 11:09

Und so sieht das Haus heute aus

Angefügte Bilder:
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 Markt 6.jpg 
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RE: Das Uzsche Haus am Markt

#3 von Cophila , 08.05.2010 12:49

Genau, heute ist darin das Schuhgeschäft Deichmann.

Die Kaiserliche Reichspost war zuvor im Sommerfeldschen Haus, was aber höchst gesundheitsschädlich war. Wo das Sommerfeldsche Haus genau stand ist mir nicht bekannt. Angeblich in der Herrngasse, wo heute das Waffengeschäft, gegenüber der Schaschlikstube, drin ist. Das Gebäude lag im Schatten des sehr hohen Herzoglichen Zeughauses, das ihm fast das ganze Sonnenlicht wegnahm. Für die Poststube wurde dasselbe dunkle Gewölbe gewählt, das diesem Zwecke zu Zeiten des alten Postmeisters von Mayer gedient hatte. Es muß ein schauerlicher Raum gewesen sein, denn der Geheime Rat v. Wülkeniz sagt von ihm: "Missetäter, so auf den Tod sitzen, können kaum ein so ungesundes Gefängnis haben als das Postgewölbe in dem Sommerfeldschen Hause."

So wird berichtet, das auch die Coburger Regierung sich warm für Uz verwendet hat und diese nur einen in Sachsen-Coburger Landen angesessenen Mann als Postoffizial zulassen wolle, so habe sich der Erb-General-Oberst-Postmeister für die Bestellung des Uz als Postoffizial entschlossen. Das Oberpostamt in Nürnberg wurde daher beauftragt, den Uz alsbald für die ihn zugedachte Stellung zu vereidigen. Fürst Taxis schrieb am 24.06.1773 nach Nürnberg "daß, wo nach Unserer mindermächtigen Verfassung nicht auszulagen, eher auf Mittel, welche die Klugheit an die Hand gibt, denn auf das strenge Recht Bedacht zu nehmen, somit auch der Anlaß beseitigt werden müsse, wodurch neuer Zunder zu Verdrießlichkeiten angelegt wird." D. h., man wollte den Uz nicht, mußte aber dem Coburger Verlangen diplomatisch nachgeben.

Uz war mit dem angebotenen Jahresgehalt von 400 Gulden nicht einverstanden und reiste mit dem Postwagen nach Regensburg. Er erzielte dort den Erfolg, daß außer dem Jahresgehalt noch weitere 300 Gulden Jahresgehalt für einen in Coburg neu anzustellenden Postoffizial und einem ihm selbst zu gewährenden Nebeneinnahmen von 300 Gulden zugesichert wurden. Damit war Uz zufrieden.



Heinrich Gottlieb August Uz, letzter Kaiserlicher Postmeister in Coburg bis 1805. Nach einem Aquarell in Privatbesitz. Das Aquarell ist bezeichent: "Heinrich Gottlieb August Uz Conseiller et Maltre des Postes Impériales. Aetatis 32 Jahr. Reinhold a Gera pinx. 1775".)

(aus dem Vereins-Archiv für postgeschichtliche Forschung in Oberfranken)

 
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RE: Das Uzsche Haus am Markt

#4 von Cophila , 09.05.2010 10:47





(Weitere Aufnahmen aus dem Archiv des Vereins für postgeschichtliche Forschung in Oberfranken)

 
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RE: Das Uzsche Haus am Markt

#5 von Christian , 09.05.2010 13:16

Bei dem unteren Bild handelt es sich um das heutige Haus Spitalgasse 3 (Drogerie Müller)

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RE: Das Uzsche Haus am Markt

#6 von Cophila , 10.05.2010 13:33

Vielen Dank für die Info, hätte ich auf Anhieb nicht gewußt.

Was berichtet "Coburgs Vergangenheit" (vgl. Karche - Jahrbücher, Coburg 1910, Verlag von Willy Blume) aus dieser Zeit?

Das Uzsche Portrait entstand 1775.

Interessant ist der Bericht aus dem Jahre 1776: "Den 6. Februar dieses Jahres wurde die feierliche Vermählung des Durchl. Erbprinzen Franz Friedrich Anton mit der Prinzeßin Ernestine Friederike Sophie zu Hildburghausen daselbst vollzogen und den 12. März geschah hier der feierliche Einzug in die Residenz. Nach 11 Uhr kündigte der Donner der Kanonen auf der Vestung die Ankunft der hohen Vermählten auf der Wiesenfelder Höhe an, wobei zugleich der zur Einholung bestimmte Zug aus der Ehrenburg sich in Bewegung setzte. Bei der Ankunft auf der Wiese bei Berthelsdorf wurden die hohen Personen von zwei entgegen geschickten Hofcavallieren bewillkommt und die Reisewagen mit den entgegen geschickten Staatswagen unter abermaliger Abfeuerung der Kanonen verwechselt. Endlich langte der Zug unter nochmaligem Abfeuern der Kanonen und unter dem Läuten aller Glocken zwischen 12-1 Uhr vor dem heil. Kreuzthor an. Von dem Hahnthor an bis an die Ehrenburg waren auf dem Steinweg, am Eingange des Markts und in der Steingasse, ohnweit des Haupteingangs zur Ehrenburg, Ehrenpforten erbaut, von deren Gallerien sich Trompeten und Paukenschall hören ließ.

