Zu dem Griebelskeller gibt es noch eine Anmerkung zu machen. Der als "Griebels neue Anlage" auf dem Plan bezeichnete Garten existiert heute noch. Dort befindet sich ebenfalls ein Kellereingang, den ich gestern Rolf auch gezeigt habe. Nach dem Katasterplan geht dieser Keller nur bis zur Straßenkante. Auf einer alten Lithografie habe ich diesen Keller nun entdecken können. Er befindet sich innerhalb der roten Markierung. Das Bild zeigt zudem die Ostseite des Restaurants Kapelle.
Ob nun eine Verbindung mit dem anderen Bierkeller des Bäckers Griebel besteht, weiß ich nicht.
Kapelle.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Wie auf dem Plan ersichtlich, gab es diesen Keller 1835 noch nicht. Ich vermute, dass die Anlage mit dem Ausbau der Gaststätte Kapelle ab 1868 dort angelegt wurde.
Nicht minder interessant, wie die Keller des Hauses Plattenäcker 2, ist die Kelleranlage des Nachbarhauses Plattenäcker 2a.
Hinter diesem Gebäude befindet sich noch heute eine Doppel-Kelleranlage in U-Form mit einem Eingang innerhalb des Hauses. 1835 gehörte diese Anlage den Gebrüdern Eckardt. Während der eine als Schreinermeister tätig war, ging der andere dem Bäckerberuf nach. Johann Heinrich Eckardt war aber nicht nur Bäcker sondern auch Wirt und Brauer. Seinen Betrieb hatte er in der Rosengasse (Haus Nr. 20, ehemals Gasthaus "Zur Tante").
1841 übernahm der Bäckermeister Johann Andreas Fenzlein den Eckardt´schen Betrieb. Der Name Fenzleins taucht erstmals im Zusammenhang mit einem Bierkeller am Plattenäcker im Jahre 1853 auf. Damals besaß der Bäckermeister ein Kellerhaus auf dem Gelände des heutigen Anwesens Plattenäcker Nr. 2a. Dieses Gebäude ist auf den bisherigen Abbildungen ebenfalls zu sehen. Es handelt sich dabei um ein einstöckiges Gebäude mit einem hohen Dach.
Kommen wir nun zum Standort der Fenzlein´schen Kellergartenwirtschaft.
Der genaue Standort des Biergartens kann jedoch heute nicht mehr ermittelt werden. Heinrich Langbein schrieb in seinen Ausführungen, dass das Gartenlokal die sogenannte "Günthersburg" gewesen sei, die etwas weiter oberhalb des erwähnten Bierkellers bestand. Diese Aussage muss jedoch angezweifelt werden. Zum einen lagen die Günthersburg und der Fenzlein´sche Bierkeller um einiges voneinander entfernt. Zum anderen ließen die topographischen Verhältnisse die Anlage eines Biergartens bei der in einer Schlucht liegenden Günthersburg nicht zu. Bessere Verhältnisse sind dagegen bei dem Bierkeller zu finden. Dieser liegt an der Südseite des Plattenäckers und dürfte daher sehr sonnendurchflutend gewesen sein. Zudem taucht in der Geschichte der Günthersburg der Name Fenzlein zu keinem Zeitpunkt auf. Fakt ist jedoch, dass an der Einmündung Postgrund/Plattenäcker die Familie Fenzlein einen Garten besaß, wie mir ein Nachbar berichten konnte.
Kommen wir nun zu den Besitzverhältnissen des Fenzleinkellers.
1865 verstarb Johann Andreas Fenzlein, so dass die Gastwirtschaft in der Rosengasse und der Biergarten am Plattenäcker von seiner Ehefrau Luise fortgeführt wurde. 1888 ging das Haus in der Rosengasse in den Besitz des Bäckermeisters und Bierwirts Peter Koch über, der die Brautätigkeit nicht fortsetzte. Diese gab Luise Fenzlein bereits im Jahre 1886 auf. Damit war wohl auch das Ende der Kellergartenwirtschaft gekommen. Der Bierkeller blieb noch bis 1904 im Besitz der Familie Fenzlein. Danach gelangte der Keller in den Besitz des Korbmöbelfabrikanten Hugo Holländer, der im Sonntagsanger seinen Betrieb hatte. 1918 erwarb der Bezirkskonsumverein die Kelleranlage. Im Jahre 1930 verkaufte der Verein das Grundstück an den Maurermeister Albert Gehrlicher, der das Kellerhaus abreißen ließ. An dessen Stelle errichtete Gehrlicher ein zweistöckiges Wohnhaus, das heutige Anwesen Plattenäcker Nr. 2a.
Dieser Bierkeller gehörte 1835 dem Bierbrauer Gottlieb Oehrl. Ob hier familiäre Zusammenhänge zum Brauerei-Gasthof Oehrl an der Ecke Steinweg / Unterer Bürglaß (heute Matratzen-Dehler) bestanden, ist bisher unbekannt und eher unwahrscheinlich. Interessanterweise blieb der Keller bis 1930 im Besitz der Familie. Danach veräußerten die Oehrls den Keller an den Maurermeister Albert Gehrlicher, der dort eine Terrasse errichten ließ. Sie gehört heute zum Anwesen Plattenäcker Nr. 2a. Auf dem Plan von 1835 ist der Oehrlskeller links vom u-förmigen Fenzleinskeller zu erkennen.
Komme ich nun zum linken Bierkeller auf Rolfs Foto.
1835 wird der Bierbrauer Müller als Eigentümer der Anlage erwähnt. Weitere Besitzer waren 1876 Johann Daniel Brückner, Bierwirt, 1877 Johann Georg Angermüller, Bierbrauer und Metzger, 1879 Gustav Frommann, Bäckermeister, 1902 Emil Steiner, Metzgermeister, 1924 Clara Steiner, Metzgermeisterswitwe
Für diesen Keller kann ich eine Anekdote erzählen. Dieser geht sehr tief in den Plattenäcker rein. Als in der Nachkriegszeit der Kaufmann Alberti anstelle der ehemaligen Gaststätte Kapelle ein Bungalow nebst Schwimmbad baute, kam es dann zum Maleur. Beim Ausheben des Schwimmbeckens, brachen Teile des Bodens ein. Grund hierfür war, dass bei der Planung der unter dem Grundstück verlaufende Steiner´sche Bierkeller nicht berücksichtigt wurde. Daraufhin stürzte der Keller teilweise ein und das Loch wurde verfüllt.