Ich hoffe, dass Du auch über ein Coburger Thema promovierst.
Im Übrigen war es für mich interessant zu sehen, wie seriös Du mit Quellen umgehst, und wie dies andere tun, die sich gerne den Titel "Coburger Hofhistoriker" an die Brust heften würden, aber beim gleichen Thema offensichtlich ihre Quellenbezüge ganz unterdrücken. Obwohl sie vom Alter her nicht selbst dabei gewesen sein können.
Ja auch diese Arbeit behandelt ein Coburger Themas, welches bisher hauptsächlich die Heimatforscher bearbeiteten und wissenschaftliche Arbeiten eher selten sind.
Vielen Dank für das Kompliment. Wenn man so eine Arbeit verfasst, wie eine Masterarbeit, muss man jede Quelle auf die Goldwaage legen und diese einer wissenschaftlichen Überprüfung unterziehen. Zudem sieht man die Verwendung von populärwissenschaftlichen Schriften in dieser Phase des Studiums als nicht mehr zitierwürdig an. Es handelt sich ja hier in erster Linie um eine Hochschulschrift, die sich an Wissenschaftler richtet. Die Historische Gesellschaft macht sich ja zur Aufgabe auch solche Schriften einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. In der Landesgeschichte werden zwar noch Ausnahmen gemacht, weil man am Lehrstuhl die Problematik der Heimatforschung durchaus kennt. An anderen Lehrstühlen wie Mittelalter, Frühe Neuzeit oder Zeitgeschichte, würde die Verwendung derartige Literatur die Note versauen.
Wie das andere Autoren machen, kann ich nicht beurteilen. Ich habe auch keine Zeit, dass zu untersuchen, weil ich einfach mein Ding durchziehen will. Und das mache ich seit 2007. Da freut es mich einen verlässlichen Partner wie die Historische Gesellschaft Coburg, bzw. als Person Prof. Melville zu haben, die diesen Weg nicht nur begleiten, sondern auch tatkräftig unterstützen. Dazu gehörte es auch, die Arbeit in die Schriftenreihe der Historischen Gesellschaft aufzunehmen. Mit der Doktorarbeit ist ähnliches geplant.
Mal ne Frage zu Reinhard Claaßen: Bei Wolter steht zur Ausbildung: „1900 bei der kgl. Kreisbauinspektion Norden, nach weiteren Studien bei den Deutschen Bauhütten in Hannover und Hamburg-Altona“. Du schreibst: „war ausgebildeter Architekt mit Hochschulabschluss in Hannover und Hamburg.“
Für mich sind das unterschiedliche Aussagen. Ich verstehe: Nach Wolter hat Claaßen mit 14 Jahren eine Ausbildung bei der Kreisbauinspektion begonnen. Was Wolter unter Studien versteht, weis ich nicht, zu einem Hochschulabschluss lese ich nichts. Jedenfalls war die Deutsche Bauhütte eine Zeitschrift bzw. Bauhütten waren Architektenvereine. Deine Aussage ist eindeutiger, meine Frage: An welchen Hochschulen hat Claaßen seine Abschlüsse gemacht? Als Hochschule mit dem Studiengang Architektur kenn ich nämlich für den Anfang des 20. Jahrhunderts nur die TH Hannover, aber in Hamburg ist mir keine bekannt.