Der Einzug geschah in folgender Ordnung:

1) den Zug eröffnete der Geleitsamtmann mit 3 Geleitsreutern; 2) das Postpersonale mit 19 blasenden Postillonen; 3) die Kaufmannschaft in blauen Röcken und Westen, beide nebst Hut mit Goldtressen besetzt, unter Anführung des Kaufmanns Scheler, 25 Pferde und einem Trompeter; 4) die Schützengesellschaft, unter Anführung ihres Schützenmeisters D. Scheler in grüner mit Gold besetzter Uniform mit Büchsen, 21 Pferde; 5) die hiesigen Gymnasiasten von dem von Beulwitz angeführt, 58 Pferde mit 1 Trompeter; 6) die fürstlichen Jagd- und Forstbedienten in grüner mit Silber besetzten Uniform mit ihren Hifthörnern, unter Anführung des Kammer- und Jagdjunkers von Bölau, 16 Pferde; 7) 2 fürstl. Reitknechte; 8) der herzogl. Oberbereiter Müller mit 4 Scholaren; 9) drei Reitknechte mit Handpferden; 10) ein sechspänniger Staatswagen, worinnen vier Cavalliere saßen, unter Voraustreten der fürstl. Livrei-Bedienten; 11) ein sechspänniger Staatswagen, in welchem sich das neue vermählte durchl. Paar befand; 12) die fürstl. Forst und Jagdbedienten in grüner mit Silber setzten Uniform mit ihren Hifthörnern, 18 Pferde; 13) der Hauptmann von Beust; 14) ein Reitknecht mit 1 Handpferd; 15) ein sechsspänniger Staatswagen, in welchem sich der durchl. Herzog, die Herzogin, der Erbprinz und Prinzeßin Caroline von Hildburghausen befanden und neben welchem 2 Cammerhusaren ritten; 16) 2 Reitknechte; 17) 2 Jagdtrabanten mit 2 Unteroffizieren und 1 Tambour in grün und rother Uniform; 18) ein sechspänniger Staatswagen mit 4 Hofdamen; 19) 8 Reisewagen. Den Schluß machten, 20) 5 Rüstwagen.

Bei der Ehrenpforte am Markt stand der Stadtrath, welcher die durchl. Herrschaft zur Bezeigung seiner unterthänigen Ehrfurcht bewillkommte. Am Ende des Markts beim Eingang in die Steingasse war das geistliche Ministerium und die Professoren versammelt, welche durch den Archidiacon Plöttner ihre ehrfurchtsvollen Wünsche ablegten. In der Steingasse selbst hatte sich die Schuljugend mit ihren Lehrern rechter Hand aufgestellt, welche im Vorbeifahren das Lied: Nun lob mein Seel den Herrn, absang. Auf dem Markt paradirten 2 Compagnien mit fliegender Fahne und klingendem Spiel.

In diesem Jahre Sonntags den 17. März war ein allgemeines Dankfest im ganzen Lande, wobei in der Schloßkriche das "Herr Gott dich loben wir" unter Abfeuerung der Kanonen auf der Reitbahn abgestimmt wurde, so wie auch in der Stadtkirche bei demselben die vor der Hauptthüre aufgestellten Stücke abgefeuert wurden.

Montags den 18. März gab der Stadtrath den sämmlichen Mitgliedern der hohen Landescollegien und anderen Räthen Mittags und Abends ein großes Gastmahl, wo bei den ausgebrachten Gesundheiten unter Trompeten und Paukenschall die vor dem Rathhaus aufgepflanzten Gestücke abgefeuert wurden. Dienstag darauf bewirthete derselbe die Herren Geistlichen und Professoren.

Im selben Jahre den 28. Oktober früh um 1 Uhr verließen die durchl. Erbprinzeßin diese Welt. Der entsellte Leichnam wurde den 4. Nov. Abends 9 Uhr in der fürstl. Gruft beigesetzt. Der Zug ging aus der Schloßkirche, durch die Herrngasse auf den Markt, in die Kirche und zwar in folgender Ordnung:

1) der Hoffournier Waldsachs; 2) zwei Trompeter und der Hofpauker, 3) die sämmtlichen Offizianten; 4) die beiden Marschälle vom Hof; 5) der landschaftl. Marschall; 6) die fürstliche Leiche von 12 Vasallen getragen; 7) ein adelicher Marschall; 8) drei Hofdamen, von denen die mittelste den Fürstenhuit auf einem sammten Kissen trug; 9) etliche Cammerfrauen und Cammerjungfrauen; 10) zwei Cavaliere; 11) zwei Marschälle; sämmliche Räthe; 13) die Beamten, Canzleiverwandten, Secretäre und Advokaten; 14) die Geistlichen von Hof und Stadt; 15) der Director und die Professoren des Gymnasiums; 16) die Lehrer der lateinischen Rathsschule; 17) der Stadtrath unter Anführung seines Marschalls; 18) die Bürgerschaft. Die Beisetzung dauerte bis 12 Uhr.

Da eben am 28. Oktober des gleichen Jahres das Kirchweihfest einfiel, so wurde sogleich durch ausgeschickte Bothen alle Musik untersagt und 4 Wochen das Trauergeläute angeordnet."

- - -

Das Uzsche Haus hatte übrigens prominente Bewohner. So wird 1802 berichtet, das am 17. Mai die verwitwete Frau Herzogin Sophie Antoinette früh 3 Uhr im Uzischen Hause am Markt verstarb und am Donnerstag darauf um 4 Uhr unter dem Geläute aller Glocken in der Fürstlichen Gruft beigesetzt wurde. (Im Jahre 1803 wurde übrigens der Hahnthurm (Hahntor) weggerissen).

 
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