Näheres zur "Prügelstube" ist zu lesen im Buch von Hubert Fromm: "Die Coburger Juden"; in der Auflage 2 von 2001 ab Seite 60 im Kapitel 18: "Coburg war der Auftakt für all die Greueltaten des nationalsozialistischen Regimes" - die Mißhandlungen
Ein Beispielfall hierzu (aus dem digitalen Stadtgedächtnis):
Dr. Alfred Masur, geb. 1869 Steinweg 15
Hier wohnte Dr. Alfred Masur. Geboren am 5. März 1869 in Coburg. Dr. Masur hatte in der Mohrenstraße 26 eine Arztpraxis und war Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde. Bereits im Dezember 1931 wurde er zum ersten Mal Opfer der antisemitischen Zerstörungswut, als ihm die Nationalsozialisten die Scheibe der Korridortüre seiner Praxis einschlugen. Derartige Sachbeschädigungen mehrten sich. Im März 1933 fühlte sich der Arzt in Coburg nicht mehr sicher und floh. Weil er sich im Vorfeld öfters wegen der Zerstörungen an seiner Praxis beschwert hatte, wurde er von den Nazis gesucht. Nach einiger Zeit kehrte Dr. Masur zurück in seine Heimat. Die Folgen waren verheerend: Unverzüglich wurde er von den Nazis festgenommen und in die alte Herberge neben dem Rathaus gebracht. Fortan gehörte er zu den ersten Opfern, die regelmäßig in der Coburger Prügelstube misshandelt wurden: Laufend musste er schreckliche Qualen erleiden. Augenzeugen berichten, dass er völlig zerschlagen und am ganzen Körper zitternd aus der Prügelstube zurück in den Häftlingsraum kam. Dr. Masur war körperlich und seelisch am Ende und versuchte, sich die Pulsadern zu öffnen. Umgehend wurde er ins Krankenhaus gebracht. Sein Leben konnte gerettet werden. Bei den Untersuchungen stellten die Ärzte fest, dass er nur mit Mühe in der Lage war, sich fortzubewegen und sich kaum noch zu setzen vermochte. Sein Hemd und seine Unterwäsche waren blutverschmiert, die geschwollenen Körperstellen von striemenförmigen, kreuz und quer verlaufenden Erhebungen durchzogen. Dr. Masur musste seine Praxis aufgeben. Am 6. Februar 1941 starb er als gebrochener Mensch.
Ein ausführlicher Beitrag zu Dr. Alfred Masur befindet sich auch in dem oben angesprochenen Buch auf S. 229 - S. 237
Die Prügelstube befand sich im Haus Rosengasse 1 (später Sitz der Stadtpolizei). Das Gebäude existiert nicht mehr. Es wurde 1937 durch den heutigen Bürobau ersetzt.
Nicht nur gegen Masur und die Juden, sondern auch gegen missliebige politische Gegner richtete sich der Terror, der auch in Sandner - Coburg im 20. Jahrhundert, auf S. 117 dokumentiert ist. Um nicht wieder Urheberrechtsdiskussionen auszulösen, erspare ich mir hier einen Wiedergabe.
Trotz der merkwürdigen Diskussionen hier in den letzten Monaten gehört m.E. dieses Buch in jeden Bücherschrank eines an Coburger Geschichte Interessierten. Wenn es im Handel nicht mehr erhältlich ist, mal Ebay oder eurobuch.com beobachten.
"Die SPD hat außerdem beschlossen, dass eine Gedenktafel am Rathaus angebracht wird, die an die Misshandlung von Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschaftern in der "Prügelstube" an der Rosengasse erinnert. Diese Tafel solle nicht im Innenhof des Rathauses angebracht werden, monierte jedoch Isabel Zosig: Die Tafel sollte einen besser sichtbaren Platz erhalten."
Meine Meinung: Wenn eine Gedenktafel, dann für alle Opfer und dann am Tatort und nicht in der Nähe davon.
Die Grossmutter wohnte zu dieser Zeit beim "Feyler"....was dort gegenüber der Strasse vorkam,war den Anwohnern nicht verborgen geblieben!...Es wurde ,wenn überhaupt, nur "hinter vorgehaltener Hand "darüber gesprochen.... Nach der "alten Herberge" entstand dann der Neubau,wo heute die VCS drinnen ist,einen Teil davon belegte früher die Stadtpolizei,das Stadtarchiv und andere Ämter der Stadt C.
Ich habe einen Bekannten der zu dieser Zeit in der Rosengasse rechts neben dem Hotel goldener Anker gewohnt hat und heute noch lebt, daraufhin angesprochen. Er hat vor allen selbst miterlebt, was man einem Komerzienrat Friedmann, der Direktor bei der Firma Grossman war und eine Villa in der Ketschendorferstraße hatte angetan hat. Was er mir erzählt hat möchte ich hier im Forum lieber nicht berichten Seine Tante war im Haushalt von der Familie Friedmann beschäftigt, aber auch er ist im Hause Friedmann ein und aus gegangen, da er mit einem Enkel von Friedmanns befreundet war.Er hat mir die Familie Friedmann als eine sehr Kinderfreundliche und soziale Familie, die vielen armen Menschen in Coburg geholfen hat beschrieben. Frau Friedmann ist 1933 noch in Coburg verstorben,ihre Grabstelle ist heute noch auf dem Friedhof von Coburg zu finden. Diese Tante ist mit der Familie Friedman nach Berlin später nach Brüssel und danach nach Paris geflohen. Sie war bis zu Tode von Herrn Friedmann im Haushalt der Familie beschäftigt. Herr Friedmann ist in Paris verstorben.