Heuer jährt sich zum 50. Male der Todestag eines der berühmtesten Coburger Originale. Die Rede ist hier von Alexander Otto, den alle nur unter seinem Spitznamen „Gurken-Alex“ gekannt haben. Der „Gurken-Alex“ war seinerzeit eine stadtbekannte Persönlichkeit. Er fehlte auf keiner Kirchweih, es gab kaum ein Gasthaus, in dem er nicht ein Stammgast war und auf dem Coburger Schützenfest, dem Vogelschießen, war er nicht wegzudenken. Immer wenn in Coburg etwas feierliches geschah, war auch der „Gurken-Alex“ vor Ort. Geboren wurde Alexander Otto am 26. August 1884 im Hause Steinweglein Nr. 1 in Coburg. Das Steinweglein ist die kleine Gasse die von der Ketschengasse (zwischen den Modegeschäften Faulhaber und Reuther) hinauf zum Gymnasium Casimirianum führt. In dem bescheidenen Häuschen sollte Otto sein ganzes Leben verbringen. Nachdem er die Schule beendet hatte, begann er eine Lehre zum Buchbinder bei der Buchbinderei Heinrich Schade in der Judengasse. Diesem Beruf blieb er aber nicht lange treu. Womöglich trieb ihm die Arbeitslosigkeit dazu, mit 25 Jahren in das ambulante Gewerbe einzusteigen. Ab sofort wurde ein kleines Köfferchen, in dem er Schnürsenkel, Rasierklingen, Bonbons, Schokolade und vieles anderes mehr aufbewahrte sein Markenzeichen. Er selbst nannte den Koffer liebevoll „seinen Laden“. Damit zog er von Haus zu Haus um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Zeit seines Lebens blieb aber der „Gurken-Alex“ ein verarmter Mensch. Geheiratet und Kinder gezeugt hatte er nie. Wenn nun die Zeit der Kirchweihen und der Sommerfeste kam, vertauschte der „Gurken-Alex“ den Koffer mit einem Gurkenfass und pries die Gurken mit „Kümmerlinge, Kümmerlinge“ den Menschen an. Die Gurken stammten von der Neuseser Konservenfabrik Emmerling & Pfister, bei der Otto aber nicht angestellt war. Insgesamt trug ihm diese Tätigkeit den Spitznamen „Gurken-Alex“ ein. Aber wirklich berühmt wurde er durch seine Gabe, phantasievolle und witzige Steigreifreden zu halten. So konnte man bei ihm viel über das kommende Wetter hören, da er „fast genau jedes Wetter“ fühlte. Er berichtete über sein Amt als Vorsitzender des „Preisskat-Kollegiums“ von Coburg und Umgebung und philosophierte über die „Weihnachtsfeenwunderkerze“, die eine starke Weiterverbreitung der Verdienstfestsetzung erfahren hat.“ Trotz seiner geringen Körpergröße und der stets zwei Nummern zu großen Bekleidung, die er trug, besaß er eine große Schlagfertigkeit, die ihn bei der Coburger Bevölkerung beliebt machten. Das brachte ihm sogar Auftritte auf diversen Faschingsveranstaltungen und sogar einer kleinen Rolle im Landestheater ein. Der Alex nahm dies mit Humor, obwohl seine Lebensverhältnisse von Jahr zu Jahr immer schwieriger wurden. Die schwierigen Zeiten wie die Weltwirtschaftskrise, der Zweite Weltkrieg und der schwierige Neuanfang nach 1945 taten ihr Übriges dazu. In ärmlichen Verhältnissen starb der „Gurken-Alex“ am 23. März 1960 im Alter von 75 Jahren. An seiner Beerdigung drei Tage später nahmen zahlreiche Coburger teil. Der Zweite Bürgermeister Reichenbecher hielt sogar die Trauerrede. Auch in den folgenden Jahren blieb der „Gurken-Alex“ unvergessen. Daher entschloss sich die Coburger Faschingsgesellschaft „Narhalla“ im Jahre 1984 dem Alex ein Denkmal zu errichten. Heraus kam ein Brunnen, der 1985 in der Herrngasse, vor dem Haus Nr. 13, eingeweiht wurde. Für den Brunnen kam seinerzeit eine Spendensumme von 55.000 DM zusammen. Auch das ist ein Beleg dafür, wie sehr der „Gurken-Alex“ in den Köpfen der Coburger hängen blieb. Zu seinem 100. Geburtstag ließ ebenfalls die „Narhalla“ an seinem Geburts- und Sterbehaus im Steinweglein eine Gedenktafel anbringen. Auch sie erinnert an den „Gurken-Alex“ dem bekanntesten Coburger Original.
Bildquellen:
Bild 1: Der Gurken-Alex bei einem Besuch der Gaststätte Zollhof in den 1950er Jahren (Sammlung Historische Gesellschaft Coburg)
Bild 2: Das Wohn- und Geburtshaus des Gurken-Alex im Steinweglein (Foto: Christian Boseckert, 2010)
Bild 3: Die Gedenktafel am Hause des Gurken-Alex (Foto: Christian Boseckert, 2010)
Bild 4: Der Gurken-Alex-Brunnen in der Herrngasse (Foto: Christian Boseckert, 2010)