Zunächst einmal konnte ja durch die Arbeit nachgewiesen werden, dass es in der Biografie Claaßens diverse Widersprüche gibt. Das gilt auch für seine Ausbildung. Nimmt man den Text von Wolter zur Grundlage, dürfte Claaßen kein Hochschulstudium absolviert haben. Dem widerspricht jedoch die Baumeisterverordnung von 1931. Hier taucht der Name Claaßens als Berechtigter zum Führen des Titels "Baumeister" auf. Voraussetzung hierfür war jedoch ein Hochschulstudium. Diesen Aspekt habe ich im Falle Wilhelm Rehleins geschildert. Der Beleg für ein Hochschulstudium ist da. Leider werden in den Quellen nur diese Orte genannt, nicht aber die konkreten Hochschulen. Voraussetzung aber um den Titel eines Architekten zu erhalten, war ein Studium an einer Technischen Hochschule. Eine solche war in Hannover vorhanden. Ich weise in dem Zusammenhang aber darauf hin, dass zu diesem Zeitpunkt (Anfang des 20. Jahrhunderts) die Differenzierung zwischen einem Architekturstudium und einem Kunststudium (aus dem sich das Architekturstudium durch die Technisierung des Bauens herausentwickelte) noch nicht völlig ausgeprägt war. In der Regel wurde beides miteinander verbunden, um als Architekt und Baumeister besser aufgestellt zu sein. Ein solches Studium wäre in Hamburg an der Staatlichen Kunstgewerbeschule, aus welcher sich die Hochschule für Bildende Künste entwickelt hat, möglich gewesen. Es sei in diesem Zusammenhang auch erwähnt, das Claaßen auch Vorsitzender des Kunstvereins war. Das kam wohl nicht von ungefähr. Und vergleicht man seine Arbeiten, hauptsächlich den Hitler-Erker am geplanten Rathaus, muss hier neben einem technischen Studium der Architektur auch ein Studium der bildenden Künste zur Grundlage für Claaßens beruflichen Werdegang angenommen werden. Auch möchte ich die Aussagen Wolters hier nicht in Frage stellen. Claaßen kann nebenbei in den Architekturvereinen der Deutschen Bauhütte mitgearbeitet haben.
Danke für die ausführliche Antwort. Der Stempel von Claaßen mit der BDA-Angabe war mir bei Wolter aufgefallen. D.h. Claaßen hatte, wie von Dir festgestellt, einen Hochschulabschluss. Der Rest liegt im Dunkeln, denn dazu brauchte man m.E. auch damals ein Abitur und keine Ausbildung bei der kgl. Kreisbauinspektion Norden. Die Staatliche Kunstgewerbeschule kann sein, war aber eine Anstalt der Hansestadt Hamburg, d.h. sie lag damals nicht im preußischen Hamburg-Altona. Vielleicht war er aber auch als geborener Preuße nur Mitglied der Bauhütte in Hamburg-Altona.
Im Übrigen lese ich aus deinem Buch heraus, dass Claaßen für die Stadt Coburg nur beratend tätig war, d.h. für mich, es war eine vom Herzog genehmigte Nebentätigkeit, da er ja als Baudirektor bis 1948 auf dessen Lohnliste stand.
du hast es richtig erfasst. Die Belege für einen Hochschulabschluss sind vorhanden (Baumeister-Verordnung, BDA-Mitgliedschaft). Um Architekt zu werden, benötigte man zur jener Zeit ein Studium an einer Technischen Hochschule. Anhand der Quellen bietet sich hier Hannover an. Als offene Fragen gelten: War es Preußen Anfang des 20. Jahrhunderts möglich, auf eine Hamburger Hochschule zu gehen? Und wie waren die Zugangsvoraussetzungen für die Aufnahme in ein Architekturstudium an einer preußischen Technischen Universität in jener Zeit?
Ab 1899 durften Technische Hochschulen Promotionen annehmen. Voraussetzung hierfür war das Abitur. Daraus resultiert die Frage: Wie lange dauerte es, bis die Technischen Hochschulen dies auch umsetzen konnten? Und inwieweit waren die Studenten davon betroffen, die nicht promovierten? Bei Claaßen konnte ich einen derartigen akademischen Grad nicht nachweisen.
Die Ausbildung bei der Königl. preußischen Kreisbauinspektion dürfte aber einen bautechnischen Beruf beinhaltet haben. Ob aber der erfolgreiche Berufsabschluss eine Zugangsberechtigung für eine Technische Hochschule mit beinhaltete - ohne aber die Möglichkeit der Promotion - das kann ich nicht sagen. In der vorhandenen Untersuchung reichte lediglich der Nachweis eines Hochschulstudiums im Fachbereich Architektur aus. Alles andere überlasse ich einem zukünftigen Biografen Reinhard Claaßens, dessen architektonischen Nachlass das Staatsarchiv Coburg verwaltet.
