Die Laufende medizinische Betreuung des Reservelazarett Banz oblag den Abteilungsärzten. Die 200 später 300 Betten waren stockwerksweise in zwei Abteilungen gegliedert.
Es waren Oberärzte, Unterärzte sowie auch Medizin- Studenten im Einsatz. Trotzdem scheinen Engpässe beim ärztlichen Personal aufgetreten zu sein. So wird berichtet, das vereinzelt zwei Ärzte für bis zu 300 Patienten zuständig gewesen seien, die von Sanitätssoldaten unterstützt wurden.
1942 war das Reservelazarett Banz zunächst ein allgemeines Lazarett. Leichtverwundete aller Verletzungsarten kamen direkt von den Feldlazaretten ,die nach ihrer Operation oder
intensiven medizinischen Betreuung einen "Genesungsaufenthalt" brauchten.
Verwundungen durch Schussverletzung, Granatsplitter,Erfrierungen,Magengeschwü-re,Gelbsucht,Hautausschläge waren häufig an der Tagesordnung. " Kleine Chirurgie" war in Banz möglich, schwerere Fälle wurden ins Krankenhaus nach Coburg oder Bamberg verwiesen. Zu Röntgenaufnahmen sanden die Ärzte die Patienten nach Bamberg, gehfähige Patienten gingen zu Fuß zur Bahn nach Staffelstein. Gehbehinderte wurden mit der Pferdekutsche dorthin gebracht. Todesfälle gab es in Banz ganz wenige.
1943 wurde übergangsweise eine Isolierstation eingerichtet. Offenbar hatten Patienten Typhus mit nach Banz gebracht und mussten gesondert unter gebracht werden. Im Obergeschoß des Konventbaus wurde hierfür Platz geschaffen.
Begutachtung, wie lange die Patienten im Lazarett verbleiben sollten ,stellten die Ärzte fest und lastete auf ihnen. Meist dauerte der Aufenthalt der Patienten in Banz zwischen vier bis sechs Wochen, bis sie wieder "k.v. "(kriegsverwendungsfähig)
geschrieben wurden.
Der Aufenthalt in Banz wird von den Soldaten die von der Front kamen als der Eintritt in eine andere Welt wahr genommen. Nach Hunger, Dreck, Verletzung, wieder in einen sauberen Bett zu schlafen, regelmäßig essen zu bekommen ,stand für alle Patienten an erster Stelle.
Alle paar Monate stand seit 1942 die Aktion "Heldenklau" an.
Ein Oberarzt kam aus Würzburg und überprüfte die Patienten mit ihren Genesungsfortschritten: "Bei einer Visite sind 30 Mann rausgeflogen, auf die wir noch die Hand gehalten hatten!" berichtet ein Abteilungsarzt 1943.
1944 scheint es noch strenger gewesen zu sein, obwohl sich schon abzeichnete das der Krieg verloren war....
Die Schwestern waren Wehrmachtsangehörige!
Allen DRK-Schwestern gemeinsam war die Einberufung zur "Wehrmacht des Deutschen Reiches". Mit der Einberufung erhielten die DRK-Schwestern den Status von Wehrmachtsangehörigen inklusive Erkennungsmarke, Unterstellung unter das Disziplinarrecht, Sold und Urlaubsbestimmungen. Diese Rechtsstellung führte nach dem Einmarsch der Amerikaner im April 1945 in Banz, zur Gefangennahme, dann zur Internierung, bis am 29.8.1945 für die in Banz tätigen DRK-Schwestern die Entlassung erfolgte.
Unter "Gebührnisse" verzeichnet Zahlmeister Gümpel am 31.März 1944 einer DRK-Helferin monatliche Bruttoeinnahmen von 83.80 RM, nach Abzügen verbleiben zur Auszahlung monatlich 61 RM, zuzüglich Wäsche, Unterkunft und Verpflegung in "natura".
Am Abend des 11.April 1945 werden die ersten amerikanischen Panzer gesichtet, die Richtung Banz fahren.
Bei ihrem Eintreffen im Schlosshof signalisiert der Chefarzt die Übergabe, indem er mit der Fahne des DRK auf die Amerikaner zugeht. Diese beobachten zuerst das Schlossgelände und besichtigen dann gemeinsam mit Dr. Fürst das Lazarett.
"Somit waren wir seit den 11.April 1945 um 19.30 h in amerikanischer Gefangenschaft" berichtet eine Zeitzeugin ,(als Schwester in Banz tätig)
Deutsche Gefangene werden von den Amerikanern zum Übernachten ins Schloss gebracht und dann weiter transportiert. Ende Mai 45 verfügt eine amerikanische Kommission, dass alle Patienten, die laufen können, entlassen würden. Manche Patienten werden von den Amerikanern sogar in ihre Heimatorte gefahren.
Am 26.Mai 1945 ist das Lazarett leer!
Aber am 31.Mai kommt ein neuer Transport mit 250 Patienten, z.T. haben die Soldaten offene Wunden. Nach Versorgung werden viele entlassen.
Am 6.Juni 45 kommen 80 Patienten ins Lager Frauendorf (ehemaliges RAD Lager) zur Entlassung.
Noch am 23. Juli 45 neue Belegung vom Lazarett Banz: " Aus dem Sudeten 300 Verwundete ,unser Lazarett ist gestopft voll!"
Aus Gefangenen werden Internierte.
Das Leben im Lazarett unter amerikanischer Regie normalisiert sich allmählich, die Bewegungsfreiheit wird größer, die Ausgangssperre wird gelockert. Chefarzt Fürst, inzwischen zum "Chiefsurgeon" avanciert, darf dem Lazarettpersonal Passerscheine für dienstliche Zwecke erteilen.
Die Patienten werden weiterhin entlassen, schwerere Verwundete nach Coburg verlegt.
Am 19.August 1945 ist das Lazarett dann entgültig leer.Am 20.August werden zehn Schwestern zur Entlassung gemeldet, die anderen reinigen das Lazarett.
Eine Bilanz über das Reservelazarett Schloss Banz:
Vom 1.Juni 1942 bis zum 11.April 1945-Ankunft der Amerikaner-war das Reservelazarett belegt mit 250 bis 300 Patienten. Bei einen Aufenthalt von vier bis sechs Wochen, selten darüber, müssten-überschlägig und an der unteren Grenze orientiert -acht Durchgänge pro Jahr mal 250 Patienten-d.h. 2000 Patienten pro Jahr ,insgesamt also 6.000 Patienten in Schloss Banz ihre Genesung gesucht und eine solche willkommene Unterbrechung des Kriegsgeschehens gefunden haben, das Banz von den Zeitzeugen in fast schon glorifizierendem Licht gesehen wird:
"Banz war eine gute Zeit!"
Dieser hier Auszugsweise wieder gegebenen Bericht
wurde am 26.11.1997
von Dr. Karl Ludwig Ostertag-Henning(verstorben 2005)
verfasst.
Ein weiterer Bericht, der im Zusammenhang mit Schloss Banz steht folgt.