Auf einer Wanderung neulich kam ich ab den Resten des Guts Gereuths vorbei, einem kleineren Wohnhaus, genutzt als Wochenendhaus und einer Scheune. Gut Gereuth liegt oder lag vielmehr auf den Seitenbergen des Froschgrundes, etwas nördlich der Lauterburg. Ich kann mich wage erinnern, dass das alte ca.1990 abgerissene Gut weitaus grösser war, idyllisch gelegen, ein Kleinod. Hat jemand Bilder, gibts darüber etwas in der Literatur? Im Web findet man nichts.
Die Ausschnitte der Fritschkarte "Obers Maintal" in der aktuellen Auflage und einer aus den 80ern. Beachtet die Ausmasse des alten Guts.
ich habe ein Bild des alten Gutes Gereuth gesehen. Es befindet sich in der Biografie von Gustav Dietrich, verfasst von Helmut Wolter, aus dem Jahre 1997. Soweit mir bekannt, ist das Buch in der Landesbibliothek vorhanden.
In einem Brief meiner Mutter und einem meines Großvaters aus der Zeit des 2. Weltkriegs gibt es Mitteilungen über Gereuth, nur Details ohne Zusammenhang, aber vielleicht besser als gar nichts: Meine Mutter schreibt am 26. Januar 1940: "... Die Kohlenknappheit hier ist auch ziemlich schlimm. Heute kam eben wieder eine telefonische Anfrage aus Coburg vom Landratsamt ob wir Gereuth nicht 35 Ctr Briketts abgeben können. Das ist natürlich ganz ausgeschlossen, denn wer weiss wann wir die mal wiedersehen, und jeder Reserve wollen wir uns auch nicht so gerne entblössen. Wir geben schon immer an unsere Flüchtlinge. Es ist natürlich schlimm für die Gereuther so ganz ohne zu sein, aber uns würde dasselbe blühen, wenn wir unsere wieder abgeben. Es ist nicht das erste mal, dass das Landratsamt mit solcher Bitte an uns herantritt." und mein Großvater am 18. November 1944: " Nach Gereuth muss ich auch immer mal fahren; das ist ein Trauerspiel da oben. Die plagen sich ab und setzen doch dauernd zu; jetzt machen sie noch Rüben heraus und dabei liegt der Schnee so hoch, dass nur die Blätter herausschauen; da kannst Du Dir die langweilige und mühsame Arbeit denken, denn sie müssen immer erst den Schnee wegschaufeln. Sie haben für das Gut einen sehr guten Intressenten, aber neben Bargeld will er noch Häuser geben, von denen man nicht weiss, was sie eigentlich wert sind. Frau Wittmer ist der Sache auch nicht näher getreten, weil ihr Vater nicht möchte, dass sie in dieser Zeit verkauft und sie wüsste auch nicht gleich, wohin sie ziehen sollte. Sie müsste wenigstens ein kleineres Anwesen mit Garten haben. Sie ist immer ganz verzweifelt und es ist so schwer, ihr zu raten. Wenn das Reisen nicht so beschwerlich wäre, könnte man sich die Tauschobjekte ja mal ansehen, um zu wissen, ob sie überhaupt in Frage kommen können." In meiner Kindheit war Gereuth immer mal Gesprächsthema; meine Erinnerung ist natürlich sehr unsicher, aber ich glaube, daß es damals keinen Mann von der Familie auf dem Gut gab, und daß irgendwer zum Militärdienst eingezogen war, den niemand ersetzen konnte. Außerdem meine ich, daß es den Bericht von einem Überfall in der Nachkriegszeit durch ehemalige Gefangene oder Zwangsarbeiter gab, wobei Leute vom Gut erschossen worden waren und Vieh geraubt. Das Gut lag ja einsam, und das Telefon funktionierte damals nur, solang die Post besetzt war, also nur bei Tag. (Deutlicher erinnere ich mich, daß ein Vertreter der polnischen (vermutlich auch Zwangsarbeiter-)Familie, die bei uns auf dem Hof gewohnt hatte, vorbei kam und warnte, wenn es demnächst Krach und Licht auf dem Hof gäbe, solle sich möglichst niemand sehen lassen; und wirklich wurde in den Stall eingebrochen und ein Kalb gestohlen, möglicherweise sogar an Ort und Stelle geschlachtet; aber sonst ist nichts passiert. Ich selber muß auch mehrfach dort gewesen sein, kann mich aber nicht daran erinnern.
... beim stöbern habe ich die Anfrage nach dem Gut Gereuth entdeckt, da gibt es einen Bericht der Neuen Presse aus dem Jahr 2003. Den Bericht als PDF habe ich vorliegen, im Bericht der NP steht: 1978 wurde das Gutshaus an eine WG (Wohngemeinschaft ;-) vermietet.
coburg52
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