Im Übrigen findet man dort auch die Pläne zum Bau des Gauforums in Stettin.
Auch letztere Anmerkung ist korrekt. Claaßen erhielt durch Beschluss des Coburger Stadtrates lediglich eine monatliche Aufwandsentschädigung in Höhe von 100 Reichsmark ab April 1934. Seine Tätigkeit für die Stadt endete 1938.
Zitat von Christian im Beitrag #12Wie das andere Autoren machen, kann ich nicht beurteilen. Ich habe auch keine Zeit, dass zu untersuchen, weil ich einfach mein Ding durchziehen will. Und das mache ich seit 2007. Da freut es mich einen verlässlichen Partner wie die Historische Gesellschaft Coburg, bzw. als Person Prof. Melville zu haben, die diesen Weg nicht nur begleiten, sondern auch tatkräftig unterstützen.
Ich darf mein Kompliment erweitern: Du arbeitest gründlicher als Melville, jedenfalls in einem bestimmten Punkt, jüngere Coburger Geschichte betreffend, in dem er ziemlich "schlusig" war.
Was "andere Autoren" zum Thema "Nazi-Baupolitik" betrifft, habe ich da interessante "Entdeckungen" gemacht, auf die ich später noch eingehen werde. Derzeit und die nächsten Wochen habe ich beruflich sehr viel um die Ohren.
Über die Arbeitsmethoden von Herrn Melville kann ich mich ebenfalls nicht äußern, da ich sie nicht kenne.
Im Übrigen wurde die Master-Arbeit bereits für die Casimir-Ausstellung im vergangenen Sommer im Staatsarchiv verwertet. Aus diesem Grund war die Monografie auch schon ein halbes Jahr vorher im Lesesaal des Archivs öffentlich einsehbar.
Der Ausstellungskatalog geht dabei auf drei Aspekte ein:
1. Johann Casimirs Architektur wird zum Maßstab (Beispiel: Rathaus-Erweiterung)
2. Sengelaubs Erbe? Ein kurze Übersicht über das Wirken Reinhard Claaßens
3. NS-Führer Schwede als neuer Johann Casimir? Hier geht es um die von Historikern konstruierten Parallelen zwischen der Gründung des Herzogtums Coburg in den 1570er Jahren und der nationalsozialistischen Machtergreifung.
Einen interessanten Kommentar von Herrn Braunschmidt las ich gestern in der Neuen Presse.
"Die Stadt hat ein Grundproblem, und das ist ihre Rolle im Dritten Reich. Sie muss sich endlich ehrlich und offen und vorbehaltlos ihrer Geschichte vor, während und in den Jahren nach der Naziherrschaft stellen. Dazu gehört auch, aufzuklären, wer in Coburg unter Hitler welche Rolle gespielt hat und wer trotz seiner Verstrickungen ins diktatorische Regime nach 1945 in Coburg welche Karriere an welcher Stelle machen konnte. Das ist eine Herkulesaufgabe. Wer sie umgehen will, soll sich künftig nicht mehr offen geführte, verletzende Debatten beschweren, die sich aus Nicht- und Halbwissen speisen."
Das Buch "damit Coburg schöner wird"? hat hier einen kleinen Beitrag in Bezug auf Wilhelm Rehlein und Reinhard Claaßen geleistet.
Prof. Georg Seiderer (Universität Erlangen) kommt in diesem Zusammenhang in seiner Rezension zu dem Schluss, das dem Buch "gerade mit Blick auf die beteiligten Akteure das Verdienst zu(kommt), Legendenbildungen infragezustellen, die letztlich auf der propagandistischen Selbstdarstellung unter dem Nationalsozialismus beruhen."