Eines der markantesten Bankgebäude Coburgs ist der ehemalige Sitz der Coburger Bank am Theaterplatz. Es mag viele überraschen, dass dieses Grundstück erst vor knapp 200 Jahren bebaut wurde. Dennoch bietet es eine umfangreiche Geschichte, deren Inhalt Gegenstand des heutigen Aufsatzes sein wird. Anstelle des ehemaligen Stadtgrabens am Spitaltor errichteten in den Jahren 1816/17 der Bauinspektor Johann Adam Koch und der Geheime Rat Johann Friedrich Carl von Griesheim eine großzügige Stadtvilla im Biedermeierstil. Das neue Gebäude war ein Doppelhaus mit einem Eingang an der Kleinen Mauer und einem Eingang in der Georgengasse. Diese Zweiteilung spiegelt sich heute noch an der Adresse des Hauses, die Theaterplatz Nr. 10 und 11 lautet, wieder. Beide Häuserteile sahen im Laufe des 19. Jahrhunderts vornehmer Besitzer. So finden sich für das Gebäude Theaterplatz Nr. 10 die Herzogin Luise von Sachsen-Coburg und Gotha (1824-25), die Frau Oberforstmeisterin Amalie von Wangenheim (1825-44) und der Justizrat Philipp Braun (1844-63) als Hauseigentümer erwähnt. Das Häuserteil Theaterplatz Nr. 11 blieb indes bis 1843 im Besitz der Familie von Griesheim und gelangte danach in den Besitz der Kaufmannswitwe Friederike Schöner (1844-71) und des Musikdirektors Carl Julius Abt (1871-89). Der ursprüngliche Charakter des Gebäudes als reines repräsentatives Stadthaus ging schließlich im Jahre 1879 verloren. Damals erwarb der Restaurateur und Hoflieferant Theodor Herold das Anwesen Nr. 10 und richtete dort eine Weinhandlung mit eigenem Ausschank ein. Die Weinstube Herold, die vorher im Landestheater untergebracht war, galt als eine vornehme Einkehrmöglichkeit für Theaterbesucher und der vornehmen Coburger Bürgerschicht. Die Weinstube existierte bis zum Tode Theodor Herolds im Jahre 1889. Das Haus kam daraufhin in den Besitz seines Sohnes Theodor Alphons Herold, der als Hotelier in Wien tätig war. Er erwarb 1889 noch das Nachbarhaus Nr. 11 und war damit der erste, dem der gesamte Häuserkomplex am Theaterplatz alleine gehörte. Herold vermietete die Gebäude in der Folgezeit. So war auch um die Jahrhundertwende das amerikanische Konsulat für eine kurze Zeit in dem Haus untergebracht. 1904 verkaufte Herold die beiden Gebäude an den Architekten August Berger und an die Spar- und Vorschuss-Bank GmbH, einem Vorgänger-Institut der Coburger Bank. Damit begann die lange Geschichte des Gebäudes als Bankhaus. Das Bausubstanz des Gebäudes allerdings hatte mit den Jahren gelitten und entsprach nicht mehr den Vorstellungen eines repräsentativen Bankgebäudes. Auch verlangte das herzogliche Ministerium eine Neugestaltung des Hauses zur Aufwertung des Theaterplatzes. Grund hierfür war die Einweihung des Prinz-Josias-Denkmals im Jahre 1911. Aus diesen Gründen erwarb die Vereinsbank Coburg GmbH, wie die Spar- und Vorschussbank seit 1909 hieß, im Jahre 1910 den anderen Teil des Hauses und baute ihn zusammen mit ihrem Stammsitz zu einem repräsentativen Gebäude um. Aber auch dies war keine endgültige Lösung. Schließlich erfolgte inmitten des Ersten Weltkrieges 1915 der Abbruch des Gebäudekomplexes. Die beiden Chemnitzer Architekten Alfred Zapp und Erich Basarke errichteten schließlich bis 1917 ein neuklassizistisches Bankgebäude. Zur Erinnerung an die teilweise recht schwierigen Verhältnisse während der Bauphase, wurde an der Ecke zur Georgengasse hin vom Bildhauer Bruno Ziegler ein Gedenkstein errichtet, der von einem Reiter bekrönt ist. Diesen Stein kann man noch heute am Gebäude sehen. 1934 wurde das Gebäude Sitz der Coburger Bank eGmbH, die aus einer Fusion zwischen der Vereinsbank und der Coburg-Gothaischen Bank AG entstand. Über 70 Jahre blieb dieses Kreditinstitut am Theaterplatz bestehen. Es erfolgten Umbauten im Inneren des Hauses und einige Veränderungen an der Hausfassade. 2006 schließlich fusionierte die Coburger Bank mit der VR-Bank Coburg-Rennsteig eG zur VR-Bank Coburg. In der Folgezeit wurde das Bankgebäude am Theaterplatz völlig umgebaut auch die Außenfassade erhielt durch die Vergrößerung der Schaufenster und der Entfernung der Eingangstreppe ein völlig neues Gesicht. Heute befindet sich in dem Räumen eine Filiale der VR-Bank. So bleibt die seit 1904 andauernde Bankhaus-Tradition auch für die Zukunft erhalten.
Bildquellen:
Bild 1: Das Bankgebäude Theaterplatz 10/11 im Jahre 2010 (Foto: Christian Boseckert)
Bild 2: Der umgebaute Vorgängerbau der Vereinsbank Coburg mit dem Prinz-Josias Denkmal um 1913 (Sammlung Christian Boseckert)
Bild 3: Das Bankgebäude der Coburger Bank um 1930 (Sammlung Christian Boseckert)
Bild 4: Architektonische Impressionen (Foto: Christian Boseckert, 2010)
Bild 5: Gedenkstein zur Errichtung des Gebäudes an der Ecke zur Georgengasse (Foto: Christian Boseckert, 2